Röm.-kath. Pfarrkirche
A-4451 Garsten
1082 gründete Ottokar II. (*1082–†1122), Eigenkirchenherr der Pfarre Garsten, dort ein weltliches Kollegiatstift. Als Tochtergründung Göttweigs wurde es um 1107 in ein Benediktinerkloster umgewandelt. 1179 bestätigte Papst Alexander III. alle bisherigen Schenkungen und Rechte des Klosters, unter anderen das Recht der freien Abtwahl.
1305 wurden dem Kloster die Patronatsrechte über Pfarrkirche, Burgkapelle und Spitalskapelle in Steyr übertragen.
Im Verlauf des 14. Jahrhunderts kam es durch Naturkatastrophen und Pest sowie durch innenpolitische Auseinandersetzungen zu einem Niedergang der klösterlichen Lebensweise. 1419 kamen die Visitatoren der Melker Reform nach Garsten, forderten den herrschenden Abt Florian zum Rücktritt auf und setzten mit Frater Leonhard einen neuen Abt ein. Während der Bruderkriege zwischen Friedrich III. und Albrecht VI. wurde das Kloster mehrmals geplündert und erlebte in der nachfolgenden Zeit große wirtschaftliche Belastungen.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatte das Stift vor allem mit den Auswirkungen der Reformation und der Bauernkriege, aber auch mit den kriegerischen Auseinandersetzungen gegen das Osmanische Reich zu kämpfen. Zu einer gegenreformatorischen Wende kam es unter Abt Johann I. Spindler (1574–1589). Im 17. Jahrhundert kam es zu intensiver Bautätigkeit; die neue Stiftskirche wurde 1693 geweiht. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Neugestaltung der Klosteranlage angestrebt, die aber bis zur Aufhebung des Klosters unter Joseph II. nicht abgeschlossen wurde. 1787 wurde das Kloster aufgehoben.
Seit 1851 befindet sich in den Gebäuden des ehemaligen Stifts eine Strafvollzugsanstalt. Der Frauentrakt wurde 1855 in das ehemalige Chorherrenstift Suben verlegt. Die ehemalige Stiftskirche dient als Pfarrkirche. Im Pfarrhof wird eine Ausstellung zur Klostergeschichte gezeigt.
Waldemar Huber, Garsten, in: Germania Benedictina, 3/1: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, hg. von Ulrich Faust–Waltraud Krassnig (St. Ottilien 2000) 501–560.
Godfried Edmund Friess, Geschichte des Benedictiner-Stiftes Garsten in Ober-Oesterreich. SMGB 1/2 (1880) 88–106; 1/3 (1880) 28–49; 1/4 (1880) 74–94; 2/1 (1881) 5–28, 235–252; 2/2 (1881) 40–66, 251–266; 3/2 (1882) 6–26, 241–248.
Franz Xaver Pritz, Geschichte der ehemaligen Benediktinerklöster Garsten und Gleink im Lande ob der Enns und der dazugehörigen Pfarren (Linz 1841).
Urkundenbuch des Landes ob der Enns Bde. 2–11 (Linz 1856–1956). Register zu Bd. 11 (1983).
Das ehemalige Stiftsarchiv Garsten befindet sich im Oberösterreichischen Landesarchiv. Die Archivbestände, die zeitlich von 1082 bis 1803 reichen, umfassen neben 319 Schachteln Akten und 80 Handschriften auch 573 Urkunden. Archiverzeichnis: http://www.landesarchiv-ooe.at/xbcr/SID-6A32ACDB-CC5D7A1E/StiftsarchivGarsten.pdf
Urkunden online auf www.monasterium.net
Rudolf Ardelt, Beitrag zur Geschichte des Stiftsarchivs Garsten, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Museumsvereins 125/I (Linz 1980) 109–118.
Die mittelalterlichen Handschriften befinden sich in der Österreichischen Nationalbibliothek und in der Oberösterreichischen Landesbibliothek, die Inkunabeln im Benediktinerstift Kremsmünster; Drucke befinden sich auch in der Bibliothek der Katholisch-Theologischen Universität Linz.