A-2571 Altenmarkt an der Triesting
Das Benediktinerkloster „Mariazell in Österreich“ wurde 1134 von den Brüdern Heinrich und Rapoto von Schwarzenburg-Nöstach gestiftet, 1136 trat Markgraf Leopold III. in die Stiftung ein. Die ersten Mönche wurden aus dem bayerischen Kloster Niederaltaich berufen. Durch die Melker Reform erlebte das Kloster im 15. Jahrhundert großen Aufschwung. Im Krieg gegen das Osmanische Reich wurde die Stiftskirche teilweise zerstört, unter Abt Vitus Perckhover wieder hergestellt und 1609 eingeweiht.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtete das Kloster die zwei Wallfahrtsorte Hafnerberg und St. Corona am Schöpfel. Unter dem letzten Abt Jakob Pach (1752–1782) aus Kremsmünster erfolgte der barocke Umbau der romanischen Basilika. Die Fresken des Malers Johann Bergl, die aus dem Marienleben erzählen, gelten als das Hauptwerk des Künstlers.
Im Zuge der josephinischen Klosteraufhebungen wurde auch Klein-Mariazell im Jahr 1782 aufgehoben, die Güter nach kurzer Administration durch die Stifte Melk, Kremsmünster und Lilienfeld in staatliche Verwaltung übernommen und 1826 verkauft. Aus der Stiftskirche wurde eine Pfarrkirche, aus der Klosteranlage ein Schloss, das 1940 als Umsiedlungslager diente und 1964 wegen Baufälligkeit abgerissen werden sollte. Bei den Abbrucharbeiten wurden romanische Bauteile freigelegt und man beschloss, den Klosterbau, vor allem den Kreuzgang, zu erhalten.
Seit 2005 wird die Wallfahrtskirche betreut von den „Brüdern Samaritern der Flamme der Liebe des Unbefleckten Herzen Mariens“, einem diözesanen, klerikalen Verein mit Priestern, die in Form einer Ordensgemeinschaft zusammenleben. Die Brüder unterhalten auch Niederlassungen in Hafnerberg, St. Corona, Pottenstein und Retz.
Peter Maier, Mariazell, in: Germania Benedictina, 3/2: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, hg. von Ulrich Faust, Waltraud Krassnig (St. Ottilien 2001) 395–448.
Thomas Aigner, Mariazell in Österreich. Eine Klostergemeinschaft zwischen Reformation und Aufklärung (Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 19, Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 2, St. Pölten 1998).
Otto Eigner, Geschichte des aufgehobenen Benedictinerstiftes Mariazell in Österreich. Mit Benutzung des Ignaz Franz Keiblinger’schen Nachlasses (Wien 1900).
Vinzenz Staufer, Das Todtenbuch des Benedictiner-Stiftes Klein-Mariazell in Oesterreich unter der Enns. SMGB 1/2 (1880) 106–120; 1/3 (1880) 49–66; 1/4 (1880) 94–109; 2/1 (1881) 28–45.
Reste des ehemaligen Klosterarchivs befinden sich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien. Hs. B 495 ist ein Inventar des Stiftes aus dem Jahr 1616.
Die mittelalterlichen Handschriften des ehemaligen Klosters befinden sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek und in der Stiftsbibliothek Lilienfeld.