Kultur & Dokumentation

Augustiner-Chorherrenstift St. Dorothea in Wien

 
ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift

Dorotheergasse 17
1010 Wien

Gründer/Stifter
Andreas Plank, Kanzler von Herzog Albrecht V. (um *1356‒†1435)
 
Geschichte

Im Jahr 1414 gründete - wohl auf Wunsch des bereits verstorbenen Herzogs Albrecht IV. - Kanzler Andreas Plank an der Dorothea-Kapelle in Wien, eine Stiftung Herzog Albrechts II. aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, ein Kloster der Augustiner-Chorherren. Besiedelt wurde das neue Kloster von Chorherren aus dem Stift Dürnstein. Sie trugen die Reformbewegung des Ordens (Raudnitzer Reform) weiter, visitierten und reformierten andere Chorherrenstifte. Als zweiter Stifter wird Ludwig Ebner angesehen, der 1502 auf sein Amt als Bischof von Chiemsee resignierte und bei seinem Eintritt in St. Dorotha sein Vermögen dorthin einbrachte. Weitere Einkünfte des Klosters bestanden in den Grundherrschaften in Wien-Liesing und Rauchenwarth in Niederösterreich. In der Reformationszeit geriet das Kloster in Schulden, der Konvent schrumpfte zusammen. Eine Konsolodierung im 17. Jahrhundert erfolgte unter Propst Hieronymus Hayden. Beim Kloster wurde ein großer Stiftshof errichtet. Unter seinem Nachfolger Ferdinand Nolthaeus erfolgte der barocke Ausbau der Stiftskirche durch Matthias Steinl. Der 1760 gewählte Propst Ignaz Müller war der Beichtvater der Kaiserin Maria Theresia und gehörte der Jesuiten-Aufhebungskommission an. Er war der letzte Vorsteher seines Klosters, Kaiser Joseph II. ordnete eine Vereinigung St. Dorotheas mit dem Stift Klosterneuburg an. 1786 wurde der Konvent aufgelöst. Das Stift hatte keine inkorporierten Pfarren, betreute aber die Kirchen auf seinen Grundherrschaften, darunter Neustift (heute im 19. Bezirk in Wien), das unter Joseph II. 1784 zur Pfarre erhoben wurde und einen Dorotheer Chorherren zum ersten Pfarrer erhielt.
1787 verfügte der Kaiser die Unterbringung des Versatzamts im Dorotheerkloster, die Kirche wurde profanisiert und später geschliffen. An der Stelle der Klosteranlage errichtete der Architekt Emil von Förster das Auktionshaus „Dorotheum“. Seit 2001 hat das Dorotheum private Eigentümer.
Zum Jubiläum „600 Jahre Augustiner Chorherren in der Dorotheergasse“ 2014 zeigte das Stift Klosterneuburg im Dorotheum eine Ausstellung mit Archivalien und Kunstschätzen des ehemaligen Dorotheerklosters.

Literatur
  • Floridus Röhrig, Wien - St. Dorothea, in: Floridus Röhrig (Hg.), Die ehemaligen Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich und Südtirol (Klosterneuburg 2005) 661‒688.
  • Stefan Ulrich Krause, Origo et progressus ecclesiae et canoniae ad Sanctam Dorotheam: die Anfänge des Chorherrenstiftes St. Dorothea zu Wien beschrieben von seinem letzten Dechanten Petrus Fourerius de Pauli (Dipl.Arb. Univ. Wien 1992).
  • Agathe Deutschmann, Das Augustiner-Chorherrenstift St. Dorothea in Wien, seine kulturgeschichtliche Bedeutung für den niederösterreichischen Raum (Diss. Univ. Wien 1975).
  • siehe auch den Eintrag in der digitalen Enzyklopädie zur Geschichte der regulierten Augustiner Chorherren und Chorfrauen, CanRegwiki (sacra.wiki)
Archiv

Das Archiv des aufgehobenen Dorotheerklosters wurde 1786 in das Stiftsarchiv von Klosterneuburg gebracht und ist dort vollständig erhalten. Zum Archiv gehören rund 1000 Urkunden, eine Reihe von Urbaren und Amtsbüchern sowie der Aktenbestand.

Bibliothek

Die Stiftsbibliothek von St. Dorothea wurde 1786 den Aufhebungskommissären übergeben, Hofbibliothek und Universitätsbibliothek in Wien konnten Bücher zu ihrem Gebrauch entnehmen, der Rest wurde verkauft und zerstreut. Einige Handschriften befinden sind in der Nationalbibliothek und in der Stiftsbibliothek von Klosterneuburg.

Sammlungen

Etliche Kunstobjekte des aufgelassenen Klosters wurden verkauft. Der Bildteppich des Johannes Fuchsmagen aus der Zeit um 1500, den heiligen Leopold und seine Familie darstellend, wurde vom Stift Heiligenkreuz erworben. Etliche Bilder gelangten in den Besitz des Stiftes Klosterneuburg, darunter eine Darstellung des hl. Augustinus von Sebastian Ledentu.

Schatzkammer

Das Kircheninventar wurde nach der Profanisierung der Kirche verkauft. Die Mensa des Hochaltars, die Chorschranken, Kirchenbänke und Beichtstühle gelangten in die Pfarrkirche Wien-Nußdorf. Ein 1514 gestiftetes Steinrelief befindet sich heute in der Pfarrkirche von Deutsch Wagram. Das Marmorgrab des Grafen Niklas Salm, ein Hauptwerk der Renaissance, wurde der Familie Salm übergeben und befindet sich seit 1878 in der Wiener Votivkirche. Das Epitaph Ludwig Ebners befindet sich im Stiftsmuseum Klosterneuburg.

Orden: Augustiner Chorherren (Ordo Canonicorum Regularium Sancti Augustini CanReg.)
Ordensfamilie: Augustinerchorherren und -frauen, Regularkleriker
Kirchenrechtliche Einordnung: Institut des geweihten Lebens, päpstlichen Rechts
Diözese: Erzdiözese Wien

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