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Vorau wurde 1163 von Markgraf Otakar III. von Steier in jenem Gebiet gegründet, das er von Graf Ekbert II. von Formach-Pitten geerbt hatte. Um den Ausbau des Landes voranzutreiben, übertrug er den ererbten Besitz dem Erzbischof von Salzburg für die Gründung eines Chorherrenklosters an einer bereits bestehenden St. Thomas-Kirche.
In der spätmittelalterlichen Krisenzeit übernahm Vorau die Disziplin des Reformklosters St. Dorothea, die wissenschaftliche Tätigkeit ist durch die Werke aus der Schreib- und Buchmalerschule bezeugt. Unter Propst Matthias Singer (1649‒1662) wurde die Bibliothek beträchtlich erweitert. Er ließ 1651 eine Apotheke im Stift errichten und veranlasste, dass über 100 Urkunden von 1161 bis 1650 in Kopialbüchern zusammengeschrieben werden, deren Originale heute vielfach nicht mehr vorhanden sind. Auf ihn geht auch der Neubau der Stiftskirche zurück, die unter dem kunstsinnigen Propst Philipp Leisl (1691‒1717) besonders reich ausgestaltet wurde. Unter Propst Franz Sebastian Graf von Webersberg (1717‒1736) wurde der Prälaturtrakt (1725‒1730) und die darin befindliche Bibliothek (1731) fertiggestellt. 1735 wurde Vorau die Administration des schwer verschuldeten Chorherrenstiftes Rottenmann übertragen, Vorauer Chorherren leiteten dieses Kloster bis zu dessen Aufhebung 1785.
Das Ansehen des Propstes Franz Sales von Taufferer (1769‒1810) als Gründer der Vorauer Hauptschule (von 1812‒1843 Stiftsgymnasium) sowie des Chorherren Aquilin Julius Caesar (†1792), einem landeskundlichen Geschichtsforscher, verhinderte die Aufhebung des wirtschaftlich eher kleinen Stiftes. Die Nationalsozialisten enteigneten das Stift im Jahre 1940 und richteten eine Nationalpolitische Erziehungslehranstalt ein. Erst 1945 konnten die vertriebenen Chorherren wieder zurückkehren und mit der Aufbauarbeit des zerstörten Stiftes beginnen. Unter den Pröpsten Rupert Kroisleitner (1970‒2000) und Gerhard Rechberger (seit 2000) wurden die Stiftgebäude erweitert (neues Verwaltungsgebäude) und Renovierungen, zuletzt an der Stiftskirche, durchgeführt.
- Vorau, Dechantskirchen, Festenburg, Friedberg, St. Jakob im Walde, St. Lorenzen am Wechsel, Waldbach, Wenigzell
- Mönichwald, Pinggau, Schäffern
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Das Stift führt ein Bildungshaus
- Ferdinand Hutz, Vorau, in: Die bestehenden Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich, Südtirol und Polen, hg. von Floridus Röhrig (Österreichisches Chorherrenbuch, Klosterneuburg/Wien 1997) 385–467.
- Das Stift Vorau im 20. Jahrhundert, bearb. von Ferdinand Hutz, 2 Bde. (Vorau 2004–2006).
- Pius Fank, Das Chorherrenstift Vorau und sein Wirken in Vergangenheit und Gegenwart (Graz 1925).
A-8250 Vorau 1
Kontakt: Stefan Reiter
E-Mail: archiv[at]stift-vorau.at
Im 19. Jahrhundert wurden die Archivbestände des Vorauerhofes in Graz sowie der Herrschaften Festenburg, Friedberg und Peggau mit dem Stiftsarchiv vereinigt. Die Ordnung und Erschließung des Bestandes erfolgte durch den Stiftsarchivar Pius Fank (abgeschlossen 1969). In den 1980er Jahren wurden die Bestände des Prälaturarchivs in das Stiftsarchiv eingeordnet sowie der Nachlass von Ottokar Kernstock erschlossen.
Die Urkundenreihe umfasst lediglich 350 Originalurkunden, ein Teil der Urkunden ging 1945 verloren und ist nur kopial überliefert.
- Maschinschriftliches Verzeichnis und Archivdatenkbank vor Ort.
- Urkunden: www.monasterium.at
- Ferdinand Hutz, Vorau, in: Die bestehenden Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich, Südtirol und Polen, hg. von Floridus Röhrig (Österreichisches Chorherrenbuch, Klosterneuburg/Wien 1997) 385–467, zum Archiv: 459‒461.
A-8250 Vorau 1
Kontakt: Stefan Reiter
E-Mail: archiv[at]stift-vorau.at
Die Bibliothek umfasst rund 40.000 Bände, 415 mittelalterliche Handschriften, 213 Inkunabeln und 103 Frühdrucke.
Siehe: Fabian-Handbuch der historischen Buchbestände und Klosterbibliotheken in Österreich
- Zettelkatalog und handschriftliche Kataloge vor Ort.
- Ferdinand Hutz, Katalog der Drucke des 16. Jahrhunderts im Chorherrenstift Vorau, Teile I–VI, in: Gutenberg-Jahrbuch 52 (1977), 113–126; 53 (1978), 127–144; 54 (1979), 184–192; 55 (1980), 127–141; 57 (1982), 263–269; 58 (1983), 215–222.
- Institut für Mittelalterforschung/Abteilung Schrift- und Buchwesen (Österreichische Akademie der Wissenschaften): Handschriftenbeschreibung und Bibliographie zu den Handschriften
- Handschriftenkatalog online http://www.vorauer-katalog.at/
- Beschreibung der deutschen Handschriften
- Handschriftencensus
- Handschriften-Mikroverfilmung Hill Museum & Monastic Library
- Inkunabelzensus der Österreichischen Nationalbibliothek
- Theodorich Lampel, Von der Bibliothek des Chorherrenstiftes Vorau, in: Mitteilungen des österreichischen Vereins für Bibliothekswesen 5 (1901) 44–46.
- Gernot Schafferhofer, Die Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstiftes Vorau., in: Gerhard Rechberger u.a. (Hg.), 850 Jahre Augustiner-Chorherrenstift Vorau. 1163–2013 (Vorau 2012) 112–137.
- Christine Polzhofer, Die Stiftsbibliothek Vorau. Idee und Form, unter besonderer Berücksichtigung der Emblemata (Dipl. Arb., Graz 2012).
A-8250 Vorau 1
Kontakt: Karl Mitterschiffthaler
E-Mail: archiv[at]stift-vorau.at
Das Musikarchiv ist in die Bestände des Stiftsarchivs eingeordnet. Musikdrucke und -handschriften werden in der Stiftsbibliothek verwahrt.
- Karl Mitterschiffthaler, Das Musikarchiv des Stiftes Vorau. Die Handschriften (18.–20. Jh.) (Tabulae musicae Austriacae 15, Wien 2006).
- Karl Mitterschiffthaler, Das Musikarchiv des Stiftes Vorau. Die Drucke (Quellen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark. hg. von der HLK für Steiermark, 15. Bd., Graz 2000).
- Einzelnachweise: Internationales Quellenlexikon der Musik (RISM), Serie A/1 Musikdrucke bis 1800, Kassel: Bärenreiter, 1971‒2012 (9 Bände, 4 Ergänzungsbände, Indexband, CD-ROM), Musikhandschriften: RISM (Répertoire international des sources musicales).
- Zu mittelalterlichen Musikhandschriften: Digital Image Archive of Medieval Music (DIAMM)
- Franz Praßl, Die Choralhandschriften in der Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstiftes Vorau, Digitalisate online auf http://www.cantusplanus.at/de-at/austriaca/Vorau/index.htm
- Franz Praßl, Gesang an der Peripherie – Die Choralhandschriften in der Bibliothek des Augustiner-Chorherrenstiftes Vorau, in: Robert Klugseder (Hg.), Cantus Planus. Study Group of the International Musicological Society. Papers read at the 16th meeting, Vienna, Austria, 2011 (ÖAW Kommission für Musikforschung, Wien 2012) 332‒343.
In der Ausstellung „Ein Gang durch die Zeit. 850 Jahre Stift Vorau“ werden Stücke aus den Kunst- und kulturhistorischen Sammlungen und der Schatzkammer des Stiftes gezeigt.
- Ferdinand Hutz, Die Sehenswürdigkeiten und Sammlungen des Stiftes Vorau. Zur geistigen, religiösen und personellen Situation des Stiftes im 16. Jahrhundert, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 77 (1986) 127–151.
- Cordula Mitterschiffthaler, Die barocke Ausstattung des Fürstenzimmers im Augustiner Chorherrenstift Vorau (Dipl.Arb. Univ. Wien 2013). Online http://othes.univie.ac.at/25742/
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