Gesundheitstag im Zeichen der Verbundenheit

Peter McDonald, Vorsitzender des Dachverbands der Sozialversicherungsträger, stellte die zentrale Frage: Können wir uns die E-Card – und damit ein solidarisches Gesundheitssystem – auch künftig leisten? © ÖOK/emw
Beste Medizin, innovative Technologie, moderne Spitäler, wohnortnahe Versorgung – geht das alles noch auf die e-Card?
Peter McDonald, Vorsitzender des Dachverbands der Sozialversicherungsträger, stellte die zentrale Frage: Können wir uns die E-Card – und damit ein solidarisches Gesundheitssystem – auch künftig leisten?
McDonald skizzierte dabei vier große Herausforderungen, die das heimische Gesundheitswesen aktuell prägen. Die erste betrifft die Demografie: Der Anteil der über 65-Jährigen steigt kontinuierlich, und mit ihm der Versorgungsbedarf. Zweitens treibt der medizinische Fortschritt die Kosten nach oben. Als dritte Herausforderung nannte McDonald die Arbeitsmarkt- und Finanzierungsfrage. Es gibt immer weniger junge Menschen, die immer weniger arbeiten werden – die Beiträge werden sinken. Hinzu kommt ein Werte- und Mentalitätswandel: Es fehlt mehr und mehr das Bewusstsein, dass jede Leistung auch Kosten verursacht und die Ressourcen nicht unerschöpflich sind. Es kommt einem Werteverfall gleich zu glauben „mir steht alles zu, egal ob es notwendig ist bzw. was es kostet“. Dies führe langfristig zur Überspannung eines finanziell angespannten im Systems.

Peter McDonald teilte seine Gedanken zur Neuaufstellung der Gesundheitsversorgung in Österreich mit den Teilnehmenden. © ÖOK/emw
Vertrauen, Dankbarkeit, Achtsamkeit, Solidarität und Eigenverantwortung
Trotzdem ist McDonald überzeugt: Auch unsere Kinder werden sich noch auf Spitzenmedizin auf e-Card verlassen können – wenn wir jetzt entscheidende Weichstellungen vornehmen. Neben der stärkeren Wertorientierung wie wichtigen Vertrauen der Versicherten stärken, Dankbarkeit für ein weltweit führendes Gesundheitssystem, Achtsamkeit im Umgang mit Ressourcen, Solidarität unter 7,6 Millionen Versicherten und Eigenverantwortung, etwa durch Vorsorge und sinnvolle Steuerungsmaßnahmen.
„Eine besondere Rolle spielen die Ordensspitäler, die jährlich rund zwei Millionen Patient:innen behandeln und viele dieser Werte bereits vorleben: hohe Effizienz, große Zufriedenheit, Stabilität und Innovationskraft“, hob er die Leistungen der Ordensspitäler hervor. Für McDonald sind sie ein Vorbild an Stabilität, Innovationskraft und Umsetzungsstärke.
Sein Schlussappell: alte Denkmuster verlassen und mutig Neues denken, um die Zukunft des solidarischen Gesundheitssystems zu sichern.

Sr. Barbara Flad hielt ein Plädoyer für Verbundenheit im (beruflichen) Leben. © ÖOK/emw
Was uns zusammenhält – Plädoyer für Verbundenheit im beruflichen Leben
Sr. Barbara Flad, Generaloberin der Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul in Zams, betonte in ihrem Vortrag die große Sehnsucht der Menschen nach Verbundenheit. Ausgehend von der Theologie, Biologie und Quantenphysik skizzierte sie, dass das Leben aus Dynamik, Austausch und Beziehungen entsteht: „Wir überleben nur, wenn wir die Verbundenheit verstärken.“
Diese Prinzipien sind 1:1 auf Netzwerke wie Ordensspitäler übertragbar. Denn: Auch die Ordensspitäler sind „mehr als nur eine Sammlung von Häusern und Standorten“, sondern ein „lebendiger Organismus, wo wir uns gegenseitig befähigen und im Miteinander weiterentwickeln.“ Laut Quantenphysik sei die Welt kein Ding sondern ein reines Beziehungsgeschehen.
Kooperation statt Abgrenzung
Entscheidend für eine gute Zusammenarbeit sind nicht einzelne Spitzenleistungen, sondern qualitative Beziehungen zwischen den Teilen in Beziehungen. Kooperation statt Abgrenzung ist essenziell, gerade bei Ressourcenknappheit. Langfristig führe Abgrenzung zu Erschöpfung, Kooperation sei die Zukunftsstrategie. Sr. Barbara Flad ist davon überzeugt, dass Wettbewerb zwar Innovation fördern kann, aber nur Einzelne davon profitieren. Verbundenheit führt hingegen dazu, „dass man sich als Gesamtes weiterentwickelt, und das brauchen wir angesichts der Herausforderungen der Zeit“.
Wichtige Elemente einer Kultur der Verbundenheit sind etwa eine gemeinsame Vision, das gegenseitige Vertrauen und der Austausch. Ihr Fazit: Nur wer Verbundenheit stärkt, kann Ordensspitäler und ihre Mitglieder fit für die Herausforderungen der Zeit machen.

Oliver Szmej, Direktor Barmherzige Brüder KH Graz, stellt das Projekt „SVS Gesundheitszentrum Graz“ vor - eine gelungene Ordenskooperation zwischen Barmherzige Brüder und Vinzenz Gruppe. © ÖOK/emw
Gelungene Ordenskooperation: Das SVS Gesundheitszentrum Graz
Wie Kooperation funktioniert, zeigte auch die Projektvorstellung des „SVS Gesundheitszentrum Graz“ – eine Kooperation der Barmherzigen Brüder und der Vinzenz Gruppe. Das Angebot des Gesundheitszentrums besteht aus allgemeinmedizinischen, fachärztlichen, diagnostischen und therapeutischen Leistungen. Der Schwerpunkt liegt in Prävention und Rehabilitation. „Insbesondere in Zeiten immer knapper werdender Mittel ist es wichtig, den Fokus auf Vorsorge zu richten. Wir wissen, dass jeder in Vorsorge investierte Euro in Wirklichkeit unser Gesundheitssystem in der weitaus kostspieligeren Akutversorgung entlastet“, sagte Oliver Szmej, Direktor Barmherzige Brüder KH Graz, der das Projekt beim Gesundheitstag vorstellte. Die Eröffnung des Gesundheitszentrums ist für 2027 geplant.

Präsent, relevant und wirksam: Ordensfrauen aus dem Gesundheitsbereich beim diesjährigen Gesundheitstag. © ÖOK/emw
Ordensspitäler Österreich
Die 23 Ordensspitäler Österreichs versorgen jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten. Bundesweit steht rund jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.120 Betten. Ca. 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich in den Ordenskrankenhäusern operiert. Mit rund 20.000 Mitarbeitenden sind die Ordensspitäler zudem ein wichtiger Arbeitgeber.
Ordenstagungen
Vom 24. bis 27. November kamen im Wiener Kardinal-König-Haus die Verantwortlichen der heimischen Ordensgemeinschaften sowie Mitarbeitende ihrer Einrichtungen zu den traditionellen Ordenstagungen zusammen. Sie berieten über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Mitte der zahlreichen Tagungen war der „Ordenstag 2025“ am 25. November. Das viertägige Programm stand unter dem Generalmotto „Immer noch unterwegs. Denkanstöße zum Heiligen Jahr.“