400 Jahre Benediktinerkongregation: Feier im Zeichen von Stabilität und Zukunft
Überzeugt vom Wert der Benediktinerkongregation für Kirche und Gesellschaft: Abtprimas Jeremias Schröder, Weihbischof Anton Leichtfried, Bundeskanzler a.D. Wolfgang Schüssel, Abtpräses Johannes Perkmann, Abt em. Georg Wilfinger (v.l.n.r.) © Stift Melk/P. Alois Köberl
„Klöster waren und sind Zentren der Stabilität, der Offenheit, der Kultur, des Wissens und der Bildung,“ betonte Schüssel, selbst Absolvent des Wiener Schottengymnasiums. Der heilige Benedikt, Schutzpatron Europas, habe in einer Zeit der Umbrüche und Krisen eine Lebensregel geschaffen, die bis heute Orientierung bietet. Auch die ersten Schritte der österreichischen Benediktinerkongregation seien in einer Epoche des ‚Clash of Cultures‘ und der religiösen Konflikte gesetzt worden, die Niederlassungen wurden dennoch zu Orten des Dialogs, der Wissenschaft und des Glaubens.
Er stellte die Frage, welche Rolle Klöster in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft heute spielen können: „Wir leben in einer Zeit, in der Christen eine Minderheit werden. Wir leben in einer Zeit, in der Strömungen Gehör finden, die sich mit dem ‚European Way of Life‘ nicht vereinbaren lassen. Gerade deshalb sollen Klöster Orte des Dialogs und der Mission sein, die für einen europäischen Weg des Lebens stehen: aufgeklärt, offen, frei und glaubwürdig.“
Blick in die Geschichte und Gegenwart
Christoph Brandhuber, Leiter des Salzburger Universitätsarchivs, zeichnete in seinem Beitrag die wechselvolle Entstehung der Benediktinerkongregation nach. Eine Geschichte, an deren Beginn besonders reformwillige Äbte mit einem revolutionären und zukunftsorientierten Ziel standen: Dem Wunsch nach Einheit in der Ausbildung, der Liturgie und im Geist. Brandhuber berichtete geschichtlich fundiert und zugleich mit humorvollen Anekdoten über die ersten Gründungsversuche 1617, die Bestätigung durch Papst Urban VIII. 1625, kirchenpolitische Konflikte mit der Diözese Passau bis zur Vereinigung im Jahr 1930. Die Geschichte zeige eindrucksvoll, wie Reformfähigkeit, Beharrlichkeit und Krisenbewältigung zum Markenzeichen des Benediktinerordens wurden.
Reges Interesse: Zum Festakt der Österreichischen Benediktinerkongregation waren rund 200 Festgäste ins Stift Melk gekommen. © Stift Melk/P. Alois Köberl
Zu den rund 200 Festgästen zählten Weihbischof Anton Leichtfried, Abtprimas Jeremias Schröder, Nationalratsabgeordneter Andreas Hanger, die Präsides der deutschsprachigen Kongregationen und die benediktinischen Schwestern. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner überbrachte eine Grußbotschaft, in der sie die Benediktiner als „zutiefst verwurzelt in der Geschichte, weltoffen und stets bereit, Menschen zu erreichen“ würdigte.
Weihbischof Leichtfried betonte die Bedeutung der Orden: „In einer kurzlebigen Zeit sind die Klöster mit ihrem täglichen Gebet und ihrer geistlichen Beständigkeit ein unschätzbarer Wert für Kirche und Gesellschaft.“
14 Klöster und 250 Ordensmänner
Am 3. August 1625 bestätigte Papst Urban VIII. die Errichtung und die Statuten der österreichischen Kongregation. Die Anfänge der Kongregation waren mit einigen kirchenpolitischen Komplikationen und Konflikten verbunden. Heute gehören der Österreichischen Benediktinerkongregation zwölf Abteien und zwei Priorate mit insgesamt rund 250 Ordensmännern an. Gemeinsam engagieren sie sich für die Ausbildung junger Ordensleute, für nachhaltige Projekte und für eine lebendige geistliche Kultur in einer sich wandelnden Welt. „Benediktinisches Leben ist eine gültige Antwort auf die Fragen der Zeit – ein verlässlicher Weg, das Evangelium in die Tat umzusetzen und ein erfüllendes Leben zu finden“, unterstrich Abtpräses Johannes Perkmann.
Kirchenrechtlich ist die Österreichische Benediktinerkongregation eine Verbindung von Klöstern in Österreich. Sie stellt eine Vernetzung der einzelnen Häuser dar. Die Äbte und Delegierten der einzelnen Klöster wählen den Abtpräses und seine Assistenten. Auch das Studienhaus für Benediktiner und andere Ordensleute in Salzburg, das „Kolleg St. Benedikt“, wird von der Österreichischen Benediktinerkongregation geführt. Jedes Kloster hat seinen eigenen Schwerpunkt: bei einem ist es die Schule, bei anderen die Pfarrseelsorge, wieder andere kümmern sich um den Tourismus, die Sorge um Gäste oder andere Tätigkeiten. Alle Klöster vereint die Regel des hl. Benedikt und ihre Auslegung in den Satzungen der Österreichischen Benediktinerkongregation.
Der Kongregation gehören die Erzabtei St. Peter, die Abteien Kremsmünster, Michaelbeuern, Lambach, Admont, St. Lambrecht (mit dem Superiorat in Mariazell), Melk, St. Paul, Göttweig, Seitenstetten, Altenburg sowie die Schottenabtei in Wien und die Priorate Gut Aich und St. Josef in Maria Roggendorf an.
WEITERE IMPRESSIONEN: