Zwei Ordensmänner mit „Trompete von Jericho“ ausgezeichnet

Br. David Steindl-Rast (5.v.r.) und der Südtiroler Moraltheologe P. Martin M. Lintner (7.v.r.) erhielten die „Trompete von Jericho“. (c) Europakloster Gut Aich
„Wir sind Kirche“, Pfarrerinitiative, Laieninitiative und „Priester ohne Amt“ ehren mit dem Preis seit 2021 jährlich Persönlichkeiten, „denen die Kirche im Bereich von Spiritualität und Spiritueller Theologie viel zu verdanken hat“ und die sich mutig für eine Kirche mit Zukunft einsetzen.
Die Festrede auf Br. David Steindl-Rast hielt der Linzer Psychotherapeut Johannes Neuhauser. Er würdigte den bekannten Benediktiner als „Mann des Dialogs, des Ausgleichs und der Versöhnung“, der Krisen nicht mit einem Freund-Feind-Denken, sondern „mit Kreativität“ begegne. Der 99-jährige Br. David Steindl-Rast lebe vor, „was es bedeutet, im Hier und Jetzt mutig zu sein und für seine Überzeugungen furchtlos einzustehen, ohne den anderen in eine Ecke zu drängen“. Besonders hob Neuhauser die gelebte Haltung der Furchtlosigkeit und Dankbarkeit hervor.
Br. David Steindl-Rast wurde mit der „Trompete von Jericho“ ausgezeichnet. (c) Europakloster Gut Aich
Spiritueller Lehrer
Neuhauser erinnerte auch an die jüdischen Wurzeln des Preisträgers: Br. David Steindl-Rasts Mutter sei von den Nationalsozialisten als „Halbjüdin“ abgestempelt, eine Tante in Auschwitz ermordet worden. Aus dieser familiären Prägung heraus setze sich der Benediktiner zeitlebens für ein Leben „in Freiheit, in Würde und in Fülle“ ein. Er sei ein spiritueller Lehrer, der „politisch denkend und handelnd“ bleibe und in einer Zeit wachsender Bedrohungen der Demokratie „für das Leben“ eintrete, würdigte der Psychotherapeut den Ordensmann, der u.a. 2022 mit dem Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen und 2023 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet wurde.
Die Laudatio auf P. Martin M. Lintner hielt die Salzburger Moraltheologin Angelika Walser. Sie bezeichnete den Serviten als „Theologen der leisen, aber klaren Töne“, der durch wissenschaftliche Integrität, Mut und Unbeirrbarkeit hervortrete. Lintners theologische Arbeit zeichne sich durch „eine leidsensible Moraltheologie“ aus, die Menschen ernst nehme, „ihnen Freiheit und Eigenverantwortung zutraut und sich an der Hoffnung des Evangeliums orientiert“. Seine Bücher – wie „Den Eros entgiften“ oder „Christliche Beziehungsethik“ – hätten wichtige Impulse für eine erneuerte katholische Sexualmoral gegeben und „eine zutiefst lebensbejahende Spiritualität“ vermittelt.

P. Martin Lintner erhielt die „Trompete von Jericho“. (c) IÖO
Der Preis habe ihn überrascht, meinte der Südtiroler Theologe und Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) in Brixen in seinen Dankesworten, der sich selbst als „den Konservativen zu liberal, den Progressiven zu konservativ“ beschrieb. Entscheidend sei für ihn jedoch „nicht die Trennlinie zwischen konservativ und progressiv, sondern zwischen dem Evangelium gemäß oder nicht“.
Einschüchterungen von Theologinnen „feige und unchristlich“
P. Martin M. Lintner plädierte in seinen Dankesworten für eine „vulneranzsensible“ Theologie, die „Menschen aufrichtet und ermutigt, nicht entmutigt oder Leid zufügt“. Theologie müsse sich kritisch mit den eigenen Traditionen auseinandersetzen und ihr „Verletzungspotenzial“ prüfen.
Zugleich warnte der Moraltheologe vor einer Verhärtung theologischer Debatten: „Wir dürfen uns nicht gegenseitig das Katholischsein absprechen.“ Konkret nannte er Bedrohungen und strukturelle Benachteiligungen von Theologinnen. Ersteres bezeichnete der Ordensmann wörtlich als „schlichtweg feige und unchristlich“, sie würden sich „in keiner Weise weder mit den Grundwerten des Evangeliums noch mit einem grundmenschlichen Anstand in Einklang lassen“. Letzteres entmutige „talentierte und engagierte Nachwuchstheologinnen“. Dies schwäche die Theologie als Ganzes, sagte der Servitenpater.
Quelle: kathpress