Neue digitale „Gedenksteine“ für Ordensleute im NS-Widerstand

Wache Erinnerung: Für zwei Ordenleute, die Widerstand gegen das NS-Regime leisteten, wurden digitale Gedenksteine errichtet. © gedenkort.at
Ein mutiger Jesuit im Widerstand
Johann Nepomuk Schwingshackl, 1887 im Südtiroler Ort Welsberg geboren, trat nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft 1919 in den Jesuitenorden ein. Nach seiner Priesterweihe 1924 war er unter anderem in Wien tätig. Bereits unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 äußerte er offen Kritik am Nationalsozialismus, insbesondere in seinen Predigten. Sein Plan, wie sich die Jesuiten gegen die nationalsozialistische „Volksabstimmung“ stellen könnten, wurde von seinen Ordensoberen nicht unterstützt, später kam es zu polizeilichen Maßnahmen: Redeverbot, Geldauflagen und Einschränkungen seiner seelsorglichen Tätigkeit.
Trotz staatlicher Überwachung äußerte der mittlerweile nach Steyr und Schönau versetzte Schwingshackl weiter regimekritische Positionen. Im Februar 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet, nachdem er in einer Predigt den Krieg als „Heimsuchung Gottes, welche über die Menschen wegen ihres Abfalls von Gott hereingebrochen sei“ bezeichnet und eine „Rückkehr zu Gott“ gefordert hatte. 1945 wurde er wegen „staatszersetzendem Defätismus“ zum Tode verurteilt. Im Gefängnis München-Stadelheim verschlechterte sich sein Gesundheitszustand erheblich. Eine Hinrichtung fand nicht mehr statt: Schwingshackl starb am 27. Februar 1945 in der Todeszelle – einer Einzelzelle, in die man ihn verlegt hatte, nachdem er in einer Dreierzelle seinen Mitgefangenen religiös zur Seite gestanden war. Seine sterblichen Überreste fanden in der Krypta der Innsbrucker Jesuitenkirche ihre letzte Ruhe.

Harter Tirolerkopf mit weichem Herz: P. Johann Nepomuk Schwingshackl äußerte offen Kritik am Nationalsozialismus und starb im Februar 1945 in der Todeszelle an Tuberkulose. © Joachim Schäfer, Ökumenisches Heiligenlexikon / Pixabay (Onur Kirkac) / Canva
Treu im Kleinen, standhaft im Großen
Sr. M. Aniceta Schiefelbein, geboren 1880 in Ostpreußen, war Mitglied der Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe (Ordenskürzel FDC). Ab 1939 lebte sie in der Marienanstalt in Wien, wo sie gemeinsam mit anderen Ordensfrauen und einem Redemptoristen regelmäßig den verbotenen Sender „Radio Vatikan“ hörte, der für das NS-Regime ein Feindsender war. Im November 1939 wurde sie von der Gestapo festgenommen, mehrere Monate inhaftiert und schließlich im Mai 1940 entlassen.
Nach der Haft wurde sie nach Deutschland versetzt, kehrte jedoch nach Kriegsende wieder nach Wien zurück. In der Marienanstalt betreute sie ältere Menschen und berufstätige junge Frauen, später arbeitete sie in der Schulbibliothek. Sr. Schiefelbein starb 1967 im klostereigenen Altersheim in Breitenfurt bei Wien.
Öffentliches Gedenkportal
Das Portal www.gedenkort.at bietet biografische Texte, Videos und Podcasts zu Personen aus verschiedenen gesellschaftlichen und religiösen Kontexten. Mit eigenen Subportalen wie www.niemalswieder.at und www.antifaschismus.at richtet sich der Fokus auch auf Couleurstudenten sowie die Antifaschistische Freiheitsbewegung Österreich (AFÖ). Ergänzend zum Onlineangebot erscheinen monatlich Newsletter und Audioformate. Ein begleitender Podcast ist unter http://podcast.gedenkort.at sowie auf Spotify, Apple Podcasts und YouTube abrufbar.
Quellen: gedenkort.at, kathpress