Virtuelle Gedenktafeln für zwei verfolgte Ordensleute

Niemals vergessen: Virtuelle Denkmäler für zwei Ordenleute, die Widerstand gegen das NS-Regime leisteten und sich für Menschlichkeit einsetzten. © gedenkort.at
Das digitale NS-Gedenkportal „gedenkort.at“ widmet sich seit mehr als einem Jahr der Erinnerung an Opfer und Widerstandskämpfer gegen das nationalsozialistische Regime in Österreich. Neben kommunistischen und jüdischen Widerstandsgruppen rückt das vom Verein „Modern Society“ und vom „Denkmalbauverein Katholiken im Widerstand“ betriebene Portal verstärkt auch das Wirken christlicher Persönlichkeiten und katholischer Gruppen in den Fokus.
Mit der Verleihung zweier neuer virtueller Gedenktafeln wird nun an Sr. Maria Immaculata Schleimer FDC und P. Anton Pinsker SJ erinnert – zwei Ordensleute, die mutig für Menschlichkeit, Glaube und Freiheit eintraten.
Sr. Maria Immaculata Schleimer FDC: Mutige Stimme im Verborgenen
Die aus Wien stammende Schwester Maria Immaculata Schleimer (1913-1994) war Lehrerin und Mitglied der Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 setzte sie sich – trotz großer Gefahren – für verfolgte Mitmenschen ein, vervielfältigte regimekritische Flugblätter und hörte gemeinsam mit Mitschwestern heimlich den Sender „Radio Vatikan“. 1939 wurde sie von der Gestapo wegen Hörens eines „Feindsenders“ und der Verbreitung eines „Schmähgedichts“ verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Kriegsende kehrte Schwester Maria Immaculata Schleimer in den Schuldienst zurück und setzte sich auch in der Nachkriegszeit für die Erinnerung an die Verfolgten ein. Sie starb 1994 im klostereigenen Altersheim.

Mutig und unbeugsam: Die Wiener Ordensfrau Maria Immaculata Schleimer gilt als beispielgebende Akteurin im katholischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. © DÖW / Pixabay (Angeles Baleguer, Onur Kircak)
P. Anton Pinsker SJ: Jugendseelsorger und Regimegegner
Der ebenfalls in Wien gebürtige Jesuit Anton Pinsker (1906-1989) wirkte ab den 1930er-Jahren als Lehrer und Jugendseelsorger. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1938 setzte er seine Arbeit unbeirrt fort, obwohl seine Jugendgruppen bald unter Beobachtung standen. 1940 wurde er verhaftet, weil ein Mitglied seiner Gruppe beim Verteilen von Flugblättern gefasst worden war. Es folgten drei Jahre Einzelhaft. Nach dem Krieg blieb Pater Anton Pinsker weiterhin seelsorglich tätig und trug wesentlich zum Wiederaufbau kirchlicher Strukturen bei. Darüber hinaus war er lange Jahre als Provinzial der Jesuiten tätig. P. Anton Pinker starb 1989 in Wien.
Gedenken als Verantwortung
Neben Textbiografien umfasst die Plattform „gedenkort.at“ auch Podcasts und Videobeiträge mit prominenten Stimmen aus Kirche, Politik und Gesellschaft. So erinnert etwa auch Caritas-Europa-Präsident Michael Landau in Videos an das Vermächtnis katholischer Widerstandskämpfer. Die Angebote sind in mehreren Sprachen verfügbar und machen die Erinnerung an die christlichen Opfer und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus auch international zugänglich.
Die virtuellen Gedenktafeln sollen nicht nur an das Vergangene erinnern, sondern zur aktiven Verteidigung demokratischer Werte im Heute ermutigen.
Quellen: gedenkort.at, kathpress