Deutscher Orden: Laien gewinnen an Bedeutung

Die Zukunft im Blick: P. Frank Bayard, Hochmeister des Deutschen Orden, freut sich über die wachsende Anzahl an gläubigen Laien, die die Ordensfamilie des Deutschen Orden bereichern. © OÖK/emw

„Das Institut der Familiaren hat ein großes Potenzial, das wir sicher noch zu wenig nutzen“, sagte Bayard, der den Orden mit Zentrale in Wien seit 2018 leitet. Familiaren, die aus unterschiedlichsten Berufsfeldern stammen, engagieren sich unter anderem in Pflegeeinrichtungen, bringen juristische und wirtschaftliche Expertise ein und leben das Ordenscharisma im Alltag. Erfreulich sei dabei die steigende Zahl von Frauen unter den Familiaren. „Besonders die belgische Familiarengemeinschaft hat schon früh auf Frauen in ihren Reihen gesetzt“, betonte Bayard. Die Laien seien rechtlich zwar Mitglieder eines eigenen Instituts, aber „Teil der Ordensfamilie“, unterstrich der Hochmeister.

Provinzstruktur folgt dem demografischen Wandel

Strukturell habe der Orden auf den demografischen Wandel mit Zusammenschlüssen von Provinzen reagiert, erklärte Bayard. So wurden 2024 die Brüderprovinzen Österreich und Südtirol-Italien zusammengelegt – ein Schritt, der sich laut dem Hochmeister ausgesprochen gut bewährt habe. Auch die Mitbrüder aus Tschechien, der Slowakei und Slowenien hätten sich zu einer Provinz zusammengeschlossen; lediglich die deutsche Brüderprovinz blieb unverändert.

Im Unterschied dazu musste die Provinzstruktur bei den Schwestern aufgelöst werden. Es bestehen nun zwei selbstständige Häuser in Lana (Südtirol) und Passau (Bayern), die ihre Zukunft vorerst noch eigenständig gestalten können. Eine dauerhafte Lösung sei dies aber nicht, räumte der Hochmeister ein: „Die Situation bei den Schwestern wird in Zukunft sicher herausfordernder werden als bei den Brüdern.“ Hintergrund dieser Einschätzung sind die aktuellen Mitgliederzahlen: Während die Zahl der Brüder laut Bayard mit derzeit rund 75 relativ stabil geblieben ist, ist jene der Schwestern auf etwa 65 deutlich gesunken.

Generalkapitel 2026 soll neue Struktur bringen

Das ursprünglich für 2024 geplante Generalkapitel mit Neuwahl wurde auf 2026 verschoben. Neben pandemiebedingten Verzögerungen sei es der Leitung wichtig gewesen, „nicht übereilt“ vorzugehen. Die neue Struktur solle „Beständigkeit für die nächsten Jahrzehnte“ bieten und breite Mitwirkung ermöglichen. „Uns als Ordensleitung ist es ein Anliegen, so viele Brüder und Schwestern wie möglich in die Entscheidungen einzubeziehen“, brach Bayard eine Lanze für eine gemeinschaftliche Herangehensweise.

Zur Frage nach Missbrauchsfällen sagte Bayard, es gebe wohl keine Ordensgemeinschaft, die davon völlig verschont geblieben sei – „und das schmerzt und betrübt mich sehr“. Die Aufarbeitung sowie das Hören und Ernstnehmen der Opfer seien daher „von größter Bedeutung“. Er würdigte die Diözese Bozen-Brixen, die als erste in Italien ein unabhängiges Gutachten beauftragt habe, als Vorreiterin in der Prävention.

Ordenszentrale in Wien

Die Zentrale des Deutschen Ordens befindet sich im Zentrum von Wien. Von dort aus leitet Bayard den Orden. Er ist der 66. Hochmeister und Generalabt des Deutschen Ordens. Lanegg in Lana ist das Mutterhaus der Deutschordensschwestern in Südtirol. Es ist der Mittelpunkt der Gemeinschaft, wo die Schwestern geistige Heimat finden und in Krankheit und Alter umsorgt werden.

Quelle: kathpress