Vor 80 Jahren erschossen: Franziskaner gedenken „Hoffnungszeugen“

Die beiden Franziskaner Kapistran Pieller (li.) und Angelus Steinwender (re.) sind am 15. April 1945 in Stein an der Donau erschossen worden. Am 15. April 2025 findet ein Gottesdienst zu ihrem Gedenken statt. (c) OFM Austria
Kapistran Pieller (1891-1945) und sein damaliger Provinzialminister Angelus Steinwender (1895-1945) wurden gemeinsam mit über 40 anderen politischen Gefangenen am 15. April 1945 in Stein an der Donau erschossen. Die beiden Franziskaner waren zwei Jahre zuvor – im Sommer 1943 – von der GeStaPo verhaftet und 1944 zum Tod verurteilt worden. Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland engagierte sich Pieller in der Antifaschistischen Freiheitsbewegung Österreichs (AFÖ). Steinwender galt als offener Kritiker des nationalsozialistischen Unrechtsregimes.
Die Erzdiözese Wien bezeichnet die beiden Franziskaner als „Hoffnungszeugen“. Zurecht, meint Franziskaner-Provinzial P. Fritz Wenigwieser: „Kapistran und Angelus haben sich entgegen der allgemein herrschenden Angst vor dem Naziregime nicht passiv verhalten, sondern die Augen aufgemacht und Widerstand geleistet“.
„Für mich sind die beiden Mitbrüder Angelus Steinwender und Kapistran Pieller wahre Hoffnungszeugen“, sagt Franziskaner-Provinzial P. Fritz Wenigwieser. (c) OFM Austria
Hoffnung kann Sinn und Orientierung geben
Ein hoffender Mensch lasse sich von der Härte des Lebens nicht beirren. „Er ist weder ein Optimist noch ein Pessimist, sondern bleibt einfach offen für die Möglichkeit einer Veränderung“, meint der Provinzial der Franziskaner in Österreich und Südtirol mit Blick auf den 80. Jahrestag der Ermordung der zwei Mitbrüder. Eine solche Haltung der Hoffnung könne einem Menschen Sinn und Orientierung in festgefahrenen Lebensumständen geben.
Dieses Beispiel sei zeitlos, also auch heute gültig: „Für mich sind die beiden Mitbrüder Angelus Steinwender und Kapistran Pieller wahre Hoffnungszeugen, weil sie in einer angstbesetzten und verzweifelnden Weltlage zu Wegweisern für andere Menschen wurden“. Im Heiligen Jahr 2025 sei das Beispiel der beiden Franziskaner besonders aktuell: „In einer Zeit, die immer noch schwierig ist, fragen wir uns, wo wir aufstehen und uns auf den Weg machen sollen, um aus Verzweiflung und Angst herauszukommen“, meint P. Fritz Wenigwieser.
Gedenkgottesdienst in Graz
Am 15. April 2025 gedenken die Franziskaner in Graz und die Studentenverbindung K.Ö.H.V. Carolina Kapistran Pieller und Angelus Steinwender. In der Grazer Franziskanerkirche feiert Carolina-Seelsorger David Schwingenschuh mit den Franziskanern und Gläubigen einen Gottesdienst. Im Anschluss daran findet an der Gedenkstätte für die beiden Mitbrüder an der Gruft des Klosters eine kurze Andacht und eine Kranzniederlegung statt. Die Feier um 16 Uhr wird live auf dem Instagram-Kanal der K.Ö.H.V. Carolina Graz übertragen.
An der Gedenkstätte für die beiden Franziskaner findet am 15. April 2025 eine kurze Andacht und eine Kranzniederlegung statt. (c) OFM Austria
Kapistran Pieller
Kapistran Pieller wurde am 30. September 1891 in Wien geboren und zunächst auf den Namen Wilhelm getauft. 1914 trat er in den Franziskanerorden ein und nahm den Ordensnamen Johannes Kapistran an. 1918 wurde er zum Priester geweiht. Der Franziskaner promovierte 1927 in Staatswissenschaften und 1929 in Rechtswissenschaften an der Universität Graz. Sein Theologiestudium ergänzte er 1937 mit einer Promotion in Wien. Als Seelsorger wirkte er unter anderem in St. Pölten und Graz und betreute die katholische Hochschulverbindung Carolina Graz.
Angelus Steinwender
Angelus Steinwender wurde 1895 in Maria Lankowitz (Bezirk Voitsberg) geboren und zunächst auf den Namen Eduard getauft. 1913 trat er in den Franziskanerorden ein und nahm den Ordensnamen Angelus an. 1920 wurde er in Wien zum Priester geweiht. Ab 1939 leitet er als Provinzialminister die Wiener Franziskanerprovinz zum hl. Bernhardin von Siena. Steinwender galt als Unterstützer des ermordeten Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß und kritisierte offen die nationalsozialistische Machtübernahme in Österreich.
Quelle: Franziskanerprovinz Austria