Ich musste zum Ohrenarzt. Ich sitze da, nicht extra als Schwester zu erkennen. Die Wartezeit verbringe ich mit einem Buch. Der Umschlag zeigt den Inhalt an: Psalmen. „Was ist das?“, fragt eine Sitznachbarin.
„Gebete – aus dem Alten Testament.“
Einige Zeit Stille. Dann: „Können Sie mir sagen, wie Gott aussieht?“ Die Dame fragt ernstlich.
„Wie Gott aussieht, kann ich Ihnen nicht sagen, ich weiß, dass er ist – in mir und um mich als Grund meines Lebens.“
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können in diesem übervollen Wartezimmer. Die Dame hat Mut und Interesse. Sie fragt weiter „Beten Sie?“
„Ja“, sage ich. Sie gleich darauf: „Ich auch.“
Dann war ich an der Reihe für den Arzt. Als ich wieder herauskam, sprach mich eine andere Patientin auf Religion und Glauben an. Dann habe ich meine Ohrenschmerzen und das Warten nicht mehr als sinnlos gesehen. Für die Schmerzen konnte ich nicht danken, aber dem Heiligen Geist für diese gute Gelegenheit und die offensichtlich passenden Worte.
Sr. Pallotti Findenig CPS | Provinzoberin der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut