Aus Anlass des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren pflanzen die Steyler Missionare vor der Kirche von St. Gabriel einen „Korbiniansapfelbaum“. Die Sorte wurde vom bayrischen Priester Korbinian Aigner im KZ Dachau gezüchtet.
Im Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs und des nationalsozialistischen Regimes vor 80 Jahren pflanzen die Steyler Missionare in St. Gabriel am Montag, 20. Oktober 2025, um 17 Uhr einen „Korbiniansapfelbaum“. Der Baum wird von Rektor P. Franz Pilz SVD im Rahmen einer Feierstunde gesegnet und anschließend auf der Grünfläche vor der Heilig-Geist-Kirche eingesetzt.
Die ursprünglich KZ-3 benannte Obstsorte züchtete der bayrische Diözesanpriester Korbinian Aigner, genannt der „Apfelpfarrer“, während seiner Inhaftierung im Konzentrationslager Dachau. Aigner wurde mit Geldstrafen belegt, gefangen genommen und schließlich ins Konzentrationslager verschleppt, weil er in den 1930er Jahren offen den Nationalsozialismus kritisiert hatte. Er griff die Nazis in seinen Predigten an, weigerte sich, Kinder auf den Namen Adolf zu taufen, und erkannte die Hakenkreuzfahne nicht als Nationalflagge an.
Ein Apfel als Zeichen des Widerstands und der Hoffnung
Ausgerechnet im Konzentrationslager gelang es Aigner, neues Leben in Form von vier Apfelsorten zu schaffen. In jedem Jahr seiner Gefangenschaft züchtete er heimlich eine Sorte, die er KZ-1, KZ-2, KZ-3 und KZ-4 nannte. Es gelang ihm, die Sorten noch während der Haftzeit aus dem Lager zu schmuggeln. Heute ist die Sorte KZ-3 unter dem Namen Korbiniansapfel bekannt. Der wohlschmeckende Apfel ist ein Zeichen des Widerstands und der Hoffnung.
Demokratie stets neu erringen
Vor 80 Jahren endete auch die Enteignung und Aufhebung des Missionshauses St. Gabriel durch das nationalsozialistische Regime. Von 1941 bis 1945 nutzten die Nationalsozialisten das Missionhaus als Verwaltungszentrale der „Flugmotorenwerke Ostmark“.
„Das zarte, pflegebedürftige Apfelbäumchen soll daran erinnern, dass Demokratie stets neu errungen, eingeübt, gepflegt und gegebenenfalls auch verteidigt werden muss. Als Steyler Missionare wollen wir einstehen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung“, betonen Br. Emanuel Huemer SVD und P. Franz Helm SVD vom GFS-Team (Gerechtigkeit, Friede, Schöpfung) der Steyler Missionare. „Wo Widerstand gegen Unrecht und die Zerstörung des Lebens geschieht, und wo dieser Widerstand Verbündete findet, wird an der neuen Welt Gottes gebaut.“