Weihbischof Helmut Krätzl verstorben
Weihbischof Helmut Krätzl war ein Konzilsgeprägter. Er war einer letzten Zeitzeugen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Am 2. Mai 2023 ist er im 92. Lebensjahr verstorben. (c) Markus Langer
„Ich bin in Laa an der Thaya aufgewachsen. Pfarrer war dort in den 60er-Jahren der spätere Weihbischof Helmut Krätzl. Er war mein Kindheitspfarrer und mit meinen Eltern bekannt. Frisch zurück vom Zweiten Vatikanischen Konzil setzte er ‚sensationelle Dinge‘ in unserer Pfarre um: Handkommunion, Deutsch als liturgische Sprache, Volksaltar oder die Vorabendmesse“, erinnert sich Sr. Christine Rod. „Sein Wirken war natürlich Thema bei uns zu Hause – ich war noch zu jung, um mitreden zu können, aber ich habe gemerkt: Wow! Kirche ist etwas Spannendes. Da bewegt sich was.“
Krätzl selbst wuchs in einer Ordenspfarre – in St. Ulrich im 7. Bezirk in Wien – auf. In jungen Jahren wurde der spätere Weihbischof dort von den Steyler Missionaren geprägt, die damals die Pfarre leiteten und Jugendarbeit betrieben.
„Ich habe gelernt, dass sich Kirche verändern kann.“
Weihbischof Helmut Krätzl wird Sr. Christine Rod prägend in Erinnerung bleiben, denn: „Kirche als etwas Neues, Kirche im Aufbruch, Kirche als einen Ort, wo etwas Spannendes passiert, diese Bild hat Weihbischof Krätzl in mir geprägt. Ich habe gelernt, dass sich Kirche verändern kann, wenn das Wesen, die Mitte bleibt.“
Die Verbundenheit zu Weihbischof Krätzl hat sich über all die Jahre gehalten. „Wir blieben in Kontakt, sahen uns ca. einmal im Jahr, und er verfolgte meinen Weg in der Kirche.“ Die letzte Begegnung zwischen Sr. Christine Rod und Weihbischof Helmut Krätzl war zu Weihnachten 2022. „Es war verblüffend zu sehen, wie interessiert und wach er immer noch war, obwohl er schon vom Alter gezeichnet war. Er interessierte sich für die Orden, wie es ihnen in der Gegenwart und wohl in der Zukunft geht“, erinnert sich Sr. Christine Rod an ihren letzten Besuch bei Weihbischof Krätzl.
Eine Kirche, die dient
Weihbischof Krätzl träumte „von einer Kirche, die die Welt nicht beherrscht, sondern ihr dienen will... von einer Kirche, die mehr von Gott redet als von Moral“ – für die Verwirklichung dieses Traumes setzte er alle Kraft seines Lebens ein.
Bereits mit 22 Jahren Priester
Helmut Krätzl wurde am 23. Oktober 1931 in Wien geboren. Bereits mit 22 Jahren, am 29. Juni 1954, wurde er zum Priester geweiht. Die Stationen seines priesterlichen Wirkens bis zur Bischofsweihe waren: Kaplan in Baden bei Wien, Zeremoniär bei Kardinal Dr. Franz König, Pfarrer in Laa/Thaya, ab 1969 Ordinariatskanzler der Erzdiözese Wien. Am 30. September 1977 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Weihbischof für die Erzdiözese Wien. Bis 1986 war er Generalvikar und Diözesanadministrator.
Prägende Zeit in Rom
1959 promovierte er zum Doktor der Theologie an der Universität Wien. Nach einem schweren, gemeinsam mit Kardinal Franz König erlittenen Autounfall 1960, begann er während seiner Rekonvaleszenz das Studium des Kirchenrechts in Rom. Hier ergab sich für ihn die Möglichkeit, als Konzilsstenograph an den Konzilssitzungen teilzunehmen. Es war für Krätzl eine Zeit, die ihm nicht nur eine neue Gedankenwelt erschloss, sondern auch für sein weiteres Leben geprägt hat. Er war einer der letzten Augenzeugen des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Helmut Krätzl hat aber nicht nur den Beginn des neuen und vor allem notwendigen Aufschwungs der Kirche durch das Konzil erlebt, sondern auch die Stagnation des begonnenen Aufbruchs. In vielen seiner Bücher setzte er sich mit Kirche auseinander, zum Beispiel in dem 1998 erschienen Buch „Im Sprung gehemmt, was mir nach dem Konzil noch alles fehlt“.
Requiem für Weihbischof Krätzl am 15. Mai, 17 Uhr im Stephansdom
Helmut Krätzl wird am Sonntag, 14. Mai, in der Kreuzkapelle des Stephansdoms von 15 bis 22 Uhr und am Montag, 15. Mai, von 7 bis 15 Uhr aufgebahrt. Hier gibt es die Möglichkeit zur persönlichen Verabschiedung. Anschließend wird das Requiem mit Kardinal Christoph Schönborn um 17 Uhr gefeiert. Im Anschluss wird der verstorbene Weihbischof in der Domherrengruft des Stephansdom beigesetzt.
Das Requiem wird im Livestream auf dem YouTube-Kanal der Erzdiözese Wien gestreamt. Aufgrund der engen Verbundenheit Helmut Krätzls mit den Gehörlosen wird der Gottesdienst auch gebärdensprachlich begleitet. Radio klassik Stephansdom überträgt den Gottesdienst ebenfalls live.
Livestream mit gebärdensprachlicher Begleitung
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Würdigung und Bewunderung für Weihbischof Helmut Krätzl
"Ich habe gelernt, dass sich Kirche verändern kann"
[renate magerl]