Reden und eigenes Tun sollten immer in Einklang sein
"Verantwortliche des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft suchen zunehmend bei den Orden nach alternativen Entwürfen und Lösungsstrategien". Das hat Abtpräses Christian Haidinger in seiner Predigt dargelegt. Die Anfragen aus der Wirtschaft an die Orden richteten sich vor allem nach den Grundsätzen und Leitmotiven, die in deren Klöstern, Gemeinschaften und Wirtschaftsbetrieben praktiziert würden, so Haidinger weiter. Aktuelle Antworten aus den Orden auf diese Nachfragen seien deshalb Angebote wie Kloster auf Zeit für Manager, Kurse über Spiritualität im Management sowie die Neuentdeckung der Benediktregel für die Wirtschaft, auch im Bereich der Menschenführung.

Menschenverachtende Systeme
Als Hintergrund skizzierte Haidinger die "menschenverachtenden Strukturen und Systeme", die sich heute in die Wirtschaft eingeschlichen hätten. Oft gehe es nur um das Funktionieren im System, während persönliche Verantwortung kaum mehr Platz bekomme, zudem seien Zahlen, Rankings und Bilanzen wichtiger als der konkrete Mensch. Führungskräfte stünden unter Zwängen, die gerechtes und fruchtbringendes Handeln massiv erschwerten. Diametral entgegen stünde dieser Praxis die "aufrichtende und heilende Liebe Gottes zu den Menschen", die auch in der Bibel geschildert werde und bei den Orden in ihrer "Richtschnur" der für sie grundlegenden Benedikts-Regel Eingang gefunden habe. Die Überzeugung des heiligen Benedikts sei es vor über 1.500 Jahren gewesen, "dass jede Gemeinschaft eine feste Ordnung braucht", erklärte der Benediktiner-Abtpräses.

Alles Werkzeug ist heiliges Altargerät
Für die Führungspersönlichkeiten - bei Orden der Abt - habe Benedikt väterliche Autorität und Leitung mit weisem Maß eingefordert, bei dem Reden und eigenes Tun im Einklang stehen sollten und zur Entfaltung der Fähigkeiten des Einzelnen zum Wohle der Gemeinschaft führen sollten. Allen gerecht zu werden, sei ein "erstrebenswertes Ziel und tägliche Herausforderung für alle, denen Führungsverantwortung aufgetragen ist", so Haidinger. Zentrales Element der Benediktsregel sei weiters die Ehrfurcht vor Gott, der Schöpfung, dem Menschen und auch vor den Dingen. Dies äußere sich etwa darin, dass der "Cellerar" (Wirtschafter) des Klosters, "alle Dinge, das Küchengeschirr und alles Werkzeug wie heiliges Altargerät" behandeln solle. Wenn er einer Bitte eines Mitbruders nicht erfüllen könne, solle er sie "vernünftig und mit Demut" abschlagen und dem Bittsteller zumindest ein gutes Wort schenken, was eine reife Persönlichkeit erfordere. Haidinger: "Es ist eine schöne Übung heute, die Dinge und den Alltag als heilig zu betrachten."

Unterbrechung und hinhören können
Als "nötiger denn je" bezeichnete der Abtpräses zudem die "Unterbrechung der Zeit", die im Kloster durch die von Gebet, Arbeit und Lesen bestimmte Tagesordnung praktiziert werde. Das Prinzip der Stabilität - des "Wissens, wohin ich gehöre" - sei in Zeiten von Flexibilität und ständigen Wandels eine besondere Anregung hohen Wertes, ebenso wie das Gelübde des Gehorsams, der im Kloster im Dialog und Horchen aufeinander geschehen solle, so der Benediktinermönch. Nachsatz: "Auch der Abt muss hören können".
Quelle: Kathpress. Foto: Cityfoto
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Abtpräses der Benediktiner und Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden in Österreich Christian Haidinger und die gebürtigen Oberösterreicherin und Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs Sr. Beatrix Mayrhofer gestalteten am 7. Jänner 2015 in der vollen Linzer Minoritenkirche die Julius-Raab-Festmesse, begleitet vom Chor „Cantores Carmeli“. Die Kommunion-Mediation von Sr. Beatrix hob die lebendige Gottesbeziehung hervor.