Wertvolles Miteinander mit leitenden MitarbeiterInnen in Orden
Die Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer stellt in ihrer Begrüßung in Anlehnung an Papst Franziskus als Wunsch an die Tagung, dass die Gemeinschaften und Institutionen zusammenwachsen, offen für Begegnung und Dialog sind und auf Augenhöhe zuhören: „Wenn wir das tun, werden wir wie der Papst es sagt, bewahrt von der Krankheit der Selbstbezogenheit.“ Die Referentinnen Sr. Edith Maria Magar von den Waldbreitbacher Franziskanerinnen und Eva Heigl von den Kreuzschwestern Europa Mitte wurden als „Agentinnen des Zuerst“ dem Plenum vorgestellt.
Sr. Edith Maria Magar (rechts im Bild) von den Waldbreitbacher Franziskanerinnen und Eva Heigl von den Kreuzschwestern Europa Mitte referierten bei der Tagung der Höheren Oberinnen 2015. (c) Ordensgemeinschaften Österreich
Weggefährtin des Ordens
Eva Heigl ist seit 15 Jahren für die Kreuzschwestern tätig und jetzt Geschäftsführerin von Europa Mitte in Wels. Sie hat vorher in der Versicherungsbranche als Betriebswirtin gearbeitet. Über eine Personalfirma kam sie in die Nähe des Ordens: „Bei meinem ersten Gespräch haben mich die Offenheit, die klare Sicht auf die schwierige Situation und der Mut der damaligen Oberin beeindruckt.“ Heigl hat als wichtig erachtet, dass die Ordensgemeinschaft gewusst hat, „wohin sie mit dem Werk will, dass sie ein Zukunftsbild hat“. Regeln und Ziele müssen „genau definiert und vor allem täglich gelebt werden“. Wesentlich war, „dass die Provinzoberin alle Beschwerden und Widerstände in der neu festgelegten Organisationsstrukur zurückgegeben hat an die neue Leitung.“ Außerdem wurden die finanziellen Zahlen ganz transparent für alle MitarbeiterInnen zugänglich gemacht. „Wir sind ganz transparent mit den Zahlen und der Entwicklung umgegangen.“ Die Ordensleitung hat das neue Vorgehen nie in Frage gestellt: “Es ist gelungen, weil Mut und Konsequenz da waren.“ Am Anfang hat sie sich als „gewollte Notlösung“ erlebt. Heute sehe ich mich als „Weggefährtin des Ordens, als Hilfskraft in der Mitarbeit am Ordensauftrag“.
Mitarbeiterinnen werden als Weggefährtinnen der Orden gesehen. (c) Ordensgemeinschaften Österreich
Frömmigkeit ersetzt nicht die Kompetenz
Generaloberin Sr. Edith Maria Magar von den Waldbreitbacher Franziskanerinnen erzählte in ihrem ersten Input: „Wir haben uns sehr bald getraut, Weltleute in die Bücher schauen zu lassen. Die Frömmigkeit ersetzt nicht die Kompetenz und das Ordenskleid bringt nicht einfach Führungskompetenz.“ Heute fühlt sie sich als „entlastete Generaloberin“. Sie haben Führungsaufgaben konsequent übertragen anhand der Frage: „Was passiert, wenn keine Franziskanerin mehr im Werk tätig ist? Wir wollten ein Vermächtnis in die Zukunft geben und dafür brauchen wir Erbinnen.“ Magar betonte, dass „Professionalität und Wertevermittlung in einer Person zusammengehen müssen“. Es darf nie nur um das Geschäft alleine gehen. Übergänge für neue Zuständigkeiten müssen langfristig geplant, erarbeitet und gut begleitet werden.
Verantwortung ganz übertragen
Es hat sich bewährt, „Aufgaben und Verantwortung um Personen herum zu bauen“. Magar: „Da haben wir viel an Bildung und Begleitung investiert. Dazu haben wir klare Anforderungen an unsere Leitungspersonen gestellt. Wer dazu nicht bereit war, konnte nicht leiten. Das hat uns attraktiv gemacht.“ So werden die MitarbeiterInnen zu ethischen Garanten für den Ordensauftrag. Magar schildert auch, dass sie vor allem Frauen gefunden haben: „Vor allem Frauen haben wir diese Aufgaben übertragen, aus einem tiefen ekklesiologischem Gesichtspunkt. Kompetenz und Persönlichkeit müssen zusammenpassen. Damit übernehmen die Weltleute volle Verantwortung.“ Magar hält allgemein zur wirtschaftlichen Entwicklung fest: „Die Schnellen schlucken die Langsamen und nicht die Großen die Kleinen.“ Hier sieht sie Orden als Unternehmerinnen, „sind eine geistliche Unternehmerschaft“.
Orden sollen kreative Unruhestifter sein - bei der Tagung der Höheren OberInnen werden zukunftsweisende Schritte gesetzt. (c) Ordensgemeinschaften Österreich
Neue Rolle der Ordensfrauen
„Wir sind frei von und so frei für“, deutet Magar neue Einsatzorte der Ordensleute an sozialen Brennpunkten. In Köln wollen sie an einem sozialen Brennpunkt eine neue Gemeinschaft eröffnen. Magar ermutigt: „Orden sollen kreative Unruhestifter sein. Das ist nicht eine Frage der Anzahl der Ordensfrauen.“ Hagar sieht in Hinblick auf ihren Orden, dass sie Erbinnen und Erben gefunden haben und so 20.000 MitarbeiterInnen in 200 Einrichtungen den Ordensauftrag erfüllen. Das braucht ein starkes Mandat und ein gutes Ritual zur Einführung der „Oberin“. „Weltliche Leitungspersonen“ brauchen Rückhalt und wir sehen sie als „Oberinnen“. Dafür wird Magar als Ordensfrau heute oft gebeten: „Bitte begleiten sie uns geistlich.“
Die Tagnung und Beratungen gehen bis Samstag, 7. März 2015.
[fk]