Stifte nehmen Flüchtlinge auf
Stifte und Klöster waren schon immer Orte der Gastfreundschaft, vor allem in Notzeiten. Schutzbedürftige konnten sicher sein, bei den Ordensleuten Hilfe und Unterstützung zu finden. Jüngste Beispiele sind die Stifte Wilhering und Göttweig, die Flüchtlinge aus Syrien bei sich aufgenommen haben und versuchen, sie wieder in ein „normales“ Leben zurückzuführen.Das Zisterzienserstift Wilhering renovierte das ehemalige Jugendzentrum im Stiftskeller, um Platz zu schaffen für zehn Asylwerber. Am 22. April 2015 sind die ersten Gäste in Wilhering angekommen. Je zwei Personen teilen sich ein Zimmer, die mit Betten, absperrbaren Kästen, Tischen etc. einfach aber gemütlich möbliert sind. Allen gemeinsam stehen eine Gemeinschaftsküche, Sanitär- und Waschräume zur Verfügung.
Die Menschen werden vom Land Oberösterreich für eine begrenzte Zeit zugewiesen und von der Flüchtlingshilfe der Caritas betreut, die auch die Grundversorgung mit Hilfe des Landes sicherstellt. Zusätzlich stellt auch die Gemeinde Wilhering Lebensmitteln zur Verfügung und veranlasst, dass die Asylwerber auch mobil sind, um Einkäufe zu tätigen. Natürlich hat auch die Pfarre Wilhering verschiedenste Dienste und Betreuungstätigkeiten übernommen.
Syrische Flüchtlingsfamilie im Benediktinerstift Göttweig
Auch das Benediktinerstift Göttweig hat sein Exerzitienhaus umgebaut und stellt es seit Oktober 2014 einer siebenköpfigen Flüchtlingsfamilie aus Syrien zur Verfügung. Sie waren als Christen im Bürgerkrieg ganz besonders in Lebensgefahr geraten; letztendlich war ihnen nichts anderes übrig geblieben als aus ihrem zerstörten Heimatland nach Österreich zu fliehen.
Im Stift haben sie so etwas wie eine zweite Heimat gefunden. Abt Columban Luser sagte im ORF-Interview, seine Familie sei selbst im 2. Weltkrieg aus der Heimat vertrieben worden. „Bei sei vielen Flüchtlingen in Österreich war uns klar, wir wollen uns dieser Problematik nicht verschließen.“ Deshalb hatte der Konvent nicht lange gezögert und sich dazu entschlossen, die Tore des Stiftes für Asylwerber zu öffnen.
Wobei es mit dem Quartier allein nicht getan ist. Die Ordensmänner unterstützen die Familie bei Behördenwegen und helfen ihnen dabei, Sprachkenntnisse zu erwerben oder Arbeitsmöglichkeiten zu finden. Ziel ist es, die Familie wieder in den Alltag zu integrieren. Den Kindern ist das bereits gut gelungen; sie gehen in Wilhering in die Volksschule und wurden von ihren Klassenkameraden begeistert aufgenommen.
ORF-Bericht über die Flüchtlinge in Stift Göttweig"heute leben" vom 4. Mai 2015 (ORF-TVThek)
Bericht über die Flüchtlinge im Stift Wilhering
Foto: ORF / leben heute vom 4. Mai 2015
[rs]