Jubiläumsfest zu 25 Jahre Vinzenzgemeinschaft
Das zweitägige Fest soll die Entwicklung einer kleinen Initiative für Obdachlose zu einer österreich-übergreifenden Organisation würdigen. Nach der Eröffnung am Freitag startet auf dem Grazer Hauptplatz das "Knödelfest"; Knödel in allen Varianten, hergestellt von fünf Fachschulen für Land- und Ernährungswissenschaften, werden gegen eine Spende an Besucher verteilt. Im Festzelt stellen sich die verschiedenen "VinziWerke" dem Publikum vor. Höhepunkt ist ein "Spendenflashmob" um 15 Uhr: Innerhalb von fünf Minuten werden unter der musikalischen Begleitung der Band "The Uptown Monotones" so viele Spenden gesammelt als möglich. Am Samstag sind ehrenamtliche Mitarbeiter, Klienten und Geldgeber zu einem Mittagessen im Anschluss eingeladen. Erwartet werden Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Kirche.
1990 von Pfarrer Pucher gegründet
Mit dem Anspruch, hilfsbedürftige, notleidende Menschen zu unterstützen, schlossen sich am 18. Jänner 1990 zwölf junge Menschen mit dem heute 75-jährigen Pfarrer Wolfgang Pucher zur "Jugendvinzenzgemeinschaft Eggenberg" zusammen. Heute betreibt die Gemeinschaft 38 "VinziWerke" in Österreich und Europa; die Standorte erstrecken sich von Odessa über das slowakische Hostice, Heimatort vieler einst in Graz bettelnder Roma, bis Bozen. Häuser für obdachlose Österreicher und Roma stehen in fast allen Landeshauptstädten, so in Wien, Graz, Salzburg, Klagenfurt und Innsbruck.
In Graz gibt es auch den "VinziBus", der ein Abendbrot für Obdachlose ausliefert, das "VinziNest" und "VinziSchutz" als Notschlafstelle für Ausländer bzw. Ausländerinnen; "VinziMed" bietet Bedürftigen medizinische Versorgung, der "VinziShop" günstige Kleidung, "VinziMarkt" billige Lebensmittel. Auch in Wien gibt es mittlerweile fünf Einrichtungen vom "VinziTreff" über "VinziBett" bis hin zu "VinziPort" als Notschlafstelle für EU-Bürger.
Auch 25 Jahre nach der Gründung der Gemeinschaft hat Pucher sein Anliegen nicht aufgegeben: Was ihm in Graz bereits gelungen ist - jedem Obdachlosen ein Quartier zu geben - will er in ganz Österreich durchsetzen; die nächsten Ziele sind Salzburg und Linz. "Wir haben in Salzburg mit 'Housing First' ein neues Modell begonnen: Menschen müssen nicht den Umweg über Notschlafstellen nehmen, sondern ziehen von der Straße weg in eine Mietwohnung, wo sie unter Betreuung selbstständig leben", so Pucher in der aktuellen Ausgabe der "Linzer Kirchenzeitung". Salzburg soll so in den nächsten Jahren obdachlosenfrei gemacht werden. Das Gleiche plant Pucher für Linz. Es gebe gute und viele Kontakte in die oberösterreichische Landeshauptstadt. Realisiert wurde bisher ein Bus für die Betreuung von kranken Obdachlosen.
Die aktuellen Zeltstädte zur Unterbringung von Flüchtlingen kritisierte Pucher als "nicht notwendig". Anders als während des Jugoslawien-Krieges gebe es heute genügend Ressourcen und Bereitschaft in der Gesellschaft. Einmal mehr sprach sich der Armenpfarrer in dem Interview auch gegen das Verbot des gewerbsmäßigen Bettelns in Städten wie Linz aus. "Mir ist bis heute keine Definition für 'gewerbsmäßiges Betteln' bekannt. Wenn das Handeln nach einem so schwammigen Begriff strafbar macht, dann ist polizeilicher Willkür Tür und Tor geöffnet."
[rs]
Am 26. und 27. Juni 2015 feiert die "Vinzenzgemeinschaft Eggenberg" ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsfest am Grazer Hauptplatz. 1990 von Lazaristen-Pfarrer Wolfgang Pucher für die Obdachlosenfürsorge gegründet, betreibt die Gemeinschaft heute 38 "VinziWerke". Der Startschuss für die Feierlichkeiten fällt am Freitag um 10.00 Uhr mit der "Umwidmung" des Grazer Hauptplatzes zum "VinziPlatz" durch Vertreter der Stadtregierung. Für das Jubiläumsjahr plant Pucher auch weitere Projekte in Salzburg und Linz.