Diese Menschen verdienen unseren höchsten Respekt und unsere beste Unterstützung
"Diese Menschen verdienen unseren höchsten Respekt und unsere beste Unterstützung. Sie brauchen Nothilfe und auf Dauer eine Perspektive. Viele Menschen unterstützen in Helferkreisen unerschrocken, mitfühlend und offen. Ihr Engagement ist ein Vorbild für die träge Unentschlossenheit der Politik, für die nervenaufreibende Bürokratie. Ich sehe es als unsere Aufgabe, den Flüchtlingen,die in Europa ankommen, mit Liebe und Herzlichkeit zu begegnen und den Menschen in den zerrütteten Ländern selbst beizustehen." Der Provinzleiter P. Oliver Ruggenthaler stärkt damit den vielen Helferinnen und Helfern den Rücken und stellt sich den politisch Verantwortlichen als Vorbild für Tatkraft und Entschlossenheit hin.

Kreuz am Weg nach San Damiano in Assisi
Ruggenthaler beschreibt in seinem Brief auf recht drastische und einfühlsame Art die Situation Flüchtenden: "Ein Flaschendeckel, gefüllt mit Wasser. Das ist alles, was jeder an Flüssigkeit pro Tag bekommt. Neun Tage lang. Im Mund verschwindet diese kleine Menge an Trinkwasser sofort, und der Überlebensdrang dürstet nach mehr. Es gibt aber kein Mehr - 24 Stunden lang. Und tags in der Hitze wandern, durch syrisches Gebirge in türkisches Land. Einen Fuß vor den anderen setzend, hinein in Fremdes, in die Hoffnung zu überleben. Zwei Kinder an der Hand, ein Kind im Arm. Nachts schlaflos irgendwo unter Bäumen, unter freiem Himmel.
Das Gefühl der Nutzlosigkeit
Drei Kinder suchen Sicherheit, während Kälte und Angst unter der Haut brennen, Verzweiflung das Herz zerreißt. Das Jüngste ist zwei Monate, das Älteste vier Jahre alt. Alle Sinne angespannt auf Regungen, Geräusche, Gerüche, Gefahren. Neun Tage extremster Lebensbedingungen mit der unermesslichen Furcht um das Leben der Kinder und um das eigene. Sie kosten Leben, diese Tage. Besonders das von Babies und Kleinkindern. Sie bleiben irgendwo zurück. Zuhause werden zur selben Zeit Existenz und Wohnhaus plündert und in die Luft gesprengt. Monate brauchen die Kinder, um sich gesundheitlich von den lebensbedrohlichen Strapazen dieser neun Tage zu erholen. Probleme mit dem Augenlicht, mit Organen, mit dem Wachstum und der Entwicklung, der Sprache. Und dann endet die Flucht aus der Heimat in einem Flüchtlingslager oder sie geht weiter in die Fremde. Wandern und warten auf ein anderes Leben. Die Verzweiflung verbirgt sich hinter den Hauswänden der Flüchtlingsbehausungen. Das Gefühl der Nutzlosigkeit, das viele Männer quält, die nicht arbeiten können, um ihre Familien zu ernähren. Die Frauen, die manchmal in ihrer Überforderung ihre Babys nicht stillen können, weil sie psychisch zermürbt sind. Das alles und viel mehr macht die Flucht über tausende Kilometer zu Fuß, in Lastwagen, auf Schlauchbootenüber Grenzen – immer den Tod im Nacken."
Ruggentaler beschreibt ein paar der Einsatzorte der Franziskaner von Israel - Palästina, der Ukraine bis Südamerika. In Österreich ermöglicht unter anderen die Gemeinschaft der Franziskaner im Shalom-Kloster Pupping 11 Flüchtlingen direkt in der Gemeinschaft eine neue Heimat.
Franziskanerprovinz Österreich und Südtirol
[fk]
Der Provinzleiter der Franziskaner in Österreich und Südtirol