Präsidentin Mayrhofer: Flüchtlingshilfe der Orden will man nicht wahrnehmen
"Es ist praktisch, die Kirche pauschal anzugreifen und zu sagen: Die hätten doch den Auftrag!", sagt Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, im »Furche«-Interview. Schon immer hätten sich Ordensgemeinschaften im Flüchtlingsbereich engagiert, und daran habe sich auch aktuell nichts geändert. "Es gibt auch eine Liste von Ordensgemeinschaften, die Flüchtlinge aufnehmen. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass man das gar nicht wahrnehmen will."
Was aber nicht heißen soll, dass man sich mit dem bisher Erreichten zufrieden geben möchte. Gemeinsam mit den Flüchtlingskoordinatoren der Diözesen wird "ständig weiter nach Unterbringungsmöglichkeiten gesucht", betont Präsidentin Mayrhofer. Und weiter: "Die Frage muss immer lauten: Was können wir noch tun? Denn wir tun immer zu wenig - und zwar wir alle."
Vorwürfe sind heuchlerisch
Auf den Vorwurf, viele monumentale Klöster stünden halbleer da wie etwa das Benediktinerstift Melk mit seinen Räumlichkeiten, antwortet Präsidentin Mayrhofer: "Aber auch bei Stift Melk muss man genauer hinsehen, denn dieses Gebäude steht ja nicht leer. Da gibt es ein riesiges Gymnasium, Bildungseinrichtungen und Kulturgüter, die unter schwerster Auflage des Denkmalschutzes renoviert worden sind und erhalten werden müssen. Und dann wirft man uns vor, dass wir in genau diesen Räumlichkeiten keine Flüchtlinge unterbringen. Das ist schon etwas heuchlerisch." Wo es gehe, handle man auch. So würden zum Beispiel die Styler Missionare von St. Gabriel in Mödling einen ganzen Trakt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zur Verfügung stellen.

In der Ausgabe der Wochenzeitschrift »Die Furche« vom 20. August 2015 wehrt sich Präsidentin Beatrix Mayrhofer gegen den Vorwurf, die Ordensgemeinschaften zeigten zu wenig Engagement im Bereich Flüchtlingshilfe. (c) Ordensgemeinschaften Österreich
Verquickung von Kompetenzen und Auflagen
Derzeit suche eine von Orden, Diözesen und Caritas besetzte Koordinierungsgruppe im Generalsekretariat der Bischofskonferenz sowie in allen Diözesen eingesetzten Koordinatoren laufend nach geeigneten Quartieren. "Aber in der Flüchtlingsfrage gibt es eben eine komplizierte Verquickung von Kompetenzen und Auflagen", bringt es die Frauenordens-Präsidentin auf den Punkt. Dies betreffe die genannten Erfordernisse des Denkmalschutzes ebenso wie durchaus bestehende Angebote an zuständige Behörden, "die aus diversen Gründen nicht angenommen werden".
Hilfe in kleinen Einheiten
Dass Ordensleute neben der Beherbergung auch Aufgaben der Flüchtlingsbetreuung übernehmen, bezeichnet Präsidentin Mayrhofer schon allein aufgrund der Altersstruktur der Gemeinschaften als überfordernd. Von den 3.800 Ordensfrauen in Österreich seien etwa 2.000 älter als 75 Jahre. Dazu kommen, dass viele Flüchtlinge traumatisiert seien und geschulte Fachkräfte benötigten. Das Engagement der Orden, vor allem der Frauengemeinschaften, geschehe oft im Hintergrund. Präsidentin Mayrhofer: "Sie werden keine ,monumentalen' Frauenorden finden. Wir arbeiten vorwiegend in kleinen Einheiten in Pfarren, in der Sozialarbeit, in der Flüchtlingsarbeit oder beim Kampf gegen Menschen- und Frauenhandel." Letztendlich sei sie zuversichtlich: "Es ist unerträglich, dass wir als Kirche und Gesellschaft fast vor Hilflosigkeit erstarren, weil die Lage so überfordernd aussieht. Doch wenn wir gemeinsam und planvoll vorgehen, ist sie bewältigbar."
[rs]
In einem Interview mit der Wochenzeitung »Die Furche« vom 20. August 2015 bezieht Frauenordens-Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer Stellung zu dem Vorwurf, die heimischen Ordensgemeinschaften würden im Bereich Flüchtlingshilfe zu wenig Engagement zeigen. Sie empfinde die aktuellen Pauschalangriffe als "heuchlerisch", betont aber gleichzeitig, "wir tun immer zu wenig, und zwar wir alle".