Abtpräses Christian Haidinger: Schöpfungstag vereint uns in ökumenischer und geschwisterlicher Verbundenheit

Die "Schöpfungszeit" vom 1. September bis 4. Oktober wird in Österreichs Kirchen schon seit geraumer Zeit dazu genutzt, um in ökumenischen "Schöpfungsgottesdiensten", aber auch Vorträgen und Diskussionen über das Thema Umwelt- und Klimaschutz zu reflektieren. Jetzt hat Papst Franziskus erstmal den 1. September zum »Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung« ausgerufen - ist ein solcher Tag tatsächlich notwendig?

Abtpräses Christian Haidinger ist davon überzeugt: "Seit der ersten ökumenischen Versammlung 1989 in Basel ist mir dieses Anliegen sehr vertraut. Sie stand unter dem Motto: Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Dieses Motto ist heute wohl noch aktueller als vor 25 Jahren. Wohl gab und gibt es stets ehrliches Bemühen darum, aber von Fortschritt können wir ehrlicher Weise nicht wirklich sprechen."

Gebet weckt Bereitschaft zum konkreten Handeln

Ersetzt das Gebet das konkrete Handeln? Der emeritierte Abt des Stift Altenburg hat darauf eine klare Antwort: "Natürlich nicht, aber wenn in unserer persönlichen und – so kann man wohl sagen – auch globalen Ohnmacht immer mehr Menschen ihre Sorgen auch betend vor Gott hintragen, dann wächst sowohl das Bewusstsein dieser Beter dafür und auch ihre Bereitschaft zum konkreten Handeln."

Das Gebet unterstütze und gebe den Menschen Kraft, ist der Abtpräses der Österreichischen Benediktinerkongregation überzeugt. "Beter wissen auch um die Kraft des Gebetes im persönlichen Bemühen! Und darüber hinaus vereint uns dieser Schöpfungstag und diese Schöpfungszeit in ökumenischer und geschwisterlicher Verbundenheit!" Haidingers Resümee: "Ja, wir brauchen diesen Gebetstag für die Schöpfung!"

Wir müssen unser Verhältnis zur Schöpfung überdenken

Allerdings sei es unumgänglich, dass wir unser Verhältnis zur Schöpfung überdenken - bei diesem Thema zeigt sich Haidinger durchaus auch selbstkritisch: "Wir erfahren, erleben und erleiden mit etwas wachem Blick, wie unverantwortlich wir Menschen - ich sage bewusst hier wir, auch selber ertappe ich mich immer wieder bei verschiedenem Fehlverhalten - mit der großartigen Schöpfung Gottes umgehen."

Umweltverschmutzung, unverantwortlicher Umgang mit den immer knapper werdenden Ressourcen, egoistische Ausbeutung der Umwelt … Unendlich viele Negative könne man hier zur Sprache bringen. "Dass es unabdingbar notwendig ist, ein weltweites Umdenken in die Wege zu leiten, wissen wir längst!", betont Haidinger. "Aber warum geht nichts weiter? Warum tappe ich immer wieder in dieses oder jenes Fehlverhalten hinein?" Er freue sich darauf, in der Schöpfungszeit bis zum 4. Oktober, dem Fest des hl. Franziskus, von vielen Impulsen zu diesem Thema begleitet zu werden.

»Laudato si« zeigt konkrete Lösungs- und Handlungsansätze

Papst Franziskus' Enzyklika »Laudato si«, die für Haidinger vom "Poverello aus Assisi persönlich geschrieben worden sein könnte", begleite ihn seit einigen Wochen bei seiner täglichen geistlichen Lesung. "Ich bin unendlich dankbar dafür, dass kurz und präzise das Anliegen des verantwortlichen Umgangs mit der Schöpfung ins Wort gebracht wird. Und dies in einer klaren und einfachen Sprache für ein päpstliches Dokument, die für mich ganz neu ist! Die konkreten Probleme werden schonungslos aufgezeigt, nicht weniger aber auch konkrete Lösungs- und Handlungsansätze."

Auch das ON5/15 beschäftigt sich mit der Enzyklika »Laudato si«.

Text der Enzyklika »Laudato si« auf Deutsch

[rs]