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17. September 2015

825 Jahre Deutscher Orden: Wir blicken in die Zukunft!

1190 wurde der Deutsche Orden während des Dritten Kreuzzuges gegründet. Bis heute bemüht sich der Ritterorden mit Zentrale in der Wiener Singerstraße um "ritterliche Werte". Ihr 825-Jahre-Jubiläum feiert die Gemeinschaft am Freitag, 18. September 2015, mit einer Fachtagung und einen Tag später mit einem Festgottesdienst im Stephansdom.

Der Grundauftrag des 825 Jahre alten Ordens ist trotz gewandelter Form bis heute derselbe geblieben. Die Gemeinschaft sei eine "aufgeschlossene, moderne Einrichtung, die die Nöte unserer Zeit erkennt und in die Zukunft statt in die Vergangenheit blickt", sagte Hochmeister Bruno Platter, Generaloberer des Deutschen Ordens, im Kathpress-Interview.

Alle unter einem Dach

Platter leitet als Hochmeister sowohl den Brüder- und Schwesternorden als auch das Familiareninstitut, die alle unter dem Dach einer einzigen Gemeinschaft zusammengefasst sind - ein Unikum in der Ordenswelt. Außergewöhnlich ist auch der intensive Einsatz des Ordens auf weiterhin sehr unterschiedlichen Sektoren der Gesellschaft. Die Brüder sind in Österreich vor allem in der Pfarrseelsorge im Wiener Umland tätig, entsprechend seinem Gründungsmotto "Helfen und Heilen" ist der Orden aber auch im Sozialbereich aktiv: Er betreibt ein Pflegeheim und Spital in Friesach, jenseits der Grenzen Behinderten- und Suchthilfeeinrichtungen, sowie auch Studentenheime, ein Gymnasium und ein kirchliches Konservatorium.

Als dritte Grundaufgabe nannte Platter die kulturelle, wozu der Hochmeister zum einen auf den Einsatz der Ordensmitglieder in Kindergärten, Schulen und Schülerheimen verwies, zum anderen auf den Erhalt der ordenseigenen Kulturgüter wie Kirchen und Gebäude bis hin zum UNESCO-Weltkulturerbe Marienburg und den anderen Ordensburgen, die in der Epoche des Deutschordensstaates Preußen (1230 bis 1561) errichtet wurden. Historisch habe der Deutsche Orden auf dem Gebiet der Architektur, aber auch in Theologie und Dichtung "Erstaunliches" geleistet. "Die Strukturen aus dieser Zeit gelten teilweise bis heute: Die Städte, Verwaltungsbezirke und auch die vier Bistümer, die 1992 von Johannes Paul II. nach 500 Jahren Protestantismus in den alten Grenzen von damals wiederhergestellt worden sind", bemerkte der Hochmeister.

Gesellschaft gestalten

Bis heute wolle der Deutsche Orden die Gesellschaft aktiv mitgestalten, "im Geiste der christlichen Grundwerte, mit Zivilcourage und klarem katholischen Profil, jedoch nicht kämpferisch und unter keinen Umständen parteipolitisch", betonte Platter. Je stärker die Gesellschaft säkularisiert sei, umso notwendiger sei dieses Wertebekenntnis, wobei der Ordensobere besonders die "Familiaren" als Akteure hervorhob: Die Männer und Frauen des dritten Zweiges im Deutschen Orden, der bereits seit den Gründungszeiten erwähnt und vor genau 50 Jahren auch von Papst Paul VI. als eigenes, dem Orden angegliedertes Institut bestätigt wurde, würden von ihrem Glauben getragen oft in Leitungsfunktionen der Gesellschaft jene Aufgaben wahrnehmen, bei denen wertorientiertes Handeln besonders gefragt ist.

Als eine der aktuellen Herausforderungen bezeichnete der Hochmeister die Personalsituation im Orden, fehle doch besonders den Deutschordensschwestern der Nachwuchs. "Wir sind deshalb dazu übergegangen, die Werke der Schwestern zu den Brüdern oder Familiaren überzuführen", so Platter. Beim Familiareninstitut strebe man hingegen durchaus einen Ausbau an, angesichts laufender Neueintritte. Im Brüder-Zweig, wo es ein vergleichsweise niedriges Durchschnittsalter gebe, seien die allerorts vor sich gehenden Umstrukturierungen der Pfarren ein brennendes Thema. Neue Formen seelsorglicher Einsätze, sowie auch das Angebot der Exerzitien im Alltag, würden hier verstärkt angeboten.

Kooperation für Flüchtlinge im Entstehen

Ein Orden, der die Gastfreundschaft betone, komme auch am Flüchtlingsthema "nicht vorbei", betonte Platter. Etliche Pfarren und Gemeinschaften des Ordens seien in der Flüchtlingshilfe bereits engagiert oder würden auch Quartiere geben, wobei man in Wien bereits seit längerem ein größeres Kooperationsprojekt mit einer anderen Ordensgemeinschaft plane. Derzeit sei man hier "sehr gut unterwegs", Details würden jedoch erst nach erfolgter behördlicher Genehmigung bekanntgegeben, erklärte der Hochmeister.

Derzeitiges Thema in allen Provinzen des Deutschen Ordens ist auch das noch bis Februar andauernde "Jahr der Orden", dessen Initiative eine der "Überraschungen" des Papstes gewesen sei und dessen begleitendes Apostolisches Rundschreiben Platter als "hervorragendes Dokument, das noch weiter gelesen und meditiert werden muss", hervorhob. Sichtbar gehe es Franziskus vor allem um das innere spirituelle Leben der Orden, "dass sie sich verlebendigen, Feuer im Herzen haben und ihre eigene Berufung und das geistige Erbe vor Augen halten."

Mit Spannung erwarte man auch im Deutschen Orden den Ausgang der nahenden Bischofssynode zu Ehe und Familie: "Orden haben tagtäglich mit dem Themenbereich zu tun, wenn sie Menschen in schwierigen Situationen begleiten, wie etwa Frauen in Notlagen und Kinder aus zerrütteten Ehen sowie Straßen- und Waisenkinder. Die Orden haben damit weltweit einen riesigen Erfahrungsschatz, den sie einbringen können", betonte Platter. Umgesetzt werde dies auf der Bischofssynode vor allem über die von den Orden bestellten Synodenvertreter, die von der Union der Generaloberen - der auch Platter angehört - gewählt wurden.

Der Deutsche Orden wurde 1190 in Akkon im heutigen Israel durch Pilger und Kaufleute aus Lübeck und Bremen als Hospitalbruderschaft gegründet. Rund 1.000 Ordensbrüder, Ordensschwestern und Familiaren in Österreich, Deutschland, der Slowakei, Tschechien, Slowenien, Belgien und Italien gehören der Gemeinschaft an.

[rs]

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