Dass alle in der Kirche Platz haben
„Mut zur Ungleichzeitigkeit und Handeln nach dem eigenen Gewissen.“ So sieht der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der Männerorden Abtpräses Christian Haidinger mit Blick auf die derzeitige Familiensynode die zukünftige Entwicklung. Im Gespräch mit Sandra Szabo bei der Buchpräsentation seines Buches „Geh, wohin ich dich sende!“ bei Herder in Wien am 6. Okt 2015 wurden alle kirchenaktuellen Themen angesprochen. In Linz ist Haidinger einen Tag später mit seinem Buch Gast im Presseclub.
„Es wird in den nächsten Jahren sehr viel mehr Ungleichzeitigkeiten geben“, ist sich Abtpräses Christian Haidinger mit Blick auf die laufende Familiensynode in Rom sicher: „Es wird mehr Mut zu dieser Ungleichzeitigkeit brauchen und das Handeln nach dem eigenen persönlichen Gewissen ist gefordert.“ Bei der Buchpräsentation in der Herder Buchhandlung in Wien nahm Haidinger zu verschiedenen Themen erzählend Stellung. Es wurden auch heiße Eisen wie Homosexualität, Zölibat oder Frauenpriestertum nicht ausgespart. „Wie können wir gut mit Menschen umgehen, die homosexuell geprägt sind und in der Kirche ihren Platz suchen. Es ist noch nicht Allgemeingut in der Kirche und auch Gesellschaft, dass alle ihren Platz haben.“ Haidinger zum Thema Homosexualität: „Bei der Familiensynode werden Meinungen aneinander prallen. Das ist gut so und es soll ein ordentliches Gewitter geben. Die Bischöfe mögen die Verantwortung wahrnehmen, dass alle in der Kirche ihrem Platz haben.“ Beim Frauenpriestertum hält Haidinger fest. „Ich habe es nie gefordert, sondern ich habe immer mein Überzeugung geäußert, dass es kommen wird. Damit wurde ich irgendwie für viele zum Hoffnungsträger. Es braucht die offene transparente Auseinandersetzung.“ Haidinger sieht in Papst Franziskus in vielen Dingen den Hoffnungsträger für die Zukunft: „Ich sehe Papst Franziskus als Hoffnungsträger ähnlich wie in der Zeit Zweiten Vatikanischen Konzils.“
vlnr: Gerda Schaffelhofer, Abtpräses Christian Haidinger, Weihbischof Helmut Krätzl, Waltraud Klasnic, Abt Petrus Pilsinger, Wolfgang Bahr
Gehorsam im Dialog
Haidinger schildert in seinem Buch, wie er immer wieder Aufgaben zugesprochen bekommen hat, die er nie angestrebt hat. Gegen manche Aufgaben hat er sich „aufgelehnt und gewehrt“. Schließlich hat es sich aber immer gefügt. Angesprochen auf den Gehorsam bei Ordensleuten: „Gehorsam ist kein Kadavergehorsam, sondern kommt immer vom Hören, ist ein hinhörender Dialog. Oft hat mir der Gehorsam auch neue Erfahrungen ermöglicht, auch wenn das im ersten Augenblick nicht so ausgesehen hat und schwer war. Erst später hat sich vieles als Wille Gottes gezeigt.“ Wenn er auf junge Menschen trifft, die ihre Berufung im Ordens- und Priesterberuf erahnen, dann erzählt er gerne von seinen eigenen „Berufungsschritten“. Wichtig ist ihm: „Hellhörig sein ist ganz wichtig und offen sein dafür, was Gott mir sagen will.“ Nicht unerwähnt ließ Haidinger, dass er in der Zeit der acht Jahre Geistlicher Assistent bei der Katholischen Frauenbewegung Österreichs „unglaublich viel gelernt und studiert hat“. Der Eintritt ist Kloster Kremsmünster und die Wahl zum Abt im ihm ganz unbekannten Stift Altenburg waren sicherlich die einschneidensten Lebensentscheidungen. „Geh, wohin ich dich sende“ war im ersten Augenblick nicht immer leicht, aber im Nachhinein hat sich immer herausgestellt: „Das will Gott von mir.“
Haidinger präsentiert sein Buch auf Einladung am 7. Okt 2015 im Presseclub Linz. Er sieht das Buch als seinen Beitrag zum JAHR DER ORDEN.
[fk]