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12. März 2016

Friedensnobelpreisträger Lech Walesa bei den Schulbrüdern in Wien

Walesa sprach auf Einladung des Schulbrüder-Ordens und des La-Salle-Schulzentrums Wien-Strebersdorf. Er ist familiär eng mit dem Orden verbunden. Seine Enkeln besuchen in Polen eine La-Salle-Schule. Ein Beitrag in der ZIB 2 wurde aufgrund dieses Abends gestaltet. 

 

 

Friedensnobelpreisträger Lech Walesa hat sich am 11. März 2016 in Wien für die Stärkung der Europäischen Union ausgesprochen und die neuen nationalistisch-populistischen Tendenzen in Europa bedauert. Als Beispiel dafür nannte er die Chefin der französischen Front National, Marine Le Pen. Wichtig für die Zukunft wären nach Einschätzung Walesas eine Rahmenordnung für den Kapitalismus, eine moderate Reform der Demokratie zur Verhinderung von Machtmissbrauch durch abgesicherte Mehrheiten sowie "neue Zehn Verfassungsgebote für Europa". Sie sollten vom Christentum inspiriert, aber nicht religiös ausgerichtet sein. 

SchülerInnen stellten Fragen an den Nobelpreisträger

Bei einer Frage-Antwort-Runde mit Schülern im Festsaal sagte der Solidarnosc-Gründer, er sei mit der politischen Entwicklung in seiner Heimat Polen nicht glücklich. Die derzeitige Regierung agiere "sehr ungeschickt" - und das, obwohl die Mitglieder eigentlich "meine Schüler sind". Insgesamt fehle heute in Europa das "Vertrauen auf Gott und seinen Geist", dass tief greifende Veränderungen zum Guten möglich sind, meinte der 72-jährige Friedensnobelpreisträger und ehemalige polnische Staatspräsident. Er erinnerte an die Situation im Jahr 1980: Als die Solidarnosc gegründet wurde, habe niemand für möglich gehalten, dass das Blöckesystem noch im gleichen Jahrzehnt auf friedlichem Weg zu Ende gehen werde. "Man sagte, es geht nur mit einem Atomkrieg und einer Million Toten." Die Aktivisten hätten sich dennoch nicht einschüchtern lassen. Auch heute müssten von den jungen Menschen wieder friedliche Veränderungen gewagt werden. Befragt zu Russland, dem Jahrhunderte lang gefürchteten Nachbarn Polens, zeigte sich Walesa ebenfalls optimistisch - allerdings nur auf lange Sicht. "Sie sind 30 Jahre hinterher", urteilte er. Der Grund dafür sei, dass Russland in seiner Geschichte nie Demokratie, Menschenrechte und freie Marktwirtschaft gekannt habe. Manche dort glaubten deshalb nach wie vor, dass man "die Einheit mit Panzern erhalten" könne. Dies ist laut Walesa aber eine Illusion, und viele wüssten das, denn auch in Russland gebe es offene und kluge Menschen.

La-Salle-Schulzentrum

[fk]

 

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