Ein „Migrantenorden“ bündelt Kräfte

„Wir Steyler Missionare sind von Anfang an ein Migrantenorden, und wir sind es heute mehr denn je!“ Mit diesen Worten charakterisierte der aus Ghana gebürtige katholische Ordensmissionar P. Patrick Kofi Kodom jene Gemeinschaft, für die er seit gut 15 Jahren in Österreich wirkt. Er gehört zur Mitteleuropäischen Provinz der Steyler Missionare, die am 1. Mai 2016 durch die Fusion der Schweizer und der Österreichischen Provinz gegründet wurde.

Fast alle 120 Ordensmitglieder haben „Migrationshintergrund“. Sie stammen entweder aus einem anderen Kontinent und kamen als Missionare nach Mitteleuropa, oder sie sind Europäer, die einen Teil ihres Lebens als Steyler Missionare in einem anderen Kontinent verbracht haben. Im Missionshaus St. Rupert feierten rund 60 von ihnen das neue Miteinander in der Mission.

Im Missionshaus St. Rupert kamen rund 60 Ordensmänner zusammen, um am 1. Mai 2016 die Mitteleuropäischen Provinz der Steyler Missionare zu gründen. (c) P. Franz Helm

Gemeinsame Mission in Mitteleuropa

Bei einer Wort-Gottes-Feier in der Kirche des Missionshauses St. Rupert erfolgte die Amtseinführung des Provinzials der neuen Provinz. P. Stephan Dähler ist gebürtiger Schweizer mit Missionserfahrung in Afrika und Österreich und war die letzten drei Jahre Provinzial in der Schweiz. Zusammen mit dem bisherigen österreichischen Provinzial, P. Josef Denkmayr, entzündete er eine Kerze, deren Licht die gemeinsame Mission in Mitteleuropa symbolisierte.

P. Josef Denkmayr, bisheriger österreichischer Provinzial, und P. Stephan Dähler, Provinzial der neuen Provinz. (c) P. Franz Helm

Keine Zwangs-, sondern eine Liebesehe

In Anspielung auf diesen Ritus drückten beide ihre Hoffnung aus, dass das Zusammengehen keine Zwangsehe sei, sondern sich immer mehr zu einer Liebesehe entwickelt. P. Denkmayr verglich seinen Nachfolger mit dem Schweizer Fußballtrainer Marcel Koller und drückte den Wunsch aus, er möge seine Mannschaft genauso erfolgreich coachen wie der erfolgreiche Trainer der österreichischen Nationalmannschaft. P. Dähler griff das Bild auf und meinte, ein Trainer sei nur so viel wert wie seine Mannschaft: „Da kann der Trainer rumfuchteln, wie er will, die Mannschaft muss mitmachen und ihr Bestes geben!“

Mission „mit den Füßen auf dem Boden“

Als „externer Berater“ war der emeritierte Innsbrucker Professor für Pastoraltheologie, der Comboni-Missionar P. Franz Weber gekommen. Er hielt bei einer Feierstunde, die sich an den Gottesdienst anschloss, die Festrede. Der Inhalt: Christliche Mission sei eine Teilnahme an der Mission Gottes, denn Mission hat ihren Ursprung im Liebeswollen Gottes, das jedem Menschen und der ganzen Schöpfung gilt. Daher müsse christliche Mission heute „mit den Füßen auf dem Boden“ erfolgen: Verwurzelt, bodenständig, interkulturell und interreligiös.

Comboni-Missionar P. Franz Weber: "Mission heute muss mit den Füßen auf dem Boden erfolgen." (c) P. Franz Helm

Mission sei ein dialogisches Geschehen, eine Weggemeinschaft mit den Menschen im Austausch über ihre Fragen. „Mission wurde in der Geschichte da fragwürdig, ja zu einer Kriminal- und Schuldgeschichte, wo sie nicht mehr hinterfragt wurde“, meinte Pater Weber. Als Comboni-Missionar zeigte er sich erfreut darüber, dass die Steyler Missionare genauso wie seine eigene Ordensgemeinschaft sehr international sind, an die Ränder der Gesellschaft gehen und solidarisch mit Flüchtlingen sein wollen und sich in besonderer Weise den Jugendlichen zuwenden.

Anschließend an P. Weber erzählte P. Patrick Kofi Kodom sehr konkret von seinen Erfahrungen als Flüchtlingsseelsorger in Vorarlberg. Nach ihm sprach Veronika Huber, Jugendleiterin der Erzdiözese Salzburg, über das neue Jugendzentrum „steyleWelt“, ein Gemeinschaftsprojekt der Katholischen Jugend mit den Steyler Missionaren und dem Missionsprivatgymnasium St. Rupert. Hier entsteht ein Ort der Begegnung für Jugendliche. Die Steyler Missionare bringen als besonderes Plus ihre Dialogbereitschaft und ihre Internationalität ein, die für junge Leute faszinierend sein kann.

Prophetisches Zeugnis

Nach den Festrednern kamen einige Gratulanten zu Wort. Sr. Hemma Jaschke, die Provinzleiterin der Steyler Missionsschwestern, überreichte dem neuen Provinzial P. Stephan Dähler einen bunten Schirm, auf dem die Zusage stand: Wir lassen euch nicht im Regen stehen.

Damit sind die Steyler Missionare auch in Zukunft gut beschirmt. Sr. Hemma Jaschke, Provinzleiterin der Steyler Missionsschwestern, und Männerorden-Vorsitzender Abtpräses Christian Haidinger überbrachten Glückwünsche zur Provinzgründung.(c) P. Franz Helm

Ein weiterer Gratulant war Abtpräses Christian Haidinger, der als Vorsitzender der Männerorden Österreichs gratulierte und dazu aufrief, dass Ordenschristen nach dem Beispiel Jesu durch ein prophetisches Zeugnis die Kirche und die Welt aufwecken.
Generalvikar Hans-Jörg Hofer von der Erzdiözese Salzburg beschrieb das Missionshaus St. Rupert als lebendige pastorale Zelle und dankte für das pastorale Wirken der Steyler Missionare.
Abschließend kam noch der Bürgermeister von Bischofshofen, Hans-Jörg Obinger zu Wort, der sich für den „humanistischen Fußabdruck“, den die Steyler Missionare in der Region hinterlassen, bedankte.
Die Feierstunde wurde musikalisch von Schülerinnen und Schülern des Missionsprivatgymnasiums St. Rupert umrahmt.

[Franz Helm/rs]