Die Vielfalt der Spiritualitäten feiern
Ob ignatianisch, franziskanisch, benediktinisch – viele Zugänge führten in den letzten Tagen nach Krakau, jedenfalls, wenn man die österreichische Ordenslandschaft ansieht. Bereits im Vorfeld nahmen Ordensgemeinschaften Gruppen aus anderen Ländern und Kontinenten auf, die am Weg nach Polen zum Weltjugendtag 2016 waren. Auch in Polen selbst nahmen sie am Vorprogramm teil, wie zum Beispiel an „Magis 2016“ der von Ignatius von Loyola inspirierten und geprägten Gemeinschaften. Unter ignatianisch „infizierten“ Leuten aus 52 Ländern waren auch die „Helferinnen“ aus Österreich.
Gemeinsam mit Jugendlichen und Ordensleuten aus Brasilien fuhr eine Gruppe aus Kremsmünster nach Krakau. P. Bernhard Eckerstorfer und P. Franz Ackerl begleiteten die Jugendlichen vom „Treffpunkt Benedikt“. Die Begeisterung der Teilnehmenden war auch in einem ORF-Beitrag deutlich zu bemerken.

Einige Ordensgemeinschaften hielten die Daheimgebliebenen via Facebook auf dem Laufenden.
„Geht hinaus!“ sagt Papst Franziskus den Ordensleuten
Papst Franziskus hat im Rahmen des Weltjugendtags 2016 Polens Priester und Ordensleute zu Dienstbereitschaft und zu konkreter Hilfe für Notleidende und Migranten aufgerufen. Jesus wünsche sich eine Kirche im Aufbruch, sagte er bei einer Messe am Samstag (30.7.) in der Johannes-Paul-II.-Gedächtniskirche in Krakau. Im Leben von Priestern und Ordensleuten könne es "keine verschlossenen Räume und privaten Besitztümer" geben. Auch Jesus sei nicht als Machtmensch in die Welt gesandt worden, sondern um zu dienen. An dem Gottesdienst nahmen rund 2.000 Priester, Ordensleute und Seminaristen teil, dazu weitere Tausende Gläubige auf dem Vorplatz.
In seinem einzigen Verweis auf seinen polnischen Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) in der Predigt zitierte Franziskus dessen Appell: "Öffnet die Türen!" Gottgeweihte Personen dürften nicht aus Furcht oder Bequemlichkeit in ihre eigenen Kreise eingeschlossen bleiben, sagte er. Ebenso wenig suchten echte Nachfolger Jesu die "schwankenden Podeste weltlicher Mächte" oder eine "sichere und gut bezahlte Zukunft".
Franziskus lud die Geistlichen zu täglicher und aufrichtiger Selbstkritik ein. Jesus liebe keine "halb gegangenen Wege" und "zweigleisigen Leben". Sein Herz werde aber von denen gewonnen, "die ihre eigenen Schwächen einzugestehen und zu beweinen wissen". Zugleich ermutigte der Papst die Priester und Ordensleute, vor Leitungspersonen in der Kirche nicht zu heucheln.

Jugendliche und Ordensleute aus Brasilien fuhren gemeinsam mit einer Gruppe aus Kremsmünster nach Krakau.
Aufgabe der Geistlichen sei es, "Barmherzigkeit zu verbreiten", sagte Franziskus. Dies bedeute, "dass wir uns konkret um die Wunden Jesu in unseren bedürftigen Brüdern und Schwestern kümmern, um die nahen wie die fernen, um den Kranken wie den Migranten, denn wenn man dem Leidenden dient, ehrt man den Leib Christi", so der Papst.
Die Richtung, die Jesus vorgebe, sei "eine Einbahnstraße - aus uns selbst hinauszugehen". Es sei "eine Reise ohne Rückfahrkarte". Der Priester habe kein Haus, das ihm gehört, sondern "die Kirche und die Welt sind die Freiluftbühne seiner Sendung". Sein Leben solle sei frei sein von Zeitverschwendungen, um sich auf die Verkündigung des Evangeliums, welche das Wesentliche sei, zu konzentrieren.
Jeder müsse sich selbst fragen nach seinem eigenen Beitrag, um sein Leben mit Taten der Barmherzigkeit zu füllen, so der Papst. Konkret könne dies durch vollständige Hingabe für den leidenden Nächsten geschehen. Ausdrücklich würdigte Franziskus zudem die Menschen des geweihten Lebens für ihren Dienst, der stets ein Aufbruch sei und dem weltlichen Machtstreben komplementär entgegen stehe.

Auch eine Gruppe der Barmherzigen Brüder machte sich auf den Weg nach Krakau zum Weltjugendtag 2016.
Der nächste Weltjugendtag im Jahr 2019 soll in Panama stattfinden.

[ms]
Wenn 356.000 Jugendliche aus aller Welt zusammenkommen, um gemeinsam den Weltjugendtag zu feiern, dann ist das ein starkes Zeichen der Einheit – und der Vielfalt. Denn der Weltjugendtag 2016 in Krakau zeigte auch, wie verschieden die Möglichkeiten sind, Spiritualität zu leben. Verschieden den einen Glauben feiern, darin sind auch die Ordensgemeinschaften meisterlich. Ordensleute haben das gestern zu Ende gegangene Weltjugendtreffen begleitet.