Buch über Missbrauch in Kremsmünster erscheint
Das Stift Kremsmünster hatte das Münchner Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) mit einer Studie zur Aufarbeitung der systematischen Misshandlung und des Missbrauchs von Internatsschülern zwischen 1950 und 1990 beauftragt. Im Projektbeirat waren Abt Ambros Ebhart und Prior Maximilian Bergmayr, drei IPP-Experten sowie fünf ehemalige Schüler.
Die IPP-Forscher haben 302 Berichte über insgesamt 350 Vorfälle sexueller, körperlicher oder psychischer Gewalt gesammelt. Sie stammen von 94 Zeugen und Opfern, in ihnen werden 24 Personen, darunter 20 Patres, beschuldigt - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Als Faktoren, die das Geschehene möglich gemacht haben, nannten die Sozialforscher einerseits den kirchlich-institutionellen Rahmen und die strenge Hierarchie. Im Kloster habe es an Kommunikation, pädagogischer Ausbildung und sexueller Reife gefehlt, so das Resümee der Studie. Eltern hätten zu wenig Gespür gezeigt, aber auch Polizei und Staatsanwaltschaft wird eine „Teilschuld an der Nichtaufdeckung“ zugeschrieben.
Ungeschminkte und transparente Darstellung
Prior Maximilian Bergmayr nannte die Studie eine „ungeschminkte und transparente Darstellung“, die dem Kloster einen Spiegel vorhalte. Abt Ambros Ebhart betonte, man würde sich auch in Zukunft der Auseinandersetzung stellen - sowohl im Konvent als auch im Stiftsgymnasium.
Während es für das Stift Kremsmünster anfangs nicht leicht war, sich auf die transparente Aufarbeitung der Misshandlungen und des Missbrauchs einzulassen, haben sich die Verantwortlichen Schritt für Schritt für einen offenen Umgang mit der Internatsvergangenheit entschieden. Die Studie wurde in Auftrag gegeben und zunächst auf der Stiftshomepage veröffentlicht, schließlich hat man auch der Publikation in Buchform zugestimmt. Wenn ein Buch hilfreich für Opfer und Prävention sei, so freue es ihn, hieß es in einem Schreiben von Abt Ambros Ebhart.
[ms]
Die Studie über Misshandlung und Missbrauch von Internatsschülern im oberösterreichischen