Mutige Klöster
Nächste Woche beginnt die Herbsttagung der Ordensgemeinschaften, die am Ordenstag, 22. November 2016, ihren Höhepunkt findet. „Habt Mut“ ist das Thema des Ordenstags, zu dem Bischof Emeritus Erwin Kräutler als Hauptredner kommen wird. Die Ordensgemeinschaften haben Mut, das zeigt auch die Themensammlung der kathpress im Vorfeld der Tagung.
Positive erste Erfahrungen mit dem Freiwilligen Ordensjahr
Durchwegs positive erste Erfahrungen gibt es mit dem "Freiwilligen Ordensjahr, das seit September von Ordensgemeinschaften angeboten wird. Fünf Personen haben das Angebot in verschiedenen Männer- und Frauenklöstern quer durch Österreich bereits angenommen. Zahlreiche weitere Einzelpersonen wie auch Klöster sind für die künftige Teilnahme interessiert, berichtet die Koordinatorin des Projekts, Schwester Ruth Pucher. Erfreut sei sie darüber, "dass es bis jetzt nur positive Rückmeldungen gibt". Wer mitmacht, lebt für eine zuvor vereinbarte Dauer von drei bis zwölf Monaten im Orden mit - zu freier Kost und Logis, wobei man im Gegengenzug etwa 30 Wochenstunden für die Gemeinschaft tätig ist oder einem externen Beruf nachgeht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind über das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), die Anstellung im Orden oder eine laufende Pension sozialversichert. 24 Frauen- und sechs Männerorden bieten derzeit die Möglichkeit für das Freiwillige Ordensjahr. Doch nicht jeder kann ein Ordensjahr machen. Eine Vorauswahl zu treffen sei eine unangenehme Aufgabe, die für die teilnehmenden Orden allerdings wichtig ist, so die Koordinatorin des Projekts. Wer intensive Begleitung und Betreuung mit täglichen Krisengesprächen sucht, dem wird ebenso abgeraten wie jener, die bereits einmal beim Eintritt in eine Ordensgemeinschaft gescheitert ist.
Ordensschulen verstärken Einsatz für Flüchtlingskinder
Ein anderes mutiges Feld ist das Engagement von Ordensschulen für Flüchtlingskinder. Vielfach übernehmen die Orden als Träger das Schulgeldfür die Kinder, doch noch größer wiegt der ehrenamtliche Einsatz, mit dem die Lehrer vielerorts eigene Kurse, Nachmittagsbetreuung sowie Nachhilfe und Freizeitgestaltung auf die Beine stellen, berichtet Rudolf Luftensteiner, der Leiter des Bildungsreferats der Orden. "An etlichen Schulen werden die Stundenpläne in Absprache mit Einrichtungen der Flüchtlingsbetreuung erstellt, zudem gibt es einen starken Akzent auf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge." Die Schulen seien der wichtigste Ort für Integration, betonte der Bildungsexperte. "Wir nehmen wahr, dass etwa das Deutschlernen im gemeinsamen Austausch mit österreichischen Schülerinnen und Schülern sehr viel schneller vor sich geht als wenn sie nur von einer erwachsenen Lehrperson ‚beschult‘ werden, da das Interesse dadurch steigt." Auch Bewerbungstrainings oder spezielle Maßnahmen, um vorhandene Blockaden bei den Jugendlichen mit teils schrecklichen Erfahrungen zu überwinden, gebe es in vielen der Schulen.
Zukunft der Ordensschulen ohne Ordensleute
Wichtige Überlegungen sind für das im Vorjahr neugeschaffene Bildungsreferat der Orden die Entwicklung einer Vision der Ordensschule für eine nicht mehr ferne Zeit, in der die Schulorden nicht mehr da sind. Luftensteiner will zukunftsfähige Strukturen schaffen und Vorkehrungen treffen, damit in den Schulen die Spiritualität der Ordensgründerinnen auch ohne Ordensleute weitergelebt wird.
5.300 Ordensleute leben und wirken in Österreich
5.339 Frauen und Männer gehören aktuell den insgesamt 192 katholischen Ordensgemeinschaften in Österreich an. Die Ordensleute sind vor allem in der Seelsorge tätig, aber auch im Sozialbereich, in der Bildung und Kinderbetreuung, im Krankendienst sowie in Kunst, Kultur und Tourismus. Die Mitgliederzahl geht kontinuierlich zurück, wiewohl es im Vorjahr 51 Postulanten und Novizen in den Männer- und 49 in den Frauenorden gab. Für 2016 sind noch keine Zahlen verfügbar außer jener der Priesterweihen: 20 der insgesamt 27 Neupriester in Österreich kommen aus Ordensgemeinschaften.
Umbruch erfordert neue Zusammenarbeit
Die Orden reagieren auf die starke Umbruchsituation mit stärkerer Zusammenarbeit zwischen Männer- und Frauenzweigen sowie auch zwischen verschiedenen Ländern und Generationen. Zeichen dafür sind u.a. die Bürogemeinschaft der Männer- und Frauenorden an der Wiener Freyung, das gemeinsame Medienbüro sowie das neue Bildungsreferat, das den Auftrag der Ordensschulen unterstützen soll und zugleich von Männer- und Frauenorden getragen wird. Junge Ordensleute sind heute durch gemeinsame Ausbildungstage weitaus vernetzter als je zuvor.
Das kathpress-Themenpaket zur Herbsttagung finden Sie hier.
[ms]
Mut in jeder Hinsicht strahlen die Ordensgemeinschaften aus: Mutiger Einsatz für Flüchtlinge, mutige Schritte mit dem Freiwilligen Ordensjahr, mutige Veränderungen – die kathpress bringt im Vorfeld des Ordenstags und der Herbsttagung 2016 ein buntes