Doppelpass für Südtiroler? Bitte nicht!
Doppelpass für Südtiroler? Bitte nicht!
„Süd-Tirol dankt Österreich“ für die baldige Möglichkeit der Doppelstaatsbürgerschaft, ist auf Plakaten in Wien zu lesen. Als gebürtiger Südtiroler mit italienischer Staatsbürgerschaft, der seit über 18 Jahren in Wien und Innsbruck lebt und in Brixen arbeitet, schließe ich mich diesem Dank NICHT an! Es sind Gruppierungen und Parteien wie der Südtiroler Heimatbund, die Freiheitlichen, die Süd-Tiroler Freiheit u. a., die den Doppelpass seit Jahren fordern. Nun gelingt es ihnen mit Hilfe der neuen Bundesregierung, die Südtiroler Politik vor sich herzutreiben. Nur zu offensichtlich ist, wie zurückhaltend etwa Landeshauptmann Kompatscher agiert und wie sehr er auf die Bremse tritt – vollkommen zu Recht. Die kontroversen Diskussionen in Südtirol und Reaktionen seitens italienischer Nationalisten, die nicht auf sich warten lassen, zeigen: Der Streit um den Doppelpass hat das Potential, das Zusammenleben zwischen den drei Sprachgruppen zu stören. Wir deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler sind in unserer kulturellen und sprachlichen Identität nicht mehr gefährdet wie unter dem Faschismus oder in den ‘60–70er-Jahren. Lasst uns die immer noch prekäre Errungenschaft der sozialen Stabilität zwischen den Sprachgruppen in Südtirol nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen. Schlechte Vorzeichen für das Gedenken der Trennung Tirols 1919–2019 …
P. Martin M. Lintner, Innsbruck/Brixen
Die neue österreichische Bundesregierung will der in Südtirol lebenden Bevölkerung die doppelte Staatsbürgerschaft anbieten. So steht es im Regierungsprogramm. Das sei ein Wunsch aller in Südtirol vertretenen Parteien, heißt es. Seither wird über dieses Vorhaben heftig diskutiert. In einem Gastkommentar für die Tiroler Tageszeitung vom 24. Jänner 2018 meldet sich der Ordensmann P. Martin Lintner zu Wort. Der gebürtige Südtiroler ist Mitglied des