Sr. Edith Mittendorfer schenkt Hoffnung mitten im Schmerz
Eine frühe Berufung – und ein klarer Weg
Bereits mit 17 Jahren trat Sr. Edith Mittendorfer in die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus – kurz: Borromäerinnen – ein. Während eines Ferialjobs im St. Carolus-Heim in Wien reifte in der gebürtigen Oberösterreicherin der Wunsch: „Ich möchte meinen Glauben zum Beruf machen.“ Dass sie Krankenschwester werden wollte, wusste sie schon lange. Beides verbinden zu können – Ordensleben und Pflegeberuf – empfindet sie als „ganz besonderes Geschenk“.
Heute, mit 40 Jahren, lebt sie diese doppelte Berufung als Borromäerin und diplomierte Krankenschwester im Tageshospiz Aumannplatz. „In erster Linie bin ich Ordensfrau, und unser Apostolat verwirkliche ich hier im Tageshospiz. Für mich sind diese beiden Rollen ein Gewinn, weil sie meine Berufung erfüllen“, sagt sie. Schon früh merkte sie, dass ihr besonders sterbende Menschen am Herzen liegen. Damit war der Weg in die Palliativpflege geebnet. „Es ist ein besonderes Geschenk, diese Berufung leben zu dürfen und in dieser Form für die Menschen da zu sein.“

Sr. Edith Mittendorfer beim Apfelstrudel machen im Tageshospiz Aumannplatz. © CS/Human Vahdani Download
Ein Ort der Hoffnung – das Tageshospiz Aumannplatz
Eine weitere Fügung kam im Frühjahr 2025: die Eröffnung des Tageshospizes Aumannplatz – ein Gemeinschaftsprojekt der Borromäerinnen und der Caritas Socialis. Dort finden Menschen mit schweren unheilbaren Erkrankungen tagsüber Betreuung, medizinische und pflegerische Versorgung, psychosoziale Unterstützung sowie therapeutische und seelsorgliche Begleitung. Auch die Entlastung von Angehörigen ist ein zentrales Anliegen.
Schon beim Eingang fällt der Schriftzug „Aufatmen“ ins Auge. Sr. Edith erklärt: „Wir wollen ein Ort zum Aufatmen sein. Hier soll der Alltag leichter werden – für unsere Gäste und auch für ihre Angehörigen.“ Viele Gäste sind noch jung, manche erst Anfang 30. Besonders bewegend erlebt sie, wie Menschen trotz schwerer Erkrankung neuen Mut schöpfen: „Es ist beeindruckend, wie Menschen, die sehr gezeichnet sind, aufblühen. Wir lindern Symptome, nehmen Schmerzen und unterstützen mit komplementären pflegerischen Maßnahmen wie Einreibungen, Aromapflege oder Wickelauflagen. Vor allem aber nehmen wir uns Zeit und schenken Gemeinschaft.“
Das Tageshospiz Aumannplatz will ein Ort zum Aufatmen sein. Hier soll der Alltag leichter werden - für Gäste und auch für ihre Angehörigen. © ÖOK/rm Download
Was kann heute Hoffnung geben?
Die Arbeit im Tageshospiz führt unweigerlich in die Begegnung mit Schmerz, Trauer und Abschied. Für Sr. Edith liegt gerade darin eine besondere Tiefe: „Sterbende Menschen lehren mich das Wesentliche. Sie zeigen, dass es nicht darum geht, alles zu kontrollieren, sondern im Hier und Jetzt zu leben.“
„Wir wollen keine falsche Hoffnung wecken, sondern fragen: Was kann heute Hoffnung sein? Was gibt mir gerade jetzt Hoffnung? Das kann ein Vanilleeis sein, ein Gespräch oder der Duft einer Rose“, erzählt sie.

In einem Kreativ-Projekt gestalteten Bewohner:innen des St. Carolusheims gemeinsam mit einer Kunsttherapeutin ein besonderes Kreuz. Ein Holzstück mit einem aufgemalten goldenen Kreuz, das mit Glasscherben - als Symbol für Verletzlichkeit und Brüche im Leben - verziehrt wurde. © CS Caritas Socialis Download
Ein Geländer zum Festhalten
Viele Gäste oder Angehörige haben Angst vor Abschied und Sterben. Sr. Edith ermutigt: „Mir ist wichtig, in solchen Situationen Sicherheit zu geben, indem ich da bin und schaue, was gerade gebraucht wird. Oft ist es ein Dasein, bei dem mein Gegenüber die Kontrolle abgeben darf. Das fällt schwer, denn niemand gibt gerne Kontrolle ab. In solchen Momenten will ich Geländer sein – etwas, woran man sich festhalten kann, das trägt.“
Ihre persönliche Kraftquelle ist der Glaube. Besonders berührt sie eine Botschaft von Papst Franziskus, die sie auch allen Hörer:innen mitgeben möchte: „Leben in der Hoffnung bedeutet, sich festzuklammern mit dem Tau in der Hand, stark im Wissen, dass der Anker dort oben ist – und dieser Anker lässt nicht zugrunde gehen, lässt NIE zugrunde gehen.“
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich hat im März 2022 den Podcast Orden on air ins Leben gerufen. Der Titel ist Programm: Ordensfrauen und -männer kommen vor den Vorhang – und vor das Mikrofon. Ziel ist es, Persönlichkeiten vorzustellen, Einblicke in das Leben von Ordensgemeinschaften zu geben und das Engagement von Ordensleuten in vielfältigen Bereichen sichtbar zu machen. Der Podcast ist überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
Weiterlesen:
Caritas Socialis und Borromäerinnen eröffnen Tageshospiz Aumannplatz
Website der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis
[renate magerl]