
„Wir müssen das Staunen wieder neu lernen“
Papst Franziskus war der erste Papst, der die Umweltkrise so deutlich mit den sozialen und wirtschaftlichen Fragen der Welt verknüpft hat. „Er zeigt: Alles ist miteinander verbunden. Es ist nicht nur eine Umweltkrise, sondern auch eine soziale Krise. Es braucht neue, ganzheitliche Antworten“, sagt Sr. Jana Roschitz.
Sr. Jana Roschitz, Theologin und Mathematikerin, beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit u.a. mit der Enzyklika Laudato Si’ von Papst Franziskus. © ÖOK/rm Fotodownload
Die Theologien und Mathematikerin hat in ihrer Masterarbeit zur Schöpfungstheologie unter anderem die Enzyklika Laudato Si’ untersucht. „Mich hat besonders beschäftigt, wie man von der Gottebenbildlichkeit zur unermesslichen Würde des Menschen kommt – ein Gedanke, den Papst Franziskus ganz zentral in seiner Enzyklika behandelt“, erklärt Sr. Jana. „Die biblische Schöpfungserzählung zeigt‚ Gott hat die Erde gut geschaffen‘. Wir Menschen sind Ebenbild Gottes. Und daraus folgt unsere Würde – eine ‚unermessliche Würde‘ (vgl. LS 65). Aus dieser Würde resultiert, dass wir achtsam miteinander und mit dem umgehen, was uns auch anvertraut ist.“
Bei Religions for Future engagiert: Sr. Jana Roschitz (vorne 2. von rechts) gemeinsam mit anderen Ordensleuten und Verbündeten bei einem Klimastreik. © Markus Gerhartinger Fotodownload
„In der Schöpfungserzählung heißt es: ‚Ich vertraue dir die Erde an.‘ Das bedeutet nicht Ausbeutung, sondern Achtsamkeit“, sagt Sr. Jana, die auch bei „Religions for Future“ aktiv ist und immer wieder an Klimastreiks teilnimmt. „Auf die Straße geklebt habe ich mich aber noch nicht.“
Was Sr. Jana allen mit auf den Weg geben möchte: „Ich empfehle allen: Geht raus in die Natur, schaut und staunt. Wer die Welt mit staunenden Augen sieht, der kann gar nicht anders, als achtsam zu leben.“
Sr. Jana Roschitz (vorne links) ist auch bei Religions for Future engagiert und nimmt immer wieder an Klimastreiks teil. © Religions for Future Fotodownload
Enzyklika mit Wirkung über die Kirche hinaus
Besonders bemerkenswert findet Sr. Jana, dass Laudato Si’ weit über die katholische Kirche hinaus Wirkung zeigte: „Bei interreligiösen Treffen von Religions for Future haben selbst Buddhisten und Muslime von der Enzyklika gesprochen.“ Das zeigt für sie: „Was ein Papst sagt, hat Gewicht – auch über konfessionelle Grenzen hinaus. Das gibt Hoffnung.“
Von Leo XIII bis Leo XIV
Hoffnung spürt Sr. Jana auch in der Wahl des neuen Papstes. „Ich freue mich, dass Papst Leo XIV ein Ordensmann ist. Und dass er den Namen Leo gewählt hat – das ist für mich ein Zeichen, dass er das soziale und hoffentlich auch das ökologische Erbe seiner Vorgänger Leo XIII und Franziskus weiterführen möchte.“ Leo der XIII hat vor ca. 120 Jahren die erste Sozialenzyklika geschrieben – damals zur Arbeiterfrage.
Sr. Jana und ihre Mitschwestern wollen Hoffnungsträger:innen sein und achten in ihrer Gemeinschaft auf Nachhaltigkeit und Schöpfungsverantwortung. © SSM Fotodownload
Hoffnungsträger:innen in der Klimakrise
Was können Christ:innen konkret tun, um Hoffnung in der Klimakrise zu geben? „Vorbilder sein. Klein anfangen. Sich nicht entmutigen lassen. Verbündete suchen – denn gemeinsam geht vieles leichter“, ermutigt Sr. Jana und gibt ein Beispiel aus ihrem eigenen Alltag: „Ich trinke keinen Kaffee mehr aus Einwegbechern – entweder ich habe meinen eigenen Becher mit oder ich gehe mit Freunden ins Kaffeehaus.“
In ihrer Ordensgemeinschaft achten die Schwestern bei Veranstaltungen und im Alltag ganz praktisch auf Schöpfungsverantwortung: „Wo kaufen wir ein? Essen wir Fleisch – wie oft? Wir nehmen Öffis statt dem Auto und wir achten auf Mülltrennung“, erzählt Sr. Jana.
Verbündete im Kampf für den Klimaschutz: P. Franz Helm von den Steyler Missionaren und Sr. Jana Roschitz. © ÖOK Fotodownload
Und auch in der Sprache kann man achtsam sein: Ein Wort, das Sr. Jana lieber verwendet als „Umweltschutz“, ist der Begriff „Schöpfungsverantwortung“: „Denn im Zentrum steht die Schöpfung – und daraus erwächst die Verantwortung.“
Die Entscheidung, in eine franziskanische Gemeinschaft einzutreten, war wohl auch nicht zufällig: „Die Einfachheit, die franziskanische Spiritualität, die Gastfreundschaft – und natürlich die Verbundenheit mit der Schöpfung. Das hat mich angesprochen.“
Briefaktion für mehr Klimaschutz: Die Franziskanischen Schwestern von der Schmerzhaften Mutter in Wien-Simmering schickten Briefe an die beiden Bundesparteiobmänner Stocker und Kickl. © SSM Fotodownload
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
Weiterlesen:
Alle Folgen von „Orden on air“
Website der Franziskanischen Schwestern von der Schmerzhaften Mutter in Wien-Simmering
Briefe an Stocker & Kickl: Ordensgemeinschaften kämpfen für Klimaschutz
Zeitliche Profess von Sr. Jana Roschitz
[renate magerl]