
„Buße tun zahlt sich immer aus“
Passend zur Fastenzeit spricht Sr. Teresa Hieslmayr in der neuen Podcast-Folge über das große Thema "Buße". © ÖOK Fotodownload
Sr. Teresa Hieslmayr ist Ordensfrau, aber auch Theologin, Germanistin, geistliche Begleiterin und Psychotherapeutin. In all diesen Berufungen hat sie in unterschiedlichen Facetten mit dem Wort Buße zu tun. Nur: „Buße, das klingt sicher für viele Hörerinnen und Hörer entsetzlich altmodisch“.
„Buße tun heißt besser werden“
Als Germanistin bietet sie einen neuen Begriff an: Besser. „Buße tun heißt, besser werden. Ich möchte etwas besser machen in meinem Leben, als ich es bisher tue.“ Gleichzeitig warnt sie aber vor der Optimierungsfalle. „Wir sollen immer alle besser, schneller, perfekter werden – das soll es nicht sein. Es geht immer um ein besseres Leben für alle.“
Buße als bewusste Entscheidung
Dabei hat Buße mit aktivem Handeln zu tun. Sie kann aber auch bedeuten, etwas nicht zu tun, „etwas zu lassen“, wie es in der Fastenzeit oft der Fall ist: Menschen verzichten auf Süßes, Nikotin, Alkohol mit dem Ziel, etwas dadurch zu verbessern oder zu gewinnen.
Knappe 50 Prozent der Menschen in Österreich fasten – weit mehr, als es Katholik:innen gibt. Sie spüren, dass es in der modernen Welt ein Zuviel gibt und „dass ihnen die Reduktion, der Verzicht, einfach guttut“. 40 Tage sind eine ideale Zeitspanne, in der sich neue Gewohnheiten entwickeln können. „Der griechische Begriff Buße bedeutet so viel wie Umdenken – und ein Umdenken ist nicht nur in der katholischen Kirche immer wieder gefordert, sondern auch in der Ökologie. Nachhaltiges Leben hat immer auch etwas mit Buße zu tun.“
Bei der Podcast-Aufnahme: Sr. Teresa Hieslamyr OP (li.) und Elisabeth Mayr-Wimmer. © ÖOK
Schuld eingestehen, reparieren und neue Wege finden
Als Therapeutin und geistliche Begleiterin begegnet ihr Buße meist erst dann, wenn sich Menschen Schuld eingestanden haben und Buße tun möchten. Hier hat Buße zuallererst etwas mit der Einsicht zu tun, dass etwas falsch gelaufen ist, dass man sich „schuldig“ gemacht hat – in der einen oder anderen Art.
Sr. Teresa weiß, dass es ein großer Schritt ist, sich Schuld einzugestehen, und „per se weh tut. Wir wären alle so gerne perfekt, wir sind es aber nicht. Mit unserer Halbfertigkeit zu leben ist eine Herausforderung, mit der wir alle zu leben haben.“ Auch sie als Ordensfrau. „Ich ertappe mich oft dabei, dass ich Blödsinn mache, oder dass ich jemandem etwas schuldig geblieben bin.“ Hier ist Kreativität gefragt und es macht ihr auch Freude zu überlegen, wie sie Buße leisten könnte.
Hier kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel: Reparieren und wieder gut machen. Sr. Teresa vergleicht Buße mit dem Flicken eines geliebten Kleidungsstücks: „Ich kenne eine Schneiderin, die mit Freude Strickpullover repariert, weil sie Dinge wieder schön machen will. Das ist für mich ein wunderbares Bild für Buße: Etwas, das ursprünglich schön war, aber nun löchrig oder zerrissen ist, soll wieder heil werden.“ Doch dieses Wiederherstellen ist nicht immer leicht. „Wenn man Dinge im Leben liegen gelassen hat, braucht es Geduld und Überwindung, um sie wieder in Ordnung zu bringen.“
Menschen verdrängen ihre Schuld gerne oder reden sich ein, nichts falsch gemacht zu haben. In der einen oder anderen Form tauchen diese Schuldthemen aber immer auf. Zum Glück ist Sr. Teresa davon überzeugt, dass Menschen Buße immer leisten können. „Natürlich gibt es Dinge, die kaputt bleiben. Eine Beziehung, ein Körper ist kaputtgegangen. Eine Person ist verstorben, und ich bin ihr ein Gespräch schuldig geblieben – hier kann ich versuchen mit einer anderen Person ein Gespräch neu aufzunehmen. Oder ich kann diese Person mit ins Gebet nehmen, sie Gott ans Herz legen.“
Buße als spirituelle Praxis
Als Theologin hat Buße für sie immer einen religiösen Kontext: „Es geht immer auch darum, wie ich Gott einen Platz in meinem Leben gebe.“ Und hier tritt ein für sie wunderbarer Aspekt unseres christlichen Glaubens zutage: „Auch wenn wir uns von Gott abgewendet haben, bleibt er uns immer zugewandt.“ Die Beziehung zu Gott kann man immer und jederzeit wieder gut machen.
Fazit: Buße ist zeitlos aktuell
Buße tun zahlt sich immer aus. „Ich möchte, dass alles wieder gut wird – das ist etwas, das sich jeder Mensch wünscht und das nicht von alleine passiert.“ Auch wenn das Wort altmodisch daherkommt, ist es ein Konzept, das mit Besser, Reparieren, Wieder gut machen sehr gut ins Heute passt und „vielleicht wäre auch an dieser Stelle die Kirche gefordert, uns neue Worte zu geben, die uns ansprechen, uns tatsächlich berühren“.
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[elisabeth mayr-wimmer]