„Wie ein Fisch im Wasser“
Abt Jeremias Schröder erzählt in „Orden on air“ warum er sich im Kloster St. Georgenberg hoch oben auf dem Berg so wohl fühlt, über seine ganz persönliche Berufung und warum er sich als Ordensmann „wie ein Fisch im Wasser fühlt“. Er berichtet von der Entscheidung, das große Barockkloster Fiecht im Tal aufzulassen und auf den Berg zu ziehen, um ein Kraftort, ein Zentrum für Pilger und Gäste zu sein. Die Hörer:innen erfahren auch, was Missionsbenediktiner von den „anderen“ Benediktinern unterscheidet, wo sie wirken und was Mission heute für ihn bedeutet.
Abtprimas Jeremias (mitte) mit den Mönchen von St. Georgenberg, deren Abt-Administrator er seit 2021 bis zur Wahl zum Abtprimas im September 2024 war. © Kloster St. Georgenberg/M. Wendler Fotodownload
Zum Missionsbenediktiner berufen
Er selbst bezeichnet sich im Interview als einen sehr dankbaren Benediktiner. Gleich nach dem Abitur ist er in St. Ottilien eingetreten, mit 35 Jahren wurde er bereits zum Abt gewählt. Man könnte sagen, Abt Jeremias scheut vor keinen neuen Aufgaben zurück, er ist neugierig, und er mag es zu leiten, den Überblick zu haben und zu strukturieren.
Auf seinem persönlichen Berufungsweg erinnert er sich an einen Moment, „wo der Funke übergesprungen ist“. Als ihm mit 18 Jahren bei einem Besuch in St. Ottilien ein Missionar von seiner Arbeit in Kenia im Mathare Valley, dem größten Slum von Nairobi, der zur dortigen Pfarrei der Missionsbenediktiner gehört, erzählt, spürt er: „Das muss ich probieren! Das ist alles, was ich mir von meinem Leben erwarte!“ Und er wusste, wenn er es nicht probiert, würde er sich ein Leben lang Vorwürfe machen. Also ist er eingetreten, auch mit der Erwartung, dass es eventuell nicht funktioniert. „Aber es war dann einfach nur gut“, erzählt der jetzige Abtprimas zufrieden, „ich fühle mich im Kloster wie ein Fisch im Wasser – es passt.“
St. Georgenberg - Das Felsenkloster im Karwendel. Hier wohnen sechs Missionsbenediktiner und der Berner Sennenhund Plotin; Gäste sind herzlich willkommen. © ÖOK/rm Fotodownload
1000 Jahre Kraftort
2021 übernahm Abt Jeremias Schröder die Leitung des Klosters St. Georgenberg (Aktuell steht für den Abtprimas ein Umzug an: Vom idyllischen und entlegenen Felsenkloster in die Millionenstadt Rom, wo der Sitz des Abtprimas ist.) Es liegt wunderschön eingebettet in die Landschaft des Tiroler Unterlands, hoch oben auf einem Felsen. Sechs Missionsbenediktiner und Plotin, ein großer Berner Sennenhund, leben seit 2019 im Felsenkloster. Sie haben das große barocke Kloster Fiecht im Tal verkauft und das Kloster St. Georgenberg, das bereits seit 1000 Jahren ein beliebter Wallfahrtsort ist, renoviert und für Gäste geöffnet.
„Die große Anlage in Fiecht ist für die Mitbrüder eine große Last geworden. Das Stift hat an Strahlkraft verloren“, erzählt Abt Jeremias Schröder und ergänzt: „Hier auf dem Georgenberg hat vor über 1000 Jahren das Leben der Klostergemeinschaft begonnen. Das Kloster ist seit über 1000 Jahren ein Wallfahrts- und Pilgerort und hat als historischer Ort eine große Anziehungskraft.“
Die Entscheidung war nicht leicht, „aber die Perspektive, dass wir hier heroben das Klosterleben gut führen können, das war sehr motivierend. Wir sind eine kleine, aber vitale Gemeinschaft, die hier ihre Heimat und ihren Wirkungsort hat.“ Aktuell leben sechs Mönche auf St. Georgenberg. „Genau die richtige Größe, um hier auf dem Georgenberg als benediktinische Gemeinschaft leben zu können“, erzählt Abt Jeremias Schröder.
Gäste sind herzlich eingeladen, an den Gebeten der Mönche teilzunehmen. Hier im Bild Abtprimas Jeremias Schröder, Br. Engelmar Malterer und Br. Justus Mwalemba aus Tansania. © ÖOK/rm Fotodownload
„An Gästen soll es im Kloster nie fehlen“ (Benediktsregel)
Gastfreundschaft wird ganz nach dem Zitat des hl. Benedikt „An Gästen soll es im Kloster nie fehlen“ auf St. Georgenberg großgeschrieben. Rund 500 Gäste pro Jahr nehmen die Gastfreundschaft der Benediktiner in Anspruch; sieben Gästezimmer stehen dafür zur Verfügung. Sie bleiben meist mehrere Tage, die Beweggründe sind ganz unterschiedlich. Abt Jeremias fasst zusammen: „Natur, Stille und ein religiös geprägter Ort.“ Diese drei Beweggründe spielen bei den Gästen in unterschiedlichen Gewichtungen eine Rolle. Neben den Gästen, die länger bleiben, gibt es auch unzählige Tagesgäste, denn „die Liebe der Tiroler zu diesem Ort ist sehr stark“. Schätzungsweise 100.000 Tagesgäste kommen pro Jahr rauf auf den Georgenberg, der für Besucher:innen nur zu Fuß erreichbar ist.
Die Übernachtungsgäste werden in den Alltag der Mönche eingebunden. Sie können am Chorgebet teilnehmen und Essen gemeinsam mit den Mönchen – im Schweigen, dafür mit einer Tischlesung. „Die Gäste sind für uns eine schöne Bereicherung. Sie beleben unseren Alltag“, sagt Abt Jeremias Schröder. Und auch die Gäste verabschieden sich bereichert vom Georgenberg. „Viele sagen uns, sie haben im Internet nach einem Ort gesucht, wo es Natur und Stille gibt.“ Manchmal kommen auch Menschen, um persönliche Exerzitien zu machen, z.B. in einer Orientierungsphase oder nach einem persönlichen Schicksalsschlag. In diesen Fällen bieten die Ordensmänner auch geistliche Begleitung an.
Br. Justus vor dem Klosterladen, der von ihm liebevoll betreut wird. Er ist 2016 in Mvimwa (Tanzania) bei den Missionsbenediktinern eingetreten und 2022 auf den Georgenberg gekommen. © ÖOK/rm Fotodownload
Mission ist ein Schatz
Der Begriff Mission, der ja auch im Namen der Missionsbenediktiner steckt, nimmt für Abt Jeremias Schröder verschieden Formen an: „Wir Mönche auf dem Georgenberg leben Mission in Form der Gastfreundschaft. Das ist eine wesentliche Dimension, wie Mission heute funktionieren kann.“ In Anlehnung an eine Aussage der französischen Bischöfe ergänzt er: „Wir bieten Glauben an – wir geben eine Einladung, bei uns mitzuleben.“
„Mission ist der zentrale Kern des christlichen Glaubens, den wir als unseren Schatz betrachten sollen, nicht als Last oder als Hypothek aus der Vergangenheit, sondern als grandiosen Auftrag, den wir bis heute zu erfüllen haben“, ist Abt Jeremias überzeugt.
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden.
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[renate magerl]