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P. Bernhard Eckerstorfer: Kirchenkrise mit mehr Gelassenheit begegnen

P. Bernhard Eckerstorfer im Kurier-Interview. Für den Rektor der Benediktinerhochschule Sant'Anselmo in Rom ist die Kirche angehalten, ihrer aktuellen Krise mit mehr Gelassenheit zu begegnen. „Die Zeiten verändern sich, wir sind in einer großen Transformation. Das ist einfach der Gang der Geschichte, mit dem man sich aussöhnen muss“, rät er angesichts der zahlreichen Kirchenaustritte und der Krise der Orden.

P. Bernhard Eckerstorfer im Gespräch mit Studentinnen und Studenten. (c) Tyolia Verlag Foto Simon Stubbs 2023

P. Bernhard Eckerstorfer im Gespräch mit Studentinnen und Studenten. (c) Tyolia Verlag Foto Simon Stubbs 2023

Mit Blick auf das, was die Kirche in Österreich aktuell erlebt, braucht es aber Trauerarbeit, „es ist nämlich tragisch, was da zusammen- und wegbricht. Es sind spirituelle Verluste, wenn die Jesuiten aus Linz weg sind, wenn es kein Trappistenkloster mehr in Österreich gibt“, gab der Ordensgeistliche in der Tageszeitung „Kurier“ (Sonntag, 10. September 2023) zu bedenken.

Die Gesellschaft sei in eine pluralistische Zeit eingetreten, in der die Kirche keine Deutungshoheit mehr habe, so Eckerstorfer. „Die Zeiten ändern sich. Aber jede Zeit ist Gott unmittelbar“, Gott gehe mit seinem Volk. Man dürfe jedoch nicht nur die letzten Jahre sehen. „Wir vergleichen immer nur mit dem, was man kennt, man muss die großen Entwicklungen sehen.“ Kremsmünster habe in der Zeit des Barock, als die heutige Anlage errichtet worden sei, 400 Mönche gehabt, in der Reformationszeit seien es lediglich vier gewesen. „Als ich im Jahr 2000 eingetreten bin, waren wir 64, jetzt sind wir 45.“

Erfolg der Kirche nicht an Zahlen festmachen

Der 52-Jährige warnte gleichzeitig davor, die früheren Zeiten zu idealisieren: „Wann ist die Kirche, wann ist eine Diözese erfolgreich? Wenn sie wieder das Niveau von früher hat?“ Letztlich komme es auf die Intensität an, darauf, wie Kirche heute der Gesellschaft und der Welt dienen könne. „Wir müssen uns davon verabschieden, dass wir den Erfolg der Kirche an Zahlen festmachen.“

Vom Jammern wegkommen

Dafür brauche es Gelassenheit und vor allem eine neue Besinnung auf Gott, der mit den Menschen und der Kirche unterwegs sei. Es werde weiter Klöster als spirituelle Kernzentren geben. „Aber es wird sie nicht mehr in dieser Dichte geben.“ Vieles werde wegbrechen. Gleichzeitig müsse man vom Jammern wegkommen. Der Rektor verwies dabei auf die Regel des heiligen Benedikt, die das Murren aus dem Kloster verbannt. „Weil das nur hinunterzieht.“

670 Studierende an der Benediktineruniversität

Aufbrüche erlebt Eckerstorfer an der Benediktineruniversität, die auf dem Hügel Aventin in Rom liegt. 670 Studentinnen und Studenten aus 70 Ländern studieren dort, zehn Prozent davon sind Benediktinerinnen und Benediktiner. Mit Theologie, Philosophie und Liturgiewissenschaften gibt es drei Fakultäten. Das Grundstudium dauert fünf Jahre, das Lizenziat zwei Jahre und weitere zwei Jahre das Doktorat. Viele absolvierten das Grundstudium in ihren Heimatländern und kämen zum Spezialstudium nach Rom.

Neues Buch: Momentaufnahmen

Diesen Sommer ist ein neues Buch des Ordensmanns mit dem Titel „Momentaufnahmen“ erschienen. In 60 kurzen Geschichten erzählt Eckerstorfer u.a. über sein Leben, seine Erlebnisse und Begegnungen in Rom; aber ebenso über das Leben als Mönch im Stift Kremsmünster. „Ich sehe es als meine Aufgabe, nicht nur komplizierte Artikel zu schreiben, die dann auch noch wenig gelesen werden, sondern, das, was mir wichtig ist und etwas bedeutet, weiterzugeben“, meinte Eckerstorfer über seine Motivation.

Quelle: kathpress


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