Mit dem Ende des Schuljahres gehen in den Ordensschulen auch 138 Direktions-Dienstjahre zu Ende. Acht erfolgreiche und langgediente Schulleiter:innen verabschieden sich in die Pension - Maria Schelkshorn, Wilhelm Pichler, P. Ferdinand Karer, Gerda Brandstetter, Wolfgang Leberbauer, Anna Draskovits, Georg König und Leopold Dirnberger.
Maria Schelkshorn, P. Ferdinand Karer (oben) und Wilhelm Pichler blicken auf insgesamt 44 Jahre als Direktor:in zurück. (c) www.bcfries.at, Walter Schindler, ÖOK
"Seit geraumer Zeit schon verstehen es die Orden in Österreich großartig, 'Weltliche' nicht nur in ihre Bildungseinrichtungen einzubinden, sondern ihnen auch mehr und mehr die Verantwortung dafür zu übertragen. Die heuer bevorstehenden Pensionierungen zeigen, wie gut dies in den letzten zwei Jahrzehnten vielerorts gelungen ist. Gelebtes Ordenscharisma hängt schließlich weniger vom Habit, sondern noch mehr vom Habitus ab", meint Clemens Paulovics, Bereichsleiter für Bildung und Ordensschulen der Österreichischen Ordenskonferenz.
"Katholische Schule für alle"
Maria Schelkshorn, die acht Jahre lang die Gesamtleitung des Schulcampus Flora Fries der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau innehatte, prägte als erste weltliche Standortverantwortliche die multiethnische und multireligiöse Ausrichtung der Schulen der Wiener Friesgasse stark mit und entwickelte sie weiter. Dieses Prinzip - "Katholische Schule für alle" - war der ursprünglichen Schulträgerin, der Kongregation der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau immer ein großes Anliegen – mehr als 40 gesprochene Sprachen und rund zwei Dutzend Religionsbekenntnisse an den Schulen geben davon ein deutliches Zeugnis. In ihren letzten Dienstjahren hatte die studierte Theologin und Romanistin die große Verantwortung, eine gute Übergabe an die neue Schulerhalterin, die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs (VOSÖ), zu ermöglichen.
Unterrichtszeiten als Anliegen
P. Ferdinand Karer von den Oblaten des Hl. Franz von Sales, 22 Jahre lang Direktor, prägte "sein" Gymnasium und ORG in Dachsberg unter anderem durch sein "Zeitmodell" stark. Ein Schulvormittag ist in drei lange Einheiten mit je 70 Minuten eingeteilt, dazwischen gibt es kurze Einheiten (45 Minuten), die sogenannten Flexzeiten, in denen Schüler:innen über eine Intranet-Plattform wählen, woran sie arbeiten. Dieses Zeitmodell ermöglicht neben einem längeren Verweilen-Können bei einem Thema auch eine höhere Mitbestimmung durch die Schüler:innen, die damit auch mehr Selbstverantwortung übernehmen und in den Flexzeiten sehr selbstbestimmt mit anderen zusammenarbeiten können.
Von flexibleren Unterrichtszeiten träumt auch der scheidende Leiter des Abteigymnasiums der Benediktiner in Seckau, Wilhelm Pichler, wie er in seinen Abschiedsworten formuliert: "Ich träume davon, dass der Tag nicht in verschiedene Unterrichtsfächer zerstückelt wird und somit kaum der vielbeschriebene Flow im Auseinandersetzen mit einem Thema entstehen kann." Das benediktinische Gymnasium erfuhr in den vergangenen 14 Jahren unter Pichler viele Reformen, wie etwa die Umwandlung in ein Realgymnasium, mit der verbunden auch viele autonome Spielräume ausgereizt und neue Fächer konzipiert wurden: "Netzwerk Kunst", "Netzwerk Körper", "#Respect", "Werk:Statt:Luft" und ein "Sprachenraum" aus Latein, Französisch, Italienisch und Spanisch in der Unterstufe. Auch das Ganztageskonzept mit verschränkter Form ermöglichte es, die Schule mehr vom reinen Lern- zum Lebensraum zu machen.
Neue Volksschul-Direktorinnen nach 20 Jahren
In Wien mussten gleich an zwei Ordensvolksschulen Direktorinnen verabschiedet werden. Gerda Brandstetter war 20 Jahre lang Direktorin der VS der Dominikanerinnen im 13. Bezirk. Ihr war es ein großes Anliegen, die reiche Tradition des Ordens und des Hauses, das allein schon 150 Jahre besteht, mit der Zukunft zu verbinden. Ihr großes Engagement und ihre große Wertschätzung für ihre Schüler:innen und ihr Team wurden in einer wunderbaren Feier bedankt, zu der nicht nur mit den Kindern großartige Beiträge vorbereitet worden waren, auch die Lehrer:innen hatten ein Musikvideo zum Song "Du bist ein Geschenk" gedreht.
Gerda Brandstetter geht nach 20 Jahren als Direktorin der VS der Dominikanerinnen in den Ruhestand. (c) fotoschuster.at
Anna Draskovits wurde vor 20 Jahren Leiterin der Piaristen-Volksschule St. Thekla im vierten Bezirk. Auch sie gestaltete ihre Schule prägend mit, vor allem durch die Einführung und das Ermöglichen vieler offener Unterrichtsformen mit vielen Sozialformen. Auch die Digitalisierung sowie die Aufwertung der Naturwissenschaften durch Experimente und klassenübergreifende Forscher:innen-Tage waren Draskovits ein Anliegen.
Anna Draskovits geht nach 20 Jahren als Leiterin der Piaristen-Volksschule St. Thekla im vierten Wiener Gemeindebezirk in Pension. (c) Piaristen-Volksschule St. Thekla
Innovationen als Erfolgsrezept
Wolfgang Leberbauer tritt nach 22 Jahren als Direktor des Stiftsgymnasiums der Benediktiner in Kremsmünster seinen Ruhestand an. "Es gab in den fast 500 Jahren Stiftsgymnasium Kremsmünster nur zwei Direktoren, die länger im Amt waren als ich", erklärte er. Leberbauer war entscheidend daran beteiligt, eine der traditionsreichsten benediktinischen Schulen gut in das 21. Jahrhundert zu führen und dabei das Ordenscharisma lebendig zu halten. Wie modern die Schule dabei ist, zeigt etwa, dass sie bereits seit über 15 Jahren Teil der Powergirls-Familie ist. Diese motiviert jedes Jahr an Technik interessierte Mädchen in den zweiten Klassen, durch Workshoptage ihre Fähigkeiten und Kompetenzen im naturwissenschaftlichen, handwerklichen sowie technischen Bereich weiterzuentwickeln.
Wolfgang Leberbauer (links) und Georg König prägten ihre Schulen durch Innovationen. (c) Stiftsgymnasium Kremsmünster, Foto Strobl
Durch Innovation prägte auch Georg König "sein" WRG/ORG Wels des Vereins für Franziskanische Bildung (VfFB), das er 12 Jahre lang leitete. Wichtig war ihm dabei immer, von anderen Schulen zu lernen, wobei seine Nachforschungen dazu nicht bei den Landesgrenzen Halt machten. Aufgrund seiner Hospitationen, die ihn unter anderem auch zu Margret Rasfeld nach Berlin führten ("Schule im Aufbruch") entwickelte er mit seinem Team Schwerpunkte zum Sozialen, Offenen und Vernetzten Lernen. Stets am Puls der Zeit, war sein aktuellster Schwerpunkt "Bildung für nachhaltige Entwicklung". Seine intensive Vernetzung machte ihn schließlich sogar zum Vorsitzenden der AHS-Direktor:innen Oberösterreichs.
Leopold Dirnberger tritt nach 20 Jahre als der Direktor der HLW bzw. Wirtschaftlichen Fachschule der Franziskanerinnen von Amstetten in den wohlverdienten Ruhestand. (c) Wirtschaftsschulen Amstetten
Auf zwei Jahrzehnte erfolgreicher Direktionstätigkeit blickt Leopold Dirnberger zurück, der die HLW bzw. Wirtschaftlichen Fachschulen der Franziskanerinnen von Amstetten, deren Schulerhalter seit 2022 der VfFB ist, weiterentwickelt hat. Er machte vor allem durch sein Engagement rund um unbegleitete minderjährige Jugendliche in Asylverfahren auf sich aufmerksam - ein Einsatz, der weit über seine eigene Schule in die Politik hineingewirkt hat.
Gründungsauftrag in die heutige Zeit übersetzt
"Den scheidenden Leiter:innen ist es gelungen, in ihren Schulen den Gründungsauftrag ihrer Orden wunderbar in das 21. Jahrhundert zu übersetzen – und das in Wort und Tat. Ein unendlich großes 'Vergelt’s Gott' für Ihr engagiertes Tun, liebe Leiter:innen!", betonte Paulovics.
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Bereich Bildung und Ordensschulen
Vereinigung von Ordensschulen Österreichs (VOSÖ)
Verein für Franziskanische Bildung (VfFB)
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