Was haben die drei christlichen Lebensformen Partnerschaft, Gemeinschaft und Gefährtenschaft gemeinsam? Wo sind Chancen, aber auch Grenzen? Diese Fragen haben die Autor:innen Franz Gmainer-Pranzl, Stephanie Höllinger, Sr. Ruth Pucher MC und Sr. Christine Rod MC in den Fokus ihres neuen Buches gestellt, das am 7. März 2023 präsentiert wurde.
Sr. Christine Rod, Stephanie Höllinger, Sr. Ruth Pucher und Franz Gmainer-Pranzl (v.l.) präsentierten am 7. März im Kardinal König Haus ihr Buch „Partnerschaft – Gemeinschaft – Gefährtenschaft“. (c) ÖOK/rm
Alle Autor:innen haben Lebensformen porträtiert, die sie auch selbst leben: Theologe und Priester Franz Gmainer-Pranzl wirft einen Blick auf „seine“ Lebensform der Gefährtenschaft. Stephanie Höllinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin (post doc) am Lehrstuhl für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz, hat sich bereits in ihrer Dissertation das Gelingen von Ehe und Partnerschaft angesehen und lebt selbst in einer Partnerschaft. Sr. Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, und Sr. Ruth Pucher, Leiterin des Bereichs Ordensentwicklung im Kardinal König Haus, ist gemein, dass sie beide Ordensfrauen der Missionarinnen Christi sind und in Gemeinschaft leben. Über diese Lebensform berichten sie in ihrem Beitrag.
Partnerschaft im Wandel der Zeit
„Eins werden und zwei bleiben“ hat Stephanie Höllinger ihr Kapitel über Partnerschaft genannt. Sie reflektiert grundlegende Fragen wie „Was verstehen wir unter Partnerschaft?“ oder „Wie hat sich Partnerschaft historisch verändert?“. Waren es früher zwei Menschen, die sich für eine bestimmte Sache engagieren und dafür eintreten, so stünde heute der Aspekt der Liebe im Zentrum einer Partnerschaft. Sie spricht in Zusammenhang mit Partnerschaft von einer „Haltung der Hinnahme immer zusammen mit einer Haltung der Annahme. Und diese beiden Haltungen müssen ins Gespräch gebracht werden.“ Partnerschaft sei immer auch eine Beziehung auf Augenhöhe. „Und wenn eine Beziehung auf Augenhöhe ist, dann gibt es auch immer wieder Konflikte. So wie jede Lebensform scheitern kann, so kann auch die Liebe als gemeinsames Ziel der Partnerschaft scheitern“, so Höllinger.
Stephanie Höllinger widmet sich in ihrem Kapitel dem Thema Partnerschaft. (c) ÖOK/rm
Zeugen, Baumeister und Experten des Zusammenlebens
Die beiden Ordensfrauen Sr. Christine Rod und Sr. Ruth Pucher leben in Gemeinschaft und kennen die Herausforderungen und Chancen dieser Lebensform.
„Während es Ordensleben schon seit 1500 Jahren gibt, wurde der Aspekt der Gemeinschaft erst viel später betont“, weiß Sr. Christine Rod und erklärt: „Gottesbeziehung, Sendung und Gemeinschaft – diese drei machen Ordensleben aus.“ Zur Bekräftigung verweist sie auf Papst Franziskus, der Ordensleute als „Zeugen, Baumeister und Experten des Zusammenlebens“ bezeichnet.
Sr. Christine Rod kennt die Herausforderungen und Chancen des Ordenslebens. (c) ÖOK/rm
Sie betont auch die immer mehr werdenden Gemeinschaftswohnprojekte in Großstädten und ist überzeugt: „Wir brauchen einander, um miteinander unser Leben zu gestalten.“
Sind wir Knoblauch oder Zwiebel?
Mit einem anschaulichen und einprägsamen Bild gibt Sr. Ruth Pucher Antwort auf die Frage, wie eine Gemeinschaft unter Stress und unter Druck reagiert: „Sind wir ein Knoblauch oder eine Zwiebel?“, fragt sie und erklärt: „Wird die Knoblauchknolle zu stark gedrückt, zerbricht sie in ihre Einzelteile, eine Zwiebel bleibt ganz und hält zusammen. Auch mit diesem Blick müssen wir auf Gemeinschaft schauen.“
"Sind wir Knoblauch oder Zwiebel?" - Sr. Ruth Pucher erklärt mit einem einprägsamen Bild, wie eine Gemeinschaft unter Stress und Druck reagiert. (c) ÖOK/rm
Sr. Ruth Pucher führt in ihrem Beitrag auch einige Praxisbeispiele des Gemeinschaftslebens an, wie das Freiwillige Ordensjahr oder den Noviziatslehrgang.
Alleinstehend vor Gott und mit den Menschen
Franz Gmainer-Pranzl lebt als Priester in Gefährtenschaft: „Alleinstehend vor Gott und mit den Menschen.“ Frauen und Männer leben aus den unterschiedlichsten Gründen alleine. Aktuell gibt es so viele Singles wie noch nie. „Unter ihnen sind auch viele, die aus dem christlichen Glauben heraus alleine leben“, so der Theologe und Priester. Er erläutert: „Wir wollen nicht Jesus imitieren, sondern ihm nachfolgen. Die Lebensform Jesu ist das Reich Gottes – und ihm ins Reich Gottes nachzufolgen, das ist unser Ziel und unsere Motivation.“
Theologe und Priester Franz Gmainer-Pranzl, lebt in Gefährtenschaft „alleinstehend vor Gott und mit den Menschen“. (c) ÖOK/rm
Taufe als Quelle
Franz Gmainer-Pranzl, Initiator des Buches, fasst es abschließend so zusammen: „Allen drei christlichen Lebensformen gemeinsam ist die Berufung aus der Taufe heraus, aus der die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten – Partnerschaft, Gemeinschaft, Gefährtenschaft – entstehen. Die Taufe ist die Quelle, aus der alles kommt.“
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[renate magerl]