Die besondere Weihnachtskrippe aus Admont
Stammelkrippe, Stift Admont. (c) Marcel Peda
Für die Kirchgänger ist es ein mit Freude erwarteter Moment, wenn der Abt von Admont nach dem Öffnen und Beräuchern des Altares, vor diesem stehend das Weihnachtsevangelium verkündet. Die barocke Krippe ist damit in die Liturgie eingebunden, und das bleibt auch so in den Wochen nach Weihnachten. Denn bis die Flügel am 2. Februar, am Fest der Darstellung des Herrn wieder geschlossen werden, werden vor dem Krippenaltar Gottesdienste gefeiert.
Barocke Ausmaße und Eleganz
Josef Stammel, der aus Graz stammende und für seine Arbeiten für das Benediktinerstift Admont bekannte Bildhauer des 18. Jahrhunderts, schuf mit der Weihnachtskrippe für die Stiftskirche ein Werk barocker Bewegtheit und Anmut. Aus Lindenholz geschnitzt und vom Maler Anton Pöttschnikh gefasst, präsentieren sich die Figuren und die sie umgebende Szenerie auf einer Fläche von 330 Zentimetern in der Länge zu 340 Zentimetern in der Höhe. Einzelne Figuren der Krippe messen dabei zwischen 70 bis 80 Zentimeter bzw. gar bis zu 100 Zentimeter in der Höhe.
Verkündigungsengel der Stammelkrippe und Gesamtaufnahme der Stammelkrippe. (c) Michael Hochfellner
Im Zentrum der unteren Zone liegt das Jesuskind in der Krippe, die Arme weit ausbreitend. Dahinter bilden Bündel von Lichtstrahlen einen goldenen Strahlenkranz. Links davon finden sich Maria, der Esel und die Gruppe der Weisen aus dem Morgenland. Rechts begleiten der Ochs, Ziehvater Josef und eine Gruppe von Hirten die Szene. Einer dieser Hirten hält einen rautenförmigen Laib Brot mit Kreuzeszeichen in der Hand, gleichsam ein Verweis auf die Worte Jesu „Ich bin das Brot des Lebens“ als auch auf die Wortbedeutung Betlehems als „Haus des Brotes“. Des Weiteren spielt das rautenförmige Brot auf das Stiftswappen Admonts in Form von zwei am Spitz stehender Rauten an. Die dramatische Bewegtheit der vorderen Hirten ist charakteristisch für die Bildschnitzkunst Stammels, die im Einfluss italienischer Barockkunst stand.
In der Zone darüber ist die Verkündigung an die Hirten zu sehen, mitsamt dem schwebenden Engel linker Hand, der den Stern Bethlehems vor sich hält. Eine Bildebene dahinter wird im Tempel Jerusalems das Jesuskind dargebracht. Neben der Geburt Christi und der Anbetung durch die Könige stellt es das dritte in der Krippe zu Bild gebrachte christliche Fest dar, die Darstellung des Herrn, oder auch Mariä Lichtmess genannt.
Über allem nun krönt eine aufwändig gestaltete, mit zahlreichen Putti versehene Gloriole in deren Zentrum sich der Verkündigungsengel befindet. Auf dem Spruchband ist die Lobpreisung „Gloria in excelsis deo“ zu lesen.
Bedeutsame alpenländische Krippenkunst
Stammels Weihnachtskrippe wird aufgrund der meisterhaften schnitztechnischen Ausführung, des Einfallsreichtums und der Würde der Figuren seit jeher als ein bedeutendes Werk alpenländischer Krippenkunst auch überregional geschätzt. Vom 24. Dezember bis zum 2. Februar ist es nun wieder möglich, diese erzählfreudige barocke Meisterleistung zu sehen.
Ein Beitrag von: Michael Richter-Grall, MA, Leitung Kunstinventarisierung Benediktinerstift Admont
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Bereich Kultur und Dokumentation
[elisabeth mayr-wimmer]