Gregor Mendel: Ein Augustiner, der die Genetik entdeckte
Gregor Mendel, der Vater der modernen Vererbungslehre.
Entdecker der Genetik
"Er hat schlichtweg die Genetik entdeckt", sagte Magnus Nordborg, der Leiter des Gregor Mendel Institutes für Molekulare Pflanzenbiologie, im Gespräch mit der APA über den Begründer der modernen Biologie. Zu Lebenszeiten wendeten zwar die Pflanzen- und Tierzüchter erfolgreich seine "Vererbungsregeln" an, die Wissenschaft nahm jedoch von den Entdeckungen keine Notiz. Den vielseitig interessierten Naturforscher und Priester verunsicherte die akademische Ignoranz nicht: "Meine Zeit wird schon noch kommen", soll er gesagt haben. Er hatte recht: Heute ist Gregor Mendel als "Vater der Genetik" bekannt.
Priester und Naturwissenschaftler
Gregor Mendel wurde als Johann Mendel am 20. Juli 1822 in Heinzendorf bei Odrau (damals Österreichisch-Schlesien, heute Tschechische Republik) geboren und trat 1843 bei den Augustiner-Eremiten der Abtei St. Thomas in Brünn ein. Er studierte Theologie und später noch Obstbaumzucht und Weinbau, wobei er unter anderem auch in Kreuzungstechnik, Auslese und Samenvermehrung unterrichtet wurde. Am 06. August 1847 folgte die Priesterweihe. Fortan arbeitete er als Mathematik- und Griechischlehrer.
Da er Physik und Naturgeschichte unterrichten wollte, trat Gregor Mendel 1859 zur Lehramtsprüfung in Wien an. Er scheiterte und studierte an der Uni Wien Physik, Chemie, Mathematik und Biologie, um für einen zweiten Versuch besser gewappnet zu sein, bei der Lehramtsprüfung fiel er jedoch ein weiteres Mal durch.
Systematische Kreuzungsversuche
1856 begann der Ordensmann im Klostergarten systematische Kreuzungsversuche mit Gartenerbsen. "Mendel sah ein Muster in den natürlichen Vorgängen", erklärte Magnus Nordborg. "Mit seinen Experimenten versuchte er zu verstehen, wie die Welt funktioniert. Das ist Wissenschaft im ursprünglichsten Sinn, und die Art, wie sie betrieben werden sollte, weil es nur so zu den wirklichen Durchbrüchen kommt."
28.000 Erbsenpflanzen kultivierte Gregor Mendel während seiner "Versuchsjahre". Aus ihnen leitete er das Verebungsgeschehen ab. (c) pixabay
Um die Erbsen zu bestäuben, nahm Mendel aus einer Blüte mit einem Tuschepinsel Pollen und übertrug sie auf die Narbe einer noch ungeöffneten Blüte einer anderen Pflanze. Er arbeitete mit 22 Sorten und sieben gut unterscheidbaren Merkmalen wie die Farbe der Schoten. Damit wurde für ihn das Vererbungsgeschehen überschaubar. Zwischen 1856 und 1863 kultivierte er 28.000 Erbsenpflanzen und wertete seine Ergebnisse statistisch aus. 1866 veröffentlichte er seine Erkenntnisse mitsamt ausführlicher Versuchsbeschreibungen und Auswertungen im knapp 50 Seiten starken Büchlein: "Versuche über Pflanzen-Hybriden".
Auf Basis seiner Untersuchungen stellte er drei Vererbungsregeln auf: die Uniformitätsregel, die Spaltungsregel und die Unabhängigkeitsregel".
Der Augustiner kannte freilich weder "Gene" noch "Chromosomen", sondern stellte "lediglich" fest, dass es "teilchenartige Elemente" gibt, die auf die Nachkommen übertragen werden. "Bis die chromosomale Vererbung gefunden wurde, mussten noch 50 Jahre vergehen, und noch weitere 50 Jahre, bis man die DNA identifizierte", so Nordborg. Mit der Entdeckung von Chromosomen und Genen konnten seine Regeln aber widerspruchsfrei erklärt werden. Nicht einmal in irgendeiner Kleinigkeit wurden seine Postulate korrigiert, erklärte der Pflanzenforscher: "Sein grundlegendes Prinzip ist unglaublich universell." Alles was seitdem folgte, seien lediglich Ergänzungen.
Die Wirkungsstätte von Gregor Mendel heute: Die Abtei St. Thomas in Brünn. (c) wikicommons
Naturwissenschaft bringe ihn näher zu Gott
Die Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen widmet dem "Erbsenzähler und Mönch" ebenso einen ausführlichen Nachruf wie das Wiener Diözesanblatt "Der Sonntag". Dort kommt P. Dominic Sadrawetz, Prior des Wiener Augustinerklosters, mit der Feststellung zu Wort, Naturwissenschaft und Glaube seien für Gregor Mendel kein Widerspruch gewesen: "Die Naturwissenschaft führte ihn nicht von Gott weg, sondern näher hin zu dem, der alles ins Dasein gerufen hat."
Auch menschlich sei sein Ordensbruder eine Größe gewesen, so der Prior: Der 1867 zum Abt gewählte mährische Augustiner habe sich durch seinen Umgang mit Menschen ausgezeichnet, er sei großzügig, bescheiden, liebenswürdig, pflichtbewusst und charakterfest gewesen und habe sich auch in wirtschaftlicher Hinsicht als geschickt erwiesen.
Quelle: Kathpress
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[elisabeth mayr]