„Einen Raum schaffen, wo Mustafa gut sein kann“
P. Sascha Heinze und Mustafa bei der Gartenarbeit. (c) Haus der Stille
Das Haus Emmaus war bis 2019 eine offizielle Flüchtlingsunterkunft mit 15 Zimmern. „Im Haus lebt ein Teil unserer Gemeinschaft, Gäste die länger im Haus der Stille bleiben und immer wieder auch Flüchtlinge – aus Somalia, Syrien, Afghanistan …“, beschreibt P. Sascha Heinze die „bunte“ Wohngemeinschaft. 2019 wurde der Ort als offizielle Flüchtlingsunterkunft geschlossen. „Eine Entscheidung des Staates.“
Einer ist geblieben
„Aber einer ist bei uns geblieben. Der 21-jährige Mustafa ist vor ca. 2,5 Jahren zu uns gekommen. Er lernt fleißig Deutsch, ist ein Jahr in eine Flüchtlingsklasse der Waldorfschule gegangen. Leider wurde diese mangels Förderung geschlossen. Mustafa möchte unbedingt den Hauptschulabschluss machen, muss nun aber auf einen Bescheid warten, wie und wo es weitergeht“, ist Pater Sascha Heinze besorgt. „Abends lesen wir oft gemeinsam. So stand zum Beispiel Goethes ‚Leiden des jungen Werthers‘ in einfacher Sprache im vergangenen Schuljahr auf dem Leseplan. Indem wir gemeinsam leben, kochen, arbeiten lernt er die Sprache.“
Das Hauptanliegen des Paters ist es, „einen Raum zu schaffen, wo Mustafa gut sein kann. Raum, wo er sich zu Hause fühlt. Es ist, wie so oft im Leben, nicht immer alles einfach, aber mir ist es fremd, dass man geflüchteten Menschen gegenüber, die man gar nicht kennt, oft so eine Ablehnung hat, wie es aktuell in der Gesellschaft so oft vorkommt.“
Eine Bereicherung für das Haus, für die Gemeinschaft
Pater Sascha Heinze und die Gemeinschaft vom Haus der Stille helfen Mustafa beim Ausfüllen von Dokumenten und Formularen und begleiten ihn zu wichtigen Terminen. „Gerade jetzt steht wieder die Verlängerung seines Aufenthaltes im Raum. Aktuell hat er subsidiären Schutz, dieser wird gerade neu bewertet.“ Pater Sascha Heinze hat solche Situation schon öfter erlebt: „Erst wenn der Bescheid kommt, dass sie dableiben dürfen, fällt eine große Belastung von ihnen ab. Dass ist so eine Befreiung, eine Erleichterung, wenn sie endlich Sicherheit und Gewissheit haben.“
P. Sascha Heinze erzählt weiter, dass Mustafa sich liebevoll um den Garten kümmert, den Rasen mäht oder auch Bäume schneidet. Er hilft in der Küche mit. „Manchmal steht dann auch ein afghanisches Gericht auf dem Speiseplan. Man lernt so vieles von anderen Kulturen, Sprachen etc. Mustafa ist wirklich eine Bereicherung für das Haus, für unsere Gemeinschaft.“
Auf der Suche nach einem sicheren Leben
Mustafa ist Afghane aber im Iran geboren. Seine Familie flüchtet von Afghanistan in den Iran. Dort ist Mustafa geboren und aufgewachsen. Um die Situation von Mustafa besser verstehen zu können, muss man wissen, dass Afghanen im Iran kaum Rechte haben und offiziell auch nicht zur Schule gehen dürfen. „Er tut sich manchmal schwer beim Lernen. Aber ist ein intelligenter, schlauer Kerl. Wenn ihn etwas interessiert, fängt er Feuer und googelt oder sucht sich YouTube-Videos dazu“, erzählt der Pallottiner vom Haus der Stille.
[renate magerl]