Segnung und Feier des neuen Gemäldedepots der Karmeliten
P. Paul S. Bavakkat, Prior der Linzer Karmeliten, segnet das neue Gemäldedepot. (c) Elisabeth Mayr
Die Vorgeschichte
Es war ein kleiner Sensationsfund der Kulturgüter, als der Linzer Karmelitenprior P. Paul S. Bavakkat die Tür zu einem fast vergessenen Gemäldelagerraum mit mehr als 200 Exemplaren öffnete. Nach mehreren Begutachtungen, bei denen auch Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation, dabei war, war klar: Die Gemälde brauchten eine genaue Inventarisierung mit konservatorischer und kunsthistorischer Befundung sowie einen für sie geeigneten Platz. Dafür wurden Susanne Barabas und Elisabeth Hammer ins Boot geholt.
Ein Jahr lang wurde emsig gearbeitet, mehr als 32 Personen waren schlussendlich daran beteiligt, bis dass P. Paul am 4. Oktober 2021 das neue Depot segnen konnte. In einer anschließenden Feier bedankte er sich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern.
Insgesamt waren 32 Personen für das Gelingen des neuen Gemäldedepots beteiligt. P. Paul S. Bavakkat bedankt sich u.a. bei Susanne Barabas, die die Aufarbeitung der Gemälde übernahm, und Karin Mayer, die das Projekt ins Rollen brachte. (c) Elisabeth Mayr
Neues Depot in der Nordempore der Klosterkirche
Die Segnung fand direkt im neuen Depot statt. Der Raum auf der Nordempore war kaum wiederzuerkennen. Wo vor einem Jahr noch grobe Holzlatten den Boden bedeckten und Baustellenatmosphäre herrschte, war nun ein freundliches, helles Zuhause für die Gemälde geworden. Reihe an Reihe stehen sie in den neu erbauten Vorrichtungen, jedes geschützt durch eine Stoffhusse und mit einem Foto samt kurzer Info versehen. Außer einigen im Kloster aufgehängten und großformatigen Gemälden war alles an seinem Platz.
Susanne Barabas, die die Aufarbeitung der Gemälde vor einem Jahr übernommen hatte, erinnert sich bei der Dankesfeier an den Glücksmoment, als sie diese Nordempore entdeckt hatte: „Es ist ein idealer Ort für ein Depot. Durch die dicken Mauern, die Ausrichtung nach Norden und die fehlende Heizung gibt es kaum Temperaturschwankungen. Außerdem sind die Fenster undicht, was einen ständigen Luftaustausch garantiert. Hier fühlen sich weder Schädlinge noch Schimmelsporen wohl.“ Eine gute neue Heimat für die wertvollen Gemälde.
Die Suche nach dem neuen Depot war aber nur eine von vielen Aufgaben von ihr. Susanne Barabas reinigte – mit tatkräftiger Unterstützung von Sr. Magdalin, von der Schwesterngemeinschaft Helpers of Mount Rosary, – die Gemälde und sicherte mit Japanpapier so manche Risse oder Fehlerstellen. Dabei kam in den Gemäldetaschen so manches interessante Fundstück zu Tage, wie Schlüssel oder auch Medaillons. „Es sah so aus, als seien die Gemälde auch als Geheimversteck benutzt worden.“
Vor der Inventarisierung wurden die Bilder bewertet: Waren sie aus kunsthistorischer, zeithistorischer oder ordensinterner Sicht relevant, kamen sie ins Inventar.
Mit einer Liste an notwendigen konservatorischen Maßnahmen sowie einer Empfehlungsliste, für eine Bevorzugung bei zukünftigen Restaurierungen, war ihre Arbeit nach einem Jahr getan.
Alles fein säuberlich geschützt und geschlichtet im neuen Gemäldedepot der Linzer Karmeliten. (c) Elisabeth Mayr
Schätze aus dem Depot
Elisabeth Hammer war für die kunsthistorische Bewertung der Fundstücke zuständig. In einer kurzen Präsentation zeigte sie bei der Dankesfeier den Anwesenden Schätze und Besonderheiten aus dem Depot. Wertvoll sei etwa der 30 Gemälde umfassende Zyklus der Teresa von Avila. Das älteste gefundene Gemälde, eine Verkündigungsszene aus dem 17. Jahrhundert, zeigt eine kunsthistorische Besonderheit: Eine schwarze Katze liegt in einem Körbchen zwischen Maria und dem Engel.
Die Geschichte mit den Stoffhussen
Jedes Gemälde braucht zum Schutz vor Staub eine Stoffhusse. Das Problem dabei ist, dass diese nicht so einfach zu kaufen sind in der jeweiligen Größe und benötigten Menge. Die Lösung war Theresia Reischl, eine versierte Näherin, Wohltäterin und Mitglied des dritten Ordens vom Karmel. Über den Winter hinweg vernähte die 83-jährige Pensionistin Bettwäsche und Leintücher, die allesamt von anderen Ordensgemeinschaften für dieses Projekt gespendet wurden. In einem Extrazimmer im Kloster hörte man täglich außer Sonntag das unermüdliche Geräusch ihrer Pfaff 1964, rund 200 Hussen in 327 Arbeitsstunden hat sie insgesamt genäht.
Gemeinsam viel geschafft! Theresia Reischl, die fleißige Hussen-Näherin, und "Übersetzer" P. Josef Maria Nagiller stoßen auf das gelungene Werk an. (c) Elisabeth Mayr
Dankesworte
P. Paul S. Bavakkat dankte den drei Damen und Haustechniker Ewald Schwarzinger, der den Bau der gesamten Depoteinrichtung umsetzte, für ihre unermüdliche Arbeit. Dankesworte gab es auch an Karin Mayer, die alles ins Rollen brachte und stets ein waches Auge auf die Vorgänge in Linz hatte, sowie an Provinzial P. Alexander Schellerer für die stete Unterstützung.
Aber auch andere wurden in seiner Dankesrede erwähnt, ohne die das Depot heute nicht so aussehen würde, wie es aussieht: Von den Mitbrüdern erstellte und laminierte P. Benno Maria Skala kleine Fotokärtchen sowie sämtliche Beschriftungen für die einzelnen Gemälde, P. Josef Maria Nagiller übersetzte die lateinischen Texte der Bilder für Elisabeth Hammer. Traudi Mitter von der Klosterwäscherei wusch und bügelte die Bettwäsche, die zuvor von Michaela Buchmayr, der Sekretärin des Konvents, bei anderen Klöstern erbeten und abgeholt wurde.
P. Paul S. Bavakkat stellte daher abschließend fest: „Es ist unglaublich, was wir in einem Jahr erreicht haben und dass so viele Menschen begeistert mitgeholfen haben. Das ist Teamarbeit.“ Viel Arbeit sei schon getan, manches fehle aber noch. Wichtig sei aber, dass die Gemälde jetzt in einem für sie sauberen, sicheren Ort sind und für „öffentliche Auftritte bereit sind“.
In den kommenden Jubiläumsjahren der Karmeliten wird dann sicher das eine oder andere Bild in Ausstellungen zu sehen sein und damit zum ersten Mal nach über hundert Jahren von einem Publikum bestaunt werden können.
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[elisabeth mayr]