6. August: 800. Todestag des heiligen Dominikus
Der heilige Dominikus (* um 1170 in Caleruega; † 6. August 1221 in Bologna), der Gründer des Dominikanerordens. © Gutenbrunner/Kathpress
Auf einer Reise durch Südfrankreich bemerkte der junge Ordensmann Dominikus, dass viele Menschen vom katholischen Glauben abgewichen war. Die Katharerbewegung war damals auf ihrem Höhepunkt, und diese Menschen wollte er wieder zum katholischen Glauben zurückführen. Im Jahr 1215 gründete er in Toulouse mit sechs anderen eine Gemeinschaft mit dem Zweck, die römisch-katholische Lehre zu verbreiten und die Häresie zu bekämpfen. Im selben Jahr fand in Rom das vierte Laterankonzil statt, dessen zehntes Kapitel eine Intensivierung von Predigt und Seelsorge forderte. Dominikus nahm die Regel der Augustiner-Kanoniker an und fügte strengere Vorschriften über Besitz, Armut und das Studium hinzu, weil vor allem die materielle Verweltlichung der Kirche und ihrer Amtsträger die Gläubigen abgestoßen und die Entstehung von Häresien begünstigt hatte. Am 22. Dezember 1216 wurde die Gemeinschaft von Papst Honorius III. bestätigt, der "Orden der Predigerbrüder" (das Ordenskürzel "OP" kommt vom lateinischen "Ordo Praedicatorum") war entstanden. Die Gemeinschaft wuchs rasch: Bereits vier Jahren nach der Gründung entstanden neun Priorate in Italien, sechs in Frankreich und zwei in Spanien, die Brüder predigten in England, Skandinavien, Ungarn und Deutschland mit insgesamt 60 Konventen.
Intellektuell und einflussreich
In seinem mehr als 800 Jahre andauernden Bestehen kann der Orden auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Dominikus war sehr erfolgreich; er und seine intellektuell gut geschulten Mitbrüder konnten mit ihren Predigten und mit ihrer einfachen Lebensweise viele Katharer überzeugen, wieder zum katholischen Glauben zurückzukehren. Ohne Zweifel war der Dominikanerorden quer durch die Jahrhunderte Vorreiter in vielen theologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Bereichen; man denke nur an Thomas von Aquien (1225-1274), der einer der einflussreichsten Theologen der Geschichte ist und bis in die Gegenwart nachwirkt. Bis heute sind Dominikaner (und selbstverständlich auch Dominikanerinnen) in vielen Schulen, Universitäten und Bildungsbereichen erfolgeich tätig. Prominentestes Beispiel in Österreich ist Christoph Kardinal Schönborn, der vor seiner Bischofsernennung Professor in Fribourg war.
Dunkles Kapitel
Gleichzeitig muss man auch auf einige dunkle Flecken in der Ordensgeschichte verweisen. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurden der Orden mit der Inquisition zur Aufspürung und Verfolgung von Häretikern beauftragt. Was ursprünglich als Ermittlungsverfahren begonnen hatte, wandelte sich im Lauf der Zeit zu einem Gerichtsverfahren, in dem auch die Folter als legitimes Mittel zur Schuldfindung und zur Erlangung eines Gedtändnisses eingesetzt wurde. Die Dominikaner wurden in diesem Zusammenhang auch als domini canes, als Hunde des Herrn, bezeichnet. Der heute bekannteste Inquisitor ist Bernardo Gui († 1331), der durch Umberto Ecos Roman "Der Name der Rose" zu zweifelhafter Prominenz kam. Dominikaner beteiligten sich auch an den Anfängen der Hexenverfolgung, so verfasste Heinrich Kramer († 1505) unter dem Namen Henricus Institoris den berühmt-berüchtigen "Hexenhammer", sozusagen den Leitfaden für Hexenprozesse.
Im Jahr 2000 nahm das Provinzkapitel dazu kritisch Stellung: "Wir empfinden dies als ein dunkles und bedrückendes Kapitel unserer Geschichte. [...] Uns bleibt die Verpflichtung zur Erinnerung. Wir wissen, dass der Geist von Inquisition und Hexenverfolgung – Diskriminierung, Ausgrenzung und Vernichtung Andersdenkender – auch heute latent oder offen in Kirche und Gesellschaft, unter Christen und Nicht-Christen lebendig ist. Dem entgegenzutreten und sich für eine umfassende Respektierung der Rechte aller Menschen einzusetzen, ist unsere Verpflichtung, die wir Dominikaner den Opfern von Inquisition und Hexenverfolgung schulden."
Dominikus: Ein zeitloser Heiliger
In einem Interview mit Radio Vatikan anlässlich des 800. Todestages bezeichnete Gerard Francisco Timoner, seit Juli 2019 Generalmeister des Ordens und in dieser Funktion der 87. Nachfolger des heiligen Dominikus, den Ordensgründer als "zeitlosen Heiligen". Timoner weiter: „Er ist zeitlos, nicht, weil er nicht an die Schwierigkeiten der Geschichte gebunden wäre, sondern weil er sinnstiftend in jedem Moment der Geschichte ist. [...] Er kann auch für uns heute eine Quelle der Inspiration darstellen. Denn Dominikus hat auch uns heute etwas zu sagen." Auf diese Strahlkraft des Heiligen gehe auch Papst Franziskus in seinem Brief ein, den er an den Ordensmeister geschrieben hatte. Dominikus könne „eine Inspiration für alle Getauften sein, die dazu gerufen sind, als missionarische Jünger jede Peripherie der Welt mit dem Licht des Evangeliums und der barmherzigen Liebe Christi zu erreichen“, schrieb der Papst dort.
Heute gibt es weltweit ca. 6.000 Ordensmänner, ferner 3.000 Ordensfrauen und über 30.000 tätige Schwestern in Kongregationen des dritten Ordens, die in den – nicht nur geographischen - Peripherien der Welt tätig sind und „in diesen Peripherien oder Grenzgebieten arbeiten, den Grenzgebieten zwischen der Menschlichkeit und der Unmenschlichkeit, an der Grenze von Gerechtigkeit und Frieden. In der ganzen Welt haben wir Schwestern und Brüder, die an dieser Grenze tätig sind", so Generalmeister Timoner.
Leuchtendes Vorbild
Der heilige Dominikus "spielt in meinem Leben eine wichtige Rolle" und "bleibt für mich und für viele ein leuchtendes Vorbild". Das hat Kardinal Christoph Schönborn in seiner Freitag-Kolumne in der Gratiszeitung "Heute" betont. Dominikus habe immer versucht eine Gemeinschaft zu bilden, die den Geist des Evangeliums ausstrahlt, "das hat mich als junger Mensch angezogen und so ist es bis heute geblieben". Nicht immer habe der Dominikanerorden dieses Ideal glaubwürdig gelebt. "Er hat Höhe und Tiefen gekannt", aber letztlich habe Dominikus eine Gemeinschaft gegründet, die in den letzten 800 Jahren eine große Bedeutung erlangte, so der Wiener Erzbischof.
[robert sonnleitner]
Quellen: kathpress, Radio Vatikan, katholisch.at