Im Jahr 2002 sind Marienschwestern vom Karmel aus Linz nach Uganda aufgebrochen, um den Menschen dort während des Bürgerkrieges zu helfen. Sr. Elisabeth Brunmayr war eine von ihnen, sie leitet heute ein Bildungshaus in der Diözese Kiyinda-Mityana. Seit Corona hat sich ihre Aufgabe allerdings stark verändert - ein Bericht.
Sr. Elisabeth Brunmayr im Gespräch mit einer hilfesuchenden Mutter. (c) Marienschwester
Sr. Elisabeth Brunmayr ist seit 2002 in Uganda. Die Ordensfrau hat damals gemeinsam mit einer Mitschwester die Einladung des dortigen Bischofs angenommen, vor Ort zu leben und zu wirken. Besonders die Bildung war den Marienschwestern ein Anliegen - mit finanzieller Hilfe aus Österreich konnte etwa ein Bildungshaus ausgebaut werden, dass den heutigen Anforderungen entspricht. Sr. Elisabeth Brunmayr leitet dieses.
"Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat das Leben der Menschen in Uganda stark verändert", berichtet Sr. Elisabeth, "ganz viele Leute sind jetzt bitter arm. Und es ist äußerst schwierig, nur irgendeine Arbeit zu finden. Viele haben begonnen, in der Nähe ihres Hauses oder ihrer Wohnung Kohle, Tomaten, Matoke (Kochbananen) oder Fisch zu verkaufen." Es gebe aber leider zu wenig Kunden, die Menschen sind arm.
"Man muss ertragen können, nur dem einen oder anderen zu helfen"
Die Armut hat gravierende Folgen, nicht nur für die Ernährung sondern auch für die Sicherheit: "Stehlen ist an der Tagesordnung. Schlimm sind besonders die organisierten Banden. Vor allem arme Leute gehen gar nicht mehr zur Polizei, weil es sowieso nichts nützt. Wir versuchen, in einzelnen Fällen zu helfen, wenn es uns möglich ist. Aber man muss es ertragen können, nur dem einen oder anderen helfen zu können."
Schlimm sei die Situation auch im Gesundheitsbereich: "Viele Leute können tatsächlich die volle Rechnung nicht bezahlen. Unsere Leute bringen es bis jetzt noch nicht übers Herz, einem Kranken nicht die entsprechende Hilfe zu geben. Aber die Medikamente sind teuer, Miete muss bezahlt werden und auch das ärztliche Personal möchte etwas Geld für seine Arbeit bekommen", beschreibt Sr. Elisabeth die triste Lage vor Ort.
Schulen bleiben geschlossen
In der Coronazeit waren die Schüler*innen großteils daheim, jetzt könnten die Schulen wieder aufsperren, "aber viele Schüler*innen können wegen Geldmangel nicht mehr zurück zur Schule", berichtet Sr. Elisabeth. Umgekehrt können auch viele Schulen nicht mehr aufsperren, weil sie finanziell nicht dazu in der Lage sind, den Betrieb wiederaufzunehmen. Ein Kreislauf, der nur Verlierer bringt.
Auch hier versuchen die Schwestern zu helfen. "Wir haben jetzt zum Teil Schülern der Abschlussklassen der Volksschule, Hauptschule und Maturaklassen geholfen, ihre Schulden zu bezahlen, damit sie wenigstens die Abschlussprüfungen machen können und nicht ein ganzes Jahr verlieren, und dadurch auch das Geld, das viele Eltern mühsamst zusammengerauft haben. Mit Unterstützungen für Schulgeld für neue Schüler müssen wir uns jedoch hüten, denn fast jeder würde das nun brauchen."
Stundenlanges Warten auf Hilfe. (c) Marienschwestern
"Wir wissen nicht recht, wie wir dran sind"
Anonsten höre sie vom Virus nicht allzuviel, "wir wissen nicht recht, wie wir dran sind", so Sr. Elisabeth. Sie wisse aber, dass das medizinische Personal bereits geimpft wurde. "Hier in Uganda halten sich die Corona-Todesfälle zum Glück in Grenzen, aber kaum jemand spricht von den vielen Menschen, die an den sekundären Folgen von Corona gestorben sind." Darunter viele Aidskranke, die lange Zeit keine Medizin bekamen und kaum etwas zum Essen hatten. Aber auch Malariakranke, "hier vor allem auch Kinder, die wegen ca. 10 Euro, die eine Malariabehandlung kosten würde, sterben mussten, weil sie von den Kliniken abgewiesen wurden", so Sr. Elisabeth.
Viele Leute, die keinen Platz in der Klinik bekommen, landen dann bei den Marienschwestern. Und diese versuchen so gut zu helfen, wie es geht.
Schüler*innen blieben in der Corona-Pandemie daheim, die Schulen hatten geschlossen. Jetzt wird die Situation langsam besser. (c) Marienschwestern
Obwohl Sr. Elisabeth schon vieles gesehen und erlebt hat, nehmen sie manche Schicksale immer noch mit. "Gerade jetzt war eine Mutter von vier Kindern bei uns. Ihr Mann wurde im Mai von Soldaten erschossen, weil er spät abends noch unterwegs war. Sie verdient sich den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder durch Gelegenheitsarbeiten. Sie bat verzweifelt, wenigstens das älteste der Kinder mit Schulgeld (Primary 3) zu unterstützen." Und natürlich helfen die Schwestern.
Die Marienschwestern sind dankbar für jede Unterstützung. Mehr Infos hier.
[elisabeth mayr]