Dank für 80 Lebensjahre und 40 Priesterjahre
Zum Dankgottesdienst gemeinsam am Altar Bischof Manfred Scheuer, Bischof em. Ludwig Schwarz SDB und Bischof em. Maximilian Aichern OSB. (c) Wakolbinger
Zwei prägende Gestalten der Katholischen Kirche in Oberösterreich haben 2020 ein besonderes Jubiläum begangen. Dr. Ludwig Schwarz SDB, mehr als 10 Jahre lang Bischof der Diözese Linz und seit seiner Emeritierung als Seelsorger in Vöcklabruck tätig, vollendete am 4. Juni sein 80. Lebensjahr. Sein Nachfolger Dr. Manfred Scheuer empfing vor 40 Jahren, am 10. Oktober 1980, in Rom die Priesterweihe. Würdige Anlässe, um bei einem festlichen Gottesdienst am 11. Oktober 2020 im Linzer Mariendom beiden Oberhirten zu danken – für ihren Dienst als Mensch, als Priester und als Bischof.
Als "letzter Salesianer Don Bosco" in Oberösterreich: Bischof em. Ludwig Schwarz SDB. (c) Wakolbinger
Danksagung – diese Überschrift stellte auch Hauptzelebrant Bischof Manfred Scheuer als Überschrift über die 80 Lebensjahre von Bischof Ludwig Schwarz und seine eigenen 40 Priesterjahre: „Dank für die Gabe des Lebens an Gott, Dank an alle, die uns dieses Leben geschenkt, uns begleitet, gefördert, aufgebaut und ermutigt haben, und Dank für die geschenkte Berufung.“
Fest im Mariendom
Mit den beiden Jubilaren feierten neben Angehörigen, WegbegleiterInnen und Gläubigen aus der Diözese zahlreiche Persönlichkeiten des politischen und kirchlichen Lebens. Die Politik war vertreten durch Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und seinen Vorgänger Dr. Josef Pühringer, die Dritte Präsidentin des Oö. Landtags Gerda Weichsler-Hauer, Landesrat Stefan Kaineder, Bürgermeister MMag. Klaus Luger und Vizebürgermeister Mag. Bernhard Baier. Weitere Mitfeiernde: Bischof em. Dr. Maximilian Aichern OSB, der emeritierte Salzburger Erzbischof Dr. Alois Kothgasser, der St. Pöltner Weihbischof Dr. Anton Leichtfried, der Provinzial der Salesianer Don Boscos Mag. P. Siegfried M. Kettner SDB, Generalvikar DDr. Severin Lederhilger OPraem, die Bischofsvikare Wilhelm Vieböck und Dr. Johann Hintermaier, die emeritierten Bischofsvikare Josef Mayr und Franz Haidinger, Kanonikus em. Dr. Walter Wimmer, Kanonikus Mag. Michael Münzner und Kanonikus Ewald Kiener vom Linzer Domkapitel, die Diakone Mag. Anton Birngruber und Mag. Herbert Mitterlehner, der Leiter der fremdsprachigen Seelsorge Dr. László Vencser, der Vize-Superior der Jesuiten P. Johannes Herz SJ, der Prior der Karmeliten P. Paul Saji OCD, Oberinnen und Vertreterinnen der Frauenorden, VertreterInnen der Ritterorden, LeiterInnen diözesaner Ämter und Einrichtungen, der Rektor der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz HR Mag. Dr. Franz Keplinger, der Rektor der Katholischen Privat-Universität Linz Dr. Christoph Niemand und die Präsidentin der Katholischen Aktion Dipl.-Päd.in Maria Hasibeder. Als Vertreter der Ökumene war Superintendentialkurator Johannes Eichinger in Vertretung von Superintendent Dr. Gerold Lehner gekommen.
Auch Erzbischof em. Alois Kothgasser SDB (rechts) kam zum Dankesfest nach Linz. (c) Wakolbinger
Die Festlichkeit des Anlasses spiegelte sich auch in der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes wider: Domchor, Orchester und SolistInnen unter der Leitung von Domkapellmeister Mag. Josef Habringer musizierten Wolfgang Amadeus Mozarts „Krönungsmesse“ – auf Wunsch des Jubilars Bischof em. Ludwig Schwarz, bei dessen Priesterweihe diese Messe erklungen war. An der Rudigierorgel spielte Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber, an der Chororgel Dommusikassistent Mag. Gerhard Raab. Am Ende des Gottesdienstes improvisierte Kreuzhuber zu einem Thema aus Anton Bruckners „Te Deum“ – ein musikalischer Ausdruck des Lobes Gottes der Feiergemeinde und eine Reverenz an Bruckner, dessen Todestag der 11. Oktober 1896 ist.
Das Ensemble der Dommusik Linz gestaltete musikalisch den Festgottesdienst. (c) Wakolbinger
„Markantes Statement für kirchliche Mission und geistliche Vision“
Die Festpredigt beim Jubiläumsgottesdienst hielt DDr. Severin Lederhilger OPraem, der bereits in der Amtszeit von Bischof Ludwig Schwarz Generalvikar war und nun dessen Nachfolger Manfred Scheuer als „Alter ego“ zur Seite steht. Lederhilger überschrieb in seinen Worten die Biografien der beiden Bischöfe mit den Begriffen „kirchliche Mission und geistliche Vision“ und bezeichnetes beides als wichtiges Zeugnis des Glaubens in der Welt von heute.
Die Mission von Bischof Ludwig Schwarz sei es, als letzter Salesianer in Oberösterreich das engagierte Wirken seines Ordens für die Jugend hier in guter Erinnerung zu halten. Als ehemaliger Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke pflege Schwarz auch nach wie vor gute Kontakte zur Weltkirche, wie etwa im Februar 2020 bei einem Besuch eines Mitbruders und dessen „Jugend Eine Welt“-Projekten in Indien. In Vöcklabruck, wo der langjährige Bischof von Linz seit seiner Emeritierung beheimatet ist, sei er als Seelsorger für die Don Bosco Schwestern und deren SchülerInnen tätig und übernehme auch priesterliche Aushilfsdienste in der Umgebung. Bei all seinen Aufgaben und Ämtern sei Schwarz immer bewusst gewesen, so Lederhilger, „dass Glauben vor allem Lernen heißt, ein Hinhorchen auf das, was einem begegnet oder was von einem erwartet wird, um sich vertrauensvoll auf die zugemutete Aufgabe einzulassen“.
Die Predigt hielt der Prämonstratänser Generalvikar DDr. Severin Lederhilger OPraem. (c) Wakolbinger
Bischof Ludwig Schwarz sehe seine Mission im freundlichen Zugehen auf Menschen, aber auch „in der herausfordernden Bestimmtheit traditionsbewusster kirchlicher Verkündigung, die nach der eigenen Haltung und Position fragt“, betonte der Generalvikar. Kennzeichnend für Schwarz sei das gelebte salesianische Ideal der Fröhlichkeit und des wertschätzenden Umgangs genauso wie seine Gastfreundschaft. Lederhilger wörtlich: „Sein Humor und sein Lebensoptimismus aus dem tiefen Halt seines Glaubens und seiner treuen Beziehung zu Gott im Gebet sind für andere prägend.“ Etwas an Schwarz‘ Mission habe sich mit den Jahren verändert, so Lederhilger: „Die amtliche Funktion der Aufsicht führte ihn nach seiner Emeritierung zurück zur Einsicht des erfahrenen Priesters, der im Rückblick auf die Zumutungen des Lebens besonders zum betenden Fürsprecher wurde.“
Dank für 40 Jahre als Priester: Bischof Manfred Scheuer. (c) Wakolbinger
Während die Lebensaufgabe von Bischof Ludwig Schwarz die kirchliche Mission sei, stehe die Amtsaufgabe des priesterlichen Dienstes von Bischof Manfred Scheuer unter dem Kennwort der „geistlichen Vision“. ‚Meine Gnade genügt dir‘: Dieser Satz, der sich auf dem Priesterweihe-Bildchen Scheuers von 1980 findet, und die damit verbundene Zuversicht sei Wegweiser für dessen priesterlichen Weg: vom Pfarrseelsorger über den Spiritual im Linzer Priesterseminar und den Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte in Trier bis hin zum Bischof, zuerst in Innsbruck und nun in Linz. Lederhilger betonte, Scheuer zeichne „die Gabe der Reflexion, der klaren Analyse und der theologischen Sprache“ aus – und das ohne Berührungsängste vor der Weltlichkeit der Welt, deren Wirklichkeit er stets mit der ignatianischen „Unterscheidung der Geister“ begegne.
Lederhilger würdigte Scheuer als theologischen Gestalter der Ökumene in Österreich, der auch eine tiefe Freundschaft zum Judentum pflege und sich für das Gespräch mit den Ostkirchen einsetze. Der Diözesanbischof finde klare Worte gegenüber „lähmenden Kräften und zerstörerischen Mächten, vor allem im politischen Diskurs“. Lederhilger bezeichnete den Priester und Bischof Manfred Scheuer als Menschen, der Realist und Idealist zugleich sei: „Seine Wahrnehmung des Gelingenden, Förderungswürdigen, Aufbauenden, das es in der Kirche gibt – auch und gerade in unserer Diözese –, verbindet sich gut mit einem nüchternen Blick auf die Schattenseiten, das Bruchstückhafte, Sorgenvolle, Unabgeschlossene, das Drängende und Verdrängte unserer Zeit.“ Solidarität zwischen den Generationen, Zukunftsaussichten junge Menschen, Herausforderungen der Pflege – alles Themen, die Scheuer beschäftigten.
Mehrere Generationen oberösterreichischer Bischöfe am Altar versammelt. (c) Wakolbinger
Dass Scheuer Visionen für eine kirchliche Neugestaltung Raum gebe, zeige sich beim Zukunftsweg der Katholischen Kirche in Oberösterreich, bei dem Kirche „weit und tief“ gedacht werde. Lederhilger: „Gerade mit der ihm wichtigen Ergänzung der ‚Tiefe‘ wird deutlich, dass es Manfred Scheuer um eine geistliche Vision einer lebendigen Kirchengemeinschaft geht.“ Auch hier zeichne ihn sein realistischer Blick aus – auf konträre Positionen, auf Verletzungen in und durch die Kirche –, aber auch sein Bemühen und sein Vertrauen in Gottes Bestand. Scheuers bischöflicher Wahlspruch „Der Geist macht lebendig“ sei seine geistliche Vision gegen „allzu einfache Lösungen, die das Heil nur in Strukturen suchen“, so Lederhilger. Vielmehr nehme Scheuer in den Blick, dass es das lebendige Zeugnis von Christinnen und Christen, Frauen und Männern, brauche, die der christlichen Hoffnung im Vertrauen auf den Auferstandenen Raum geben. Dies gelte besonders auch für das Zusammenwirken von haupt- und ehrenamtlichen Verantwortlichen in der Kirche, das immer wieder neu auszugestalten sei. „Wozu sind wir als Kirche da? Was ist unser Auftrag hier und heute?“ So lauteten für Bischof Scheuer die Fragen für die geistliche Vision einer zukunftsfähigen Diözesanstruktur.
Bischof Manfred Scheuer wurde im November 2015 zum Bischof von Linz und Nachfolger von Bischof Ludwig Schwarz SDB ernannt. (c) Wakolbinger
Teil von Scheuers geistliche Vision sei auch, die Botschaft Gottes „in kritischer und solidarischer Zeitgenossenschaft“ zu den Menschen zu bringen. Dazu zähle auch die Einmahnung einer Erinnerungskultur in der Gesellschaft durch das Aufzeichnen konkreter Biografien, Namen und Lebensbilder von Opfern politischer Gewalt. Ergänzt werde diese Vision durch das Bemühen um mehr „Sozialrelevanz des Glaubens“ im Sinne einer – auch wirtschaftlich gelebten – Solidarität. Deshalb spreche sich Scheuer auch „für die österreichische Sozialpartnerschaft und einen konstruktiven Dialog im System der sozialen Marktwirtschaft“ aus, so Lederhilger.
In Anlehnung an die Bergleidenschaft von Manfred Scheuer bezeichnete Lederhilger ihn als „ausdauernden Spurmacher und umsichtigen Weggefährten“, als „Pilger, Wanderprediger und Vagabund, der bereit ist für Expeditionen auf neue Gipfel und Wege – mit sorgsamer Vorbereitung und guter Ausrüstung“. All dies gelte auch für Scheuers priesterlichen Dienst, betonte Lederhilger.
Beiden Jubilaren wünschte der Generalvikar Gottes Segen und attestierte ihnen: „Ihr seid – gemeinsam mit Bischof Maximilian – hoffentlich noch für lange Zeit ein markantes Statement der Katholischen Kirche in Oberösterreich für kirchliche Mission und geistliche Vision.“
(c) Wakolbinger
„Fragen, die jetzt offensiver gestellt werden, brauchen Antwortangebote, die die Kirche geben kann“
Am Ende des Gottesdienstes überbrachte Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer Glück- und Segenswünsche. In seiner Festansprache dankte er den beiden Jubilaren dafür, dass sie den Weg der Kirche in Oberösterreich durch viele Jahrzehnte und Jahre gestaltet und geprägt haben. Stelzer wörtlich: „Ihr bietet mit der Kirche das an, was für uns alle und für unser Land so wichtig ist: Stärkung für jede/n Einzelne/n, indem der Glaube nähergebracht und die Auseinandersetzung mit dem Glauben angeboten wird. Das ist gerade in Zeiten, in denen so viele Sicherheiten abhandenkommen und Selbstverständlichkeiten ins Wanken geraten, besonders wichtig. Die Fragen nach der Lebensgestaltung, nach dem Ziel des Lebens, nach dem, was über uns hinausführt, werden mehr und offensiver gestellt und brauchen Antwortangebote, die die Kirche geben kann.“ Stelzer dankte der Katholischen Kirche in Oberösterreich, „die Gemeinschaft ist, und Gemeinschaft stiftet“, auch für ihren Beitrag zur Gesellschaft in Oberösterreich – in den Bereichen Soziales, Kultur, Bildung und im Zusammenleben der Gemeinden und Ortschaften. Der Landeshauptmann: „Das schafft ein Klima des Miteinanders und des Zusammenhalts, das unser Land auszeichnet.“
Landeshauptmann Thomas Stelzer brachte seine Gratulationen entgegen. (c) Wakolbinger
Beiden Jubilaren sei gemeinsam, dass sie ihre Lebens- und Berufungswege weit in der Welt herumgeführt hätten, bevor sie nach Oberösterreich gekommen bzw. zurückgekommen seien. Der Landeshauptmann brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass Bischof Ludwig Schwarz nach Oberösterreich gekommen sei, „um zu bleiben“. Dass Bischof Manfred Scheuer, einer der wenigen gebürtigen Oberösterreicher unter den Linzer Bischöfen, nach vielen Stationen wieder den Weg zurück nach Linz gefunden habe, sei „ein Segen für unser Land“, betonte Stelzer. Führungsaufgaben auszuüben, sei erfüllend, weil man mit anderen gestalten könne, bedeute aber auch Herausforderung und große Verantwortung, vor allem in einer weltumspannenden Organisation wie der Kirche. „Danke, dass ihr zu diesen Aufgaben, zu dieser Berufung ja gesagt habt und dass ihr diese Verantwortung übernommen habt – für die Kirche, aber auch für unser Land und unsere Gesellschaft, die ihr mitprägt“, so Stelzer zu den beiden Jubilaren.
Unter den Ehrengästen war auch Altlandeshauptmann Josef Pühringer. (c) Wakolbinger
In acht Jahrzehnten immer neu Gottes Nähe erfahren
In seinen Dankesworten blickte Bischof Ludwig Schwarz auf die Anfänge seines Lebens zurück: auf die Vertreibung aus seiner Heimat, der Slowakei, als er sechs Jahre alt war. In den Wochen und Monaten der Vertreibung starben zwei Familienmitglieder. Die Mutter, eine große Verehrerin des hl. Don Bosco, meinte in der armseligen Holzbaracke in Wien: „Eines freut mich: dass die Baracke zu einer Pfarre der Salesianer Don Boscos gehört.“ Die Mutter habe ihm den Orden nahegebracht, in den er später mit seinem Bruder eingetreten sei; dafür sei er ihr bis heute dankbar. Schwarz betonte, er sei dankbar für die Berufung, Christ zu sein, und für den Weg des Priesters, den er gehen durfte. „Ich habe in all meinen Tätigkeitsbereichen immer wieder neu Gottes Nähe erfahren dürfen. Ihm danke ich für die acht Jahrzehnte meines Lebens und bitte ihn auch weiterhin um seinen Schutz und Segen“, so der Jubilar.
Quelle: Diözese Linz, Pressestelle
[martin gsellmann]