Kongress im Stift Göttweig: Das rechte Maß finden
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"Etwas haben können gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen, ist auch ein Stück Würde des Menschen. Über etwas verfügen, Macht zu haben und damit etwas zu bewirken ist der tiefe Wunsch. Ehre, Besitz und Macht sind menschlich. Es geht um die rechte Ausübung von Macht, um die rechte Verwendung von Besitz und ein würdiges Ansehen." Sr. Beatrix hat in zwei ausgebuchten Workshops den TeilnehmerInnen des Kongresses die Ordensgelübde näher gebracht: "Es geht um christuskonforme Macht und christusgemäßen Besitz. Sie hatten alles gemeinsam, war auch in der damaligen Zeit der ersten Christen keine leichte Sache." Nachfolge als Ordensfrau oder Ordensmann hat sich am Beginn herauskristallisiert im Rückzug in die Wüste, ohne Besitz, ohne Macht und Ansehen wie es der hl Antonius gemacht hat. "Die radikale Nachfolge Jesu war durch eheloses, armes und gehorsames Leben geprägt." Das Konzil hat den Fokus auf die "gemeinsame Nachfolge Christi aus der Taufe in den Mittelpunkt gestellt".
Der Wille Gottes ist erkennbar
"Durch das Wort Gottes, die Menschen, die jeweilige Lebenssituation, die Kirche und Welt und nicht zuletzt durch die Regungen des Herzens ist der Wille Gottes erkennbar." Es ist immer ein Zueinander von Autorität und Partizipation. Große Entscheidungen eines Ordens fallen immer im Konsens. Mayrhofer erzählte im Workshop, wie die Armen Schulschwestern in der Erneuerung ihrer Konstitutionen nach dem Konzil in Europa "durch langes Hinhören bei der Entscheidung zur Einstimmigkeit gekommen sind. Da war viel waches Hinhören oder Gehorsam da". Armut hat mit Verlassen zu tun: auf Gott, aufeinander, den Besitz und auch mit den Verlassenen leben. Ehelosigkeit ist ein tiefes Geschenk der Berufung, wenn der Verzicht auf intime eheliche Beziehung als "Hingerichtet-Sein auf - bis du kommst in Herrlichkeit - möglich ist". Mayrhofer stellte im Workshop auch die "Brückenbegrifflichkeiten #wach #einfach #gemeinsam in die Diskussion, um damit die Menschen in ihren Lebensrealitäten und Lebenssehnsüchten zu erreichen und in die Zukunft der Orden mitzunehmen".
Es braucht Gesprächsbereitschaft und Zusammenarbeit
"Österreich braucht viel mehr Gesprächsbereitschaft und Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie der Politik."Das hat Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreich in einem Kathpressgespräch am Rande des Kongresses eingemahnt. Sie spricht sich für eine Stärkung der Sozialpartnerschaft und eine Politik aus, "die wirklich das Gemeinwohl im Blick hat". Das gehe nur im vertrauensvollen gestalterischen Miteinander und nicht durch ein "Drüberretten über Notsituationen, wenn es schon brennt in der Gesellschaft". Auch viele Orden würden große Wirtschaftsbetriebe führen. Diese müssten sich auf jeden Fall dadurch auszeichnen, "dass immer der Mensch in seiner Würde gewahrt bleibt, niemals zur 'Nummer' wird und unter die Räder kommt". Das sollte freilich generell in der Wirtschaft gelten. Mayrhofer sprach von einem sehr fruchtbaren Austausch von Wirtschaftstreibenden und Kirchen- bzw. Ordensvertretern beim Kongress. Wiewohl sie freilich auch feststellte, dass die Ordensleute vorrangig auf der Seite jener stünden, die in ungerechten Wirtschaftssystem unter die Räder kommen, seien es Werktätige oder in besonderer Weise auch Arbeitslose.
Im Brunnensaal
Veranstalter des Kongresses christlicher Führungskräfte im Stift Göttweig ist das "Forum christlicher Führungskräfte". Getragen wird dieses von den Ordensgemeinschaften, der Katholischen Aktion Österreich (KA), der Evangelischen Akademie Wien und der Industriellenvereinigung.
Alle Voträge und Berichte sind auf der Website www.wertevollfuehren.at zu finden.
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