Katholische Schulen weit denken
Nach einem kurzen Blick zurück auf die OrdensgründerInnen, die Schulen gegründet und sich dafür durch manchen „Dschungel“ gekämpft haben, stellte Sr. Mayrhofer fest: Katholische Schulen waren immer eine Antwort – als Klosterschulen schon zur Zeit des heiligen Benedikt, als Domschulen an den Kathedralen, als Pfarrschulen und als Bildungsstätte für die Armen, die Landbevölkerung, besonders die Mädchen. Und auch wenn man über Europa hinausblicke, lasse sich feststellen: „Katholische Schule geht hin, wo sie gebraucht wird. Katholische Schule lebt die Ehrfurcht vor der Tradition und dem Wissen um die Würde. Katholische Schule lebt den Namen Jesu.“
Leben wir aus mehr als einem Billa-Sackerl?
Danach machte Sr. Mayerhofer den Gründergeist der Ordensgründerinnen zum Thema und stellte ihn für die TeilnehmerInnen aktuell ins Heute. „Wenn es dort, wo Sie wirken, noch keine katholische Schule gäbe – würden Sie eine gründen wollen? Wer würde den Bauplan entwerfen? Worauf möchten Sie achten? Wer würde mitbauen? Wer bestimmt den Lehrplan, den Schwerpunkt? Wer würde mitarbeiten? Unterrichten? Welche Schülerinnen und Schüler würden Sie aufnehmen? Nur katholische oder auch andere? Und was wäre das Katholische an meiner Schule?“ Sr. Mayrhofer erinnerte sich an eine Firmpredigt, in der von einer Bettlerin erzählt wurde, die ihren ganzen Besitz in ein paar Billa-Sackerln herumträgt und vom Betteln lebt. Dann stirbt die Bettlerin und bekommt ein äußerst pompöses Begräbnis. Es stellt sich heraus, dass sie ein großes Vermögen besessen hat, das sie testamentarisch für die Finanzierung ihres Begräbnisses bestimmt hat. Sr. Mayrhofer schloss die Frage an: „Woraus leben wir christlichen Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher? Sind wir religiöse Billa-Sackerl-Erzieher? Leben wir aus einem Billa-Sackerl, in dem unsere Ausbildungen, unsere Erfahrung, unsere Routine drin sind, oder schöpfen wir aus einem großen Schatz?“ Ist Schule mehr als der zu unterrichtende Stoff, Glaube und Erziehung mehr als Wissen? „Wir müssen nicht nur in das Billa-Sackerl hineingreifen, wir können aus einem Schatz schöpfen, wir dürfen als Christen auf die unendliche Fülle des Lebens vertrauen, denn wir sind getauft, getauft auf den Namen desVaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wir sind auf das Leben getauft.“
Woran ich glaube, dazu erziehe ich
Was heißt das für die Schulgemeinschaft, was heißt das für den Schulalltag? Was sind das für Schulen, in denen Menschen wirken, die an das Leben, an den dreifaltigen Gott glauben? Sr. Mayrhofer: „Es sind Schulen, in denen die Einmaligkeit entdeckt und gefördert und die Vielfalt bejaht und gepflegt wird, in denen rücksichtsvolles Leben in Gemeinschaft geübt, das Verzeihen und Versöhnen einander geschenkt wird, in denen die Schöpfungsvielfalt, der Osterfriede, die Pfingstfreude erbeten werden, aufsprudeln dürfen, wenn wir auf dem Weg in die Schule das Billasackerl, die Aktentasche, noch einmal wegstellen, damit die Hände frei werden, um Weihwasser zu nehmen und ein Kreuzzeichen zu machen.“
Woraus leben wir, woraus schöpfen wir, was hilft uns, katholische Schule weit zu denken?
In Gesprächsgruppen und in den Herbstsitzungen der Gremien wurden die Impulse aus dem Vortrag weiter erörtert und über den zukünftigen Beitrag der katholischen Schulen für die Kirche in Oberösterreich diskutiert, die gerade den Zukunftsweg „Kirche weit denken“ beschreitet. Die Vertreter/innen der katholischen Schulen wissen sich dem kirchlichen Grundauftrag Bildung verpflichtet und sehen sich als wichtige Einrichtungen von Ordensgemeinschaften und Diözese, die den Horizont durch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen weit aufmachen können.
Der gemeinsame Nachmittag konnte beim Abendessen auf Einladung des Landesverbandes katholischer Elternvereine ausklingen – und so manche/r Teilnehmer/in nutzte die Gelegenheit, um sich mit dem Theaterstück „Revisor“ (Nikolai Popol) von den Schüler/innen des Gymnasiums Dachsberg auch kulturell inspirieren zu lassen.
Fotos: Mag. Michael Haderer
[hwinkler]