Nicht Powerfrau, sondern Kraftfrau des Evangeliums
(c) magdalena schauer
Sr. Enzenhofer leitet seit 2002 in Qubeibeh in der Nähe von Jerusalem das Pflegeheim "Beit Emmaus". Rund 30 palästinensische Frauen christlichen und muslimischen Glaubens, die aufgrund ihres Alters oder einer Behinderung auf Hilfe angewiesen sind, werden hier betreut und gepflegt. Enzenhofer hat in dieser Zeit das kleine, einfache Altenheim ihres Ordens zu einer Hausgemeinschaft ausgebaut, der heute sieben Ordensfrauen der Salvatorianerinnen und eine Gruppe von Volontären angehören.
Auf Enzenhofers Initiative wurde zudem 2008 in Zusammenarbeit mit der Bethlehem-Universität in Qubeibeh eine Krankenpflegeschule mit Ausbildungsplätzen für Männer und Frauen errichtet, die seither qualifizierte Pflegekräfte ausbildet. Dass 93 Prozent der Absolventen im Anschluss eine Arbeit gefunden haben, ist in Palästina einzigartig.
Um all das zu leisten, braucht es Durchhaltevermögen, Standhaftigkeit und sehr wenig Blauäugigkeit. Sr. Enzenhofer besitzt diese Eigenschaften. Auf die Frage nach der Bedeutung von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit antwortet sie direkt: „Das Thema unseres Generalkapitels lautet “Salvatorianische Frauen bauen Brücken der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit“. Wir haben uns intensiv damit auseinander gesetzt und wissen, barmherzig zu sein ist sehr wichtig und deswegen lieben uns die Leute auch, weil wir barmherzige Menschen sind. Aber Barmherzigkeit verändert nicht die Welt, sie macht die Welt nicht gerechter. Also ist Gerechtigkeit, das Bauen an einer gerechten Welt, so denke ich, das wichtigere. Das zeigt uns auch die Bibel, dass Gott uns aufgetragen hat, an dieser gerechten Welt zu arbeiten.“
Ein #waches Leben ist für sie gleichbedeutend damit, ein reflektiertes Leben zu führen. Ein nicht reflektiertes Leben ist für Sr. Hildegard Enzenhofer ein nicht gelebtes Leben. Für sie bedeutet Wachheit, die Not um sich herum zu sehen.
Von anderen wird sie als Powerfrau bezeichnet, sie selbst findet die Bezeichnung „Kraftfrau des Evangeliums“ passender. Es sei das tägliche Wort Gottes, das ihr wirklich Kraft gibt.
Bei ihrem letzten Österreichaufenthalt konnte das Medienbüro der Ordensgemeinschaften sie vor die Kamera bitten. Auf die Frage nach ihrem Lebensweg und der Zukunft antwortet sie: „Ich denke das ist mir zugefallen, ich habe das nicht geplant, ich plane das auch nicht. Gott schenkt mir eine sehr gute Gesundheit für die ich sehr dankbar bin, sonst könnte ich das auch nicht machen.“
Ob immer neue Projekte anstehen?: „Ich bin eher eine Frau die an Vertiefung glaubt, als immer an etwas Neues. Das versuche ich auch den Menschen immer zu sagen, dass wir das, was wir tun, besser machen sollen. Nicht immer wieder etwas Neues und dann weiß man irgendwann nicht mehr, was man wirklich tut.“
Ihr Rezept?: „Ich bin eine Freundin des Lebens. Es ist mein Wunsch, die anderen groß sein zu lassen. Deshalb gefällt mir auch das Wort Ermächtigung. Es bedeutet, den anderen Rechte zu geben, die anderen groß sein zu lassen. Das freut mich einfach. Ich glaube, das schätzen die Leute, das sagen sie mir auch immer wieder.“
[mschauer]