Provinzial Bernhard Bürgler: Verstärkte Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika erforderlich
Die Statistik zeigt, dass es 2018 de facto keine illegale Migration in die EU mehr gibt. Damit das so bleibt, braucht Afrika Unterstützung in Form von Investitionen. Quelle: @donaldtusk
Aktueller Anlass der Presseaussendung ist der EU-Gipfel von Salzburg am 20. September 2018, bei dem das Migrationsthema im Fokus steht. P. Bernhard Bürgler richtet in diesem Zusammenhang einen Appell an die europäischen Regierungsverantwortlichen, im Einsatz gegen illegale Migration eine „verstärkte Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika“ zu fördern.
Brücken bauen
„Wir sehen ein hohes Ausmaß an gegenseitigem Nutzen in der Entwicklung und Vertiefung von Beziehungen: bei einem faireren Handel, beim Austausch von Technologie und natürlichen Ressourcen, oder dem Ausgleich zwischen europäischem Bevölkerungsschwund und afrikanischem Bevölkerungswachstum“, schreibt Bürgler. „Europa und Afrika sind verbunden durch die gemeinsame Unterzeichnung der nachhaltigen Entwicklungsziele, des Pariser Klimaabkommens, des anstehenden Global Compact on Migration und anderer Abkommen. All dies muss in pragmatische und verbindliche Politik und Verträge zur Steigerung des wechselseitigen Nutzens übertragen werden, und wir Jesuiten sind bereit, hier Brücken zu bauen.“ Das seien die eigentlichen Themen, die beim EU-Gipfel in Salzburg besprochen werden müssten, nicht die Grenzsicherung, die ,Sophia‘-Mission im Mittelmeer, die Schließung von Häfen oder die Schaffung von ‚Anlandezentren‘ in Nordafrika, kritisiert der Ordensmann.
Provinzial P. Bernhard Bürgler: "Wir Jesuiten sind bereit, hier Brücken zu bauen." (c) Jesuiten
Migranten verdienen Respekt
„Alle Migranten sind Menschen und verdienen Respekt aufgrund ihrer menschlichen Würde“, betonte der Zweite Vorsitzende von Österreichs Männerorden. Diese Würde sehe er verletzt in nordafrikanischen Transitländern, der Überquerung des Mittelmeers ohne den Zugang zu Häfen oder in überfüllten Flüchtlingslagern. „Deshalb unterstützen wir Papst Franziskus‘ Appell zum diesjährigen 104. Welttag der Migranten, den Zugang zu humanitären Visa zu verbessern, insbesondere für jene, die eine Familienzusammenführung anstreben, oder die vor Gewalt und Naturkatastrophen fliehen“, so Provinzial Bürgler wörtlich.
Afrika benötigt Investitionen
In der Presseaussendung kommt auch P. Agbonkhianmeghe Orobator, Präsident der afrikanischen Jesuiten, zu Wort. Er will bewusst zu machen, dass 2035 ca. 450 Millionen junge Afrikaner einen Arbeitsplatz benötigen, während vermutlich bestenfalls 110 Millionen Jobs geschaffen werden – und schon jetzt ist die Mehrzahl junger Menschen in Afrika arbeitslos. Der Ordensmann weist darauf hin, dass derzeit mehr Geld illegal oder illegitim aus Afrika, etwa durch aggressive Steuervermeidung, Steuerhinterziehung oder Geldwäsche, abfließt als durch Entwicklungshilfe und ausländischen Direktinvestitionen insgesamt hineinfließt. „Wenn Europa afrikanische Länder bei der Unterbindung solcher Abflüsse unterstützt, könnten diese mehr Gelder abschöpfen, um in Infrastruktur, Bildung oder Gesundheitsfürsorge zu investieren. Dies wird längerfristig Menschen bewegen, in Afrika zu bleiben und schließlich illegale Migration austrocknen“, so P. Orobator.
[rsonnleitner]