Von 22. bis 24. August und von 29. bis 31. August findet die 43. NÖKISS in und rund um das Chorherrenstift Herzogenburg statt. Die größten Kindersommerspiele Österreichs stehen heuer unter dem Motto: „1,2, tausend, viele“. Was dieses Motto bedeutet, warum ein Augenblick uns die Ewigkeit nahebringen kann und wie er das Kind in sich wiederentdeckt, darüber sprach im Interview Propst Maximilian Fürnsinn, NÖKISS-Hausherr und früherer Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs.
Beginnen wir mit einer persönlichen Frage: Entdecken Sie auf der NÖKISS auch das Kind in sich wieder?
Propst Fürnsinn:(lacht) Ja, selbstverständlich. Tatsächlich probiere ich auch die meisten Spiele selbst aus, und das macht echt Spaß. Îch freue mich auf die Begegnung mit Kindern. Sie sprechen mich an, sie fragen mich, was es mit dem Kreuz auf sich hat, das ich auf meiner Brust trage. Jesus sagt in der Bibel, wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr keinesfalls in das Himmelsreich hineinkommen. Kinder sind eine wunderbare Aufmunterung, und wir können von ihnen viel lernen. Zum Beispiel diese grundsätzlich positive Offenheit, die sie besitzen. Das will auch Jesus, dass wir in dieser Offenheit auf Gott zugehen. Diese Offenheit leben uns Kinder vor.
Ist das der Grund, warum Sie und das Stift, ironisch gesprochen, den Stress der NÖKISS auf sich nehmen?
Propst Fürnsinn: Eine gute Frage. Ich denke, es ist eine unglaublich spannende Sache, junge Menschen in ein rund 900 Jahre altes Kloster einzuladen. Das bringt uns junge Dynamik und Lebensfreude, es ist wie eine Art Auffrischung. Also insofern ist dieser Kontrast schon ein großes Erlebnis und jede Mühe wert.
Die NÖKISS ist ja mittlerweile fast zu einem Markenzeichen für das Stift Herzogenburg geworden.
Propst Fürnsinn: Seit mehr 40 Jahre veranstalten wir diesen Kindersommer. Das heißt, mittlerweile kommt die dritte Generation mit ihren Kindern zu uns. Das schafft eine unglaublich positive Beziehung zu unserem Kloster, aber auch zur Kirche. Nämlich eine andere Form der Kirche, eine Kirche zum Angreifen, die lacht, die Freude hat, die kreativ ist.
Wir sind ja heute alle auf der Suche nach einer neuen Form der Kirche. Diese Form beinhaltet vielleicht nicht alles, was man sich am theologischen Reißbrett vorstellt, aber es entsteht so doch eine neue Zugehörigkeit. Es wird ein anderer Zugang zur Gläubigkeit gefunden.
Das steckt hinter unserem Bemühen, hinter all den vielen Angeboten, die es auf der NÖKISS gibt. Wir haben die größte Kindertheaterveranstaltung, insgesamt 60 Produktionen. Wir haben einen eigenen Zirkus, ein Kreativzentrum, eine Arena, Konzerte, um nur einige Beispiele zu nennen.
Gibt es auch ein religiöses Angebot?
Propst Fürnsinn: Selbstverständlich. Wir bieten den Kindern Bibel- und Klosterworkshops an, von der Bibliothek bis hin zur Orgel. Bei uns können sie auch beim Chorgebet, vor allem beim Mittagsgebet, mitmachen. Da versuchen wir, ihnen ein bisschen die Welt der Psalmen kindgerecht zu erschließen, und ich staune, wie einfach das eigentlich geht. Schließlich sind das ganz alte Gebete, zweieinhalbtausend Jahre alt. Wir haben auch ein Jugendgebet im Rahmen der NÖKISS, und wir freuen uns vor allem auf die Lagerfeuermessen an den beiden Samstagabenden.
Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Erfolg der NÖKISS beteiligt?
Propst Fürnsinn: Es sind rund 1.000 freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und die sind mit Feuereifer dabei und leben den Grundsatz: Für die Kinder tun wir alles! Das Engagement dieser vielen Menschen ist unglaublich. 1.000 Leute - politisch, weltanschaulich, altersmäßig aus allen Ecken kommend – tragen zu einer Idee bei, die mit Kirche zu tun hat, das halte ich heutzutage für einen sehr wichtigen Schritt.
Wieviele Besucherinnen und Besucher können Sie jährlich bei der NÖKISS begrüßen?
Propst Fürnsinn: Wir haben an den beiden Wochenenden so um die 15.000 bis 18.000 Gäste. Es ist das größte Kinderspielefest Österreichs, ich glaube, das darf man ruhig sagen.
Wie kam es zu dem heurigen Motto „1,2, tausend, viele. Von der Einfachheit zur Ewigkeit“?
Propst Fürnsinn: Die Pfarre Herzogenburg ist heuer 1.000 Jahre alt geworden, das haben wir als Grundlage für unser Fest genommen. Die Gottesdienste und die Veranstaltungen orientieren sich daran und bedenken Zeit und Ewigkeit. Das klingt jetzt ein wenig hochgestochen und wird natürlich kindgerecht umgesetzt. Doch die Ewigkeit erreicht man dort am besten, wo der Augenblick ganz gelebt wird. Und wir zeigen, dass hier eine Pfarre tausend Jahre auf Wanderschaft mit und zu Gott ist.
Die NÖKISS hat mit einem kolportierten Umsatz im sechsstelligen Eurobereich auch wirtschaftliche Bedeutung für die Region.
Propst Fürnsinn: Die NÖKISS ist nicht nur Bühne für junge Künstler aus der Region, sondern natürlich auch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, von dem nicht nur Stadt Herzogenburg, sondern auch die Region Traisental-Donauland und letztendlich die gesamte Ostregion Österreichs profitiert.
Zum Abschluss: Was ist für Sie persönlich der Höhepunkt des Festes?
Propst Fürnsinn: Die beiden schon erwähnten Lagerfeuermessen an den Samstagabenden. An die tausend Menschen feiern, gemeinsam um ein Lagerfeuer versammelt,eine Messe in einer ganz offenen Form. Das sind schon berührende Momente.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Pressefoto zum Downloaden finden Sie hier.
[rs]