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Pallottinermissionar Wasensteiner: Brasilien abseits der Fußball-WM

P. Josef Wasensteiner 120Während Millionen Fußballfans aus aller Welt im Fernsehen und Hunderttausende in den Stadien live bei den Fußballspielen der Weltmeisterschaft mitfiebern, macht der seit mehr als 23 Jahren in Brasilien tätige Pallottinerpater Josef Wasensteiner in Deutschland zurzeit Heimaturlaub. Er kann die Fußballbegeisterung durchaus verstehen. Aber für ihn gibt es nicht nur das als Gastgeberland des Fußballfestes glänzende Brasilien. Er kennt aus eigener Erfahrung das Brasilien abseits der WM, weiß um soziale Missstände und Nöte, denen er täglich begegnet.

„Wir brauchen keine Weltmeisterschaft, wir brauchen Geld für Krankenhäuser und Bildung“, heißt es zum Beispiel auf unzähligen Plakaten der Demonstranten schon im Vorfeld der Sportveranstaltung und auch jetzt, wo die WM in vollem Gange ist. Forderungen und Nöte, die nicht nur Millionen Bürger gehen auf die Straße gehen lassen, sondern die auch Pater Wasensteiner aus seinen Gemeinden im Bundesstaat Maranhão, dem ärmsten des Landes, kennt. 1991 ist er gemeinsam mit zwei weiteren pallottinischen Mitbrüdern aus Friedberg nach Südamerika entsandt worden; heute kümmern sich sechs Pallottiner gemeinsam mit pallottinischen Schwestern um die Seelsorge in der Stadt Codó und im Umland. „Auch Codó ist im Fußballfieber, doch auch bei uns fordern die Menschen ein Schulwesen und Gesundheitsreformen nach Richtlinien der FIFA“, sagt der 56-Jährige. Soziale Ungleichheit, Arbeitslosigkeit, Gewalt in allen Formen, Landkonflikte und Korruption sind nur eine Handvoll der Herausforderungen und Probleme, denen der Pallottiner Tag für Tag in seiner Arbeit begegnet. „Die Sorgen und Nöte der Menschen in Brasilien sind andere als hier. Geschiedene und Wiederverheiratete sind kein Thema. Es geht um Analphabetismus, Wassernot oder Krankheiten wie Lepra oder Tuberkulose. Die Fragen an die Kirche sind ganz andere.“ Damit möchte der Pater keinesfalls die hiesigen Fragestellungen diskreditieren, sondern lediglich auf die unterschiedlichen Bedürfnisse hinweisen.

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Rechtsschutz geben, Hoffnung stärken

Staatliche Kampagnen, die für Wachstum und Fortschritt werben, gibt es zu viele; doch für wen, fragt P. Wasensteiner. Bauern werden zu Gunsten von Großunternehmen von ihrem Land vertrieben, um Soja oder Zuckerrohr im großen Stil anzubauen und die Geldbörsen der Investoren zu füllen. So ist eines der wichtigsten Projekte der Pallottiner in Maranhão derzeit, Rechtsanwälte der Landpastoral zu finanzieren, die das Landrecht von Dörfern und Gemeinden vor Gericht vertreten. Außerdem werden die Gemeinschaften auf dem Land gestärkt. „In 78 Basisgemeinden im Landesinneren von Codó feiern wir die Eucharistie, Taufen, Hochzeiten und bilden Basisgemeindeleiter aus. Diese übernehmen dann wöchentliche Wortgottesdienste und organisieren Treffen, Austausch und Veranstaltungen. In den Gruppen und in der Einheit der Gemeinschaft erfahren die Menschen den Glauben, Solidarität und Stärke. Das gibt ihnen Hoffnung und Kraft.“

Bildung als Schlüssel

Gemeinsam mit anderen kirchlichen Einrichtungen engagieren sich die Pallottiner für die Aus- und Weiterbildung der Bevölkerung. Für Kinder wird Musikunterricht oder Nachmittagsbetreuung geboten, Landarbeiter können an Kursen zur Alphabetisierung oder zur politischen Weiterbildung teilnehmen. Wichtig ist dabei, die berühmte „Hilfe zur Selbsthilfe“. Es ginge nicht darum, der spendable Gönner aus Europa zu sein, erklärt P. Wasensteiner. „Die Menschen sollen nicht passiv sein und den Pater vorangehen lassen, sondern selbst aktiv werden. Wir helfen dann da, wo die Problemlösung aus Geldmangel scheitern würde.“ So werden zum Beispiel Brunnen in abgelegenen Gegenden gebaut, um sauberes Trinkwasser für die Bevölkerung sicherzustellen.
Trotz all der bestehenden Probleme in Brasilien, hat die WM für P. Wasensteiner auch etwas Gutes: „Sie bringt die Menschen zusammen, das ist immer gut.“

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Text- und Bildquelle: Pallottiner

[hw]

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