Beim außerordentlichen Generalkapitel in Ariccia beim Rom wählten die Kamillianer am 19. Juni eine neue Leitung. P. Leocir Pessini, bislang Vorsteher der brasilianischen Provinz, wurde mit großer Mehrheit zum neuen Generaloberen gewählt. Er ist Nachfolger des Italieners Renato Salvatore. Das außerordentliche Generalkapitel war notwendig worden, nachdem Salvatore seine Amtsgeschäfte infolge seiner Verhaftung im November 2013 niederlegen musste.
Gegen Salvatore läuft derzeit ein Prozess vor einem italienischen Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Mai vergangenen Jahres die vorübergehende Festnahme und Vernehmung von zwei Ordensangehörigen durch zwei bestochene Finanzpolizisten arrangiert zu haben. Nach Auffassung der Ermittler wollte er dadurch verhindern, dass die beiden an der Generaloberen-Wahl teilnehmen und gegen ihn stimmen. Zudem waren die Ermittler auf finanzielle Unregelmäßigkeiten in der Ordensverwaltung gestoßen. Beträge in Millionenhöhe sollen in die Schweiz verschoben worden sein.
Der 1955 im brasilianischen Santa Caterina geborene Pessini legte 1978 seine ewigen Ordensgelübde ab und wurde 1980 zum Priester geweiht. Er studierte Philosophie in Sao Paolo und Theologie an der päpstlichen Hochschule der Salesianer in Rom. Seine Spezialgebiete sind die Krankenhausseelsorge, Bioethik und Moraltheologie. Pessini ist zudem Herausgeber von zwei wissenschaftlichen Zeitschriften und steht dem Zusammenschluss von 56 Kamillianer-Krankenhäusern in Brasilien vor.
Den Kamillianern gehören nach eigenen Angaben rund 1.200 Ordensmitglieder an. Der von Kamillus von Lellis 1591 gegründete Orden engagiert sich vor allem in der Krankenpflege. Weltweit unterhält er Krankenhäuser, Gesundheitsstationen, Lepradörfer und Aids-Zentren. Hinzu kommen Ausbildungsinstitute und Universitäten für Ärzte und Mitarbeiter im Gesundheitsdienst.
Bild- und Textquelle: Kamillianer
[hw]